Zerstörte Schönheit – Fotoausstellung des Medienpreisträgers Reiner Voß in der Pfalzbibliothek

„Natur und Nachhaltigkeit sind auch immer wieder Themen, die wir in der Pfalzbibliothek unter anderem mit Ausstellungen aufgreifen“, sagte Bibliotheksleiterin Claudia Germann bei der Eröffnung der Ausstellung „Der Klimawandel in der Pfalz. Eine Region verändert sich“, die Fotos des Medienpreisträgers Reiner Voß zeigt. Dass Reiner Voß mit seinen Fotos „leider Gottes voll im Trend liegt“, stellte die stellvertretende Bezirkstagsvorsitzende Ruth Ratter fest und verwies auch auf die derzeitige Ausstellung im Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk) „Artists for Nature“; was die Künstlerinnen und Künstler dort global in den Blick nähmen, spiele sich für Reiner Voß auf der lokalen Ebene ab. Er beschäftige sich mit der wichtigen Frage, wie wir unseren Kindern und Enkelkindern unsere Natur bewahren können. „Es ist ihm ein Anliegen, uns wachzurütteln.“ Er wolle Druck aufbauen, dass die politisch Handelnden aktiv werden und den Klimawandel angehen. „Auf seinen Fotos ist immer noch die Schönheit zu sehen“, so Ruth Ratter. Sie dokumentierten das, was einmal war, und appellierten an uns, etwas zu tun.

Reiner Voß, den der Bezirksverband Pfalz Ende 2022 mit dem Medienpreis Pfalz ausgezeichnet hat, stellte sodann sein Projekt vor. Seit rund 30 Jahren fotografiere er die Schönheit der hiesigen Landschaft. Während der Corona-Zeit, als er sich viel in der Natur aufgehalten habe, seien ihm immer mehr Motive der Zerstörung vor die Kamera gekommen. Diese präsentierte der Fotograf und Diplom-Biologe in einem kleinen, chronologisch aufgebauten Lichtbildervortrag. 2017 habe man fast den Rhein zu Fuß durchqueren können. Nach der langen Trockenheit sei er in so starke Regengüsse gekommen, dass er sogar das Auto anhalten musste. 2018 habe es Unwetter, überflutete Straßen in Kaiserslautern gegeben – Bilder, die man bis dahin nur im Fernsehen zu sehen bekommen hätte. 2019 konnte er feststellen, dass der Jagdhausweiher bei Kaiserslautern immer leerer wurde, er sei nur noch „eine Pfütze“, inzwischen sei er nahezu ausgetrocknet. 2020 sei das Jahr gewesen, in dem der Klimawandel nicht mehr komme, sondern schon da sei. Bei Starkregenereignissen habe der ausgetrocknete Boden das Wasser nicht mehr aufnehmen können; es floss oberflächlich ab und konnte nicht zu Grundwasser werden. Uralte Buchen seien im Spätsommer schon braun gefärbt, das heißt, sie seien am Absterben. Auch der Vogelwoog, ein Kaiserslauterer Naherholungsgebiet, habe immer weniger Wasser.



2021 habe es einen nassen Winter gegeben, trotzdem sei im Gelterswoog zu wenig Wasser; die Quellgebiete würden genutzt, um Trinkwasser zu entnehmen. „Es wird soweit kommen, dass wir Trinkwasserprobleme haben“, prophezeite er. 2022 gab es im April solche Mengen nassen Schnees, der durch sein Gewicht viele Schäden angerichtet habe. Danach sei es so schnell warm geworden, dass die Fische wach wurden, aber noch kein Futter fanden, was zu einem Fischsterben führte. Ende Mai, Anfang Juni sei das Getreide schon gelb, aber nicht reif gewesen, was die Bauern zu Noternten gezwungen habe. Auch sah er umgefallene Buchen, die keine mächtigen Wurzeln mehr haben. Dies zeige, dass die Bäume mit der Hitze nicht zurechtkämen. Ende Oktober habe er gar 26 Grad gemessen. Kaiserslautern verfüge über 20 Prozent weniger Grundwasser und doch verkaufe die Westpfalz ihr Grundwasser – „das ist verrückt“, so Voß. Schon vor 50 Jahren habe der Club of Rome seinen Bericht „Grenzen des Wachstums“ herausgebracht und gewarnt. Das Problem sei die rasante Geschwindigkeit der Veränderungsprozesse. Die Natur könne sich nicht so schnell anpassen. 2023 käme es in einzelnen Kommunen zum Umdenken: Sie legten riesige Wasserzwischenspeicher an, forderten die Bevölkerung auf, junge Bäume zu gießen, würden weniger Fläche versiegeln, Schottergärten verbieten, Dächer begrünen und Solaranlagen installieren.

In der Ausstellung präsentiert Reiner Voß mehr als 40 Fotos, zum Teil schwarzweiß, die den Klimawandel sichtbar machen: „Ästhetik und Untergang liegen nahe beieinander“ – so seine Worte. Dazu hat die Pfalzbibliothek eine Auswahl an themenrelevanter Literatur herausgesucht. Die Schau ist bis 19. August in der Pfalzbibliothek in Kaiserslautern, Bismarckstraße 17, montags, dienstags, donnerstags und freitags von 9 bis 16 Uhr, mittwochs von 9 bis 12 Uhr sowie samstags von 10 bis 14 Uhr zu sehen (Eintritt frei).

Eindringliche Motive in der Pfalzbibliothek: Fotograf Reiner Voß und Bibliotheksleiterin Claudia Germann
(Foto: Bezirksverband Pfalz)

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Quelle Text/Bild:
Bezirksverband Pfalz
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Bismarckstraße 17
67655 Kaiserslautern

www.bv-pfalz.de

Kaiserslautern, 15.05.2023

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