Roman: Knut Hamsun – Hunger
Ein junger Mann irrt durch eine Stadt, ohne Ziel und Daseinszweck, körperlich ausgezehrt, doch «vom fröhlichen Wahnsinn des Hungers gepackt». Das ist es, was ihn aufrecht hält: ein irrlichternder Geist, ein seismografisches Empfinden, eine fantastische Erfindungs- und Einbildungskraft. Hamsun hat in seinem 1890 erschienen Klassiker für die desolate Verfassung des Ich-Erzählers einen Sprachduktus gefunden, der Scham und Größenwahn, Verzweiflung und Überspanntheit nicht nur behauptet, sondern in einer radikalen Erzählweise erfahrbar werden lässt. Über weite Strecken im inneren Monolog gehalten, entwickelt er Stilmittel, die Jahrzehnte später Marcel Proust, James Joyce oder Virginia Woolf aufgreifen werden. Neu übersetzt von Ulrich Sonnenberg.
Roman
Sofi Oksanen – Baby Jane
Als die Ich-Erzählerin die charismatische und attraktive Piki kennenlernt, verliebt sie sich Hals über Kopf. Doch erst nach einiger Zeit wird ihr klar, dass Piki Geheimnisse vor ihr hat: Durch eine Angststörung ist sie im Alltag stark eingeschränkt und unfähig, einfachste Tätigkeiten auszuführen. Deshalb ist sie abhängig von ihrer Exfreundin Bossa, die Dinge wie Einkaufen und Wäschemachen für sie erledigt. Doch die Erzählerin will diese Intimitäten nicht hinnehmen. Zu Eifersucht und Misstrauen gesellen sich ihre eigenen psychischen und finanziellen Probleme – und es dauert nicht lange, bis sich der schwelende Konflikt zwischen ihnen gewaltsam entlädt.
Essay
Eva Demski – Mein anarchistisches Album
Eva Demski hat die spannende Geschichte des Anarchismus durchstreift und die zahllosen Ausprägungen, in denen sie ihm begegnet ist, gesammelt. Sie erinnert an Bakunin, Mühsam und Emma Goldman, erzählt von anarchistischen Uhrmachern des 19. Jahrhunderts, von fortschrittlichen Fürsten und Entdeckerinnen wie Isabelle Eberhardt; sie tut fast vergessene Dichterinnen und Dichter auf und versucht, den Sisi-Mörder Lucheni zu begreifen. Aus Porträts, Ortsterminen, Alltagsbeobachtungen, Pamphleten und Liebeserklärungen ist so ein buntes Album mit Momentaufnahmen aus vielen Epochen entstanden – und man staunt darüber, was man mit dem Buchstaben A alles anfangen kann.
Krimi
Cherie Jones – Wie die einarmige Schwester das Haus fegt
Baxter’s Beach, Barbados: ein perfektes Paradies, solange niemand an der Oberfläche kratzt. Adan ist ein charismatischer, aber gewissenloser Kleinkrimineller, dessen Einbruch in eine der Strandvillen eine Kette von schrecklichen Ereignissen auslöst: Ein Schuss, den niemand hören sollte. Ein Mord, der alles verändert und der auch die junge Lala an einen Wendepunkt führt. Cherie Jones erzählt in eindringlicher, lyrischer Sprache davon, wie Liebe und Verbrechen die Leben ihrer Figuren über alle Klassenschranken und Hautfarben hinweg auf dramatische Weise verändern. „Wie die einarmige Schwester das Haus fegt“ war drei Monate auf der Krimibestenliste.
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Quelle Text/Bild:
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Kaiserslautern, 12.01.2023