Der Ausschuss für Gedenkarbeit und Demokratieförderung, den der stellvertretende Vorsitzende Manfred Schwarz leitete, erhielt zu verschiedenen Projekten einen Sachstandsbericht. So informierte Ulrich Burkhart, Archivar des Bezirksverbands Pfalz, über Projekte zur Demokratieförderung, die an den beiden Schulen des Bezirksverbands Pfalz in diesem Jahr gelaufen sind. Die Meisterschule für Handwerker in Kaiserslautern habe zweimal das Klassenzimmerstück des Pfalztheaters „Deine Helden – meine Träume“ angeboten; das Ein-Personen-Stück beschäftige sich mit dem Thema Rechtsradikalismus, Neonationalsozialismus und Ausländerfeindlichkeit. Des Weiteren habe sie das „Jugendplanspiel Populismus“ des Demokratiezentrums Rheinland-Pfalz und den Workshop „Hate Speech“ von „Medien und Bildung“, Lernwerkstatt Rheinland-Pfalz, durchgeführt. Das Pfalzinstitut für Hören und Kommunikation in Frankenthal habe ebenfalls das Klassenzimmerstück sowie den Workshop gebucht. Auch für das kommende Jahr seien weitere Projekte in Planung.
Paulin Müller und Cora Faßbender, die zurzeit ein Freiwilliges Soziales Jahr beim Bezirksverband Pfalz absolvieren, berichteten über die Gurs-Gedenkfahrt Ende Oktober. Dabei besuchten Jugendliche sowie eine Delegation des Bezirksverbands Pfalz sowohl die Gedenkfeier auf dem Lagerfriedhof als auch die Gedenkstätte mit einer wiederaufgebauten Baracke und einem Weg der Erinnerung. Besonders beeindruckt zeigten sie sich von einem Zeitzeugengespräch, bei dem die Schicksale zweier nach Gurs deportierter Männer durch deren Töchter Rita Althausen und Hélene Yaïche-Wolf realistisch und schonungslos geschildert worden seien.
Schließlich stellte Dr. Franz-Josef Ratter die Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit in Rheinland-Pfalz (LAG) vor, die seit April 2001 tätig sei. Ziel sei es, durch Vernetzung eine effizientere Gedenkarbeit zu erreichen. Zurzeit habe die LAG 90 Mitglieder, unter anderem Gedenkstätten, Initiativen, Vereine, Universitäten, jüdische und christliche Einrichtungen, den Verband Deutscher Sinti und Roma, Einzelpersonen sowie seit über zehn Jahren den Bezirksverband Pfalz. Sei es anfänglich vor allem ums Erinnern, Gedenken und Ermahnen gegangen, liege der Fokus heute darauf, gegen Antisemitismus, Rassismus, Rechtsradikalität und Antiziganismus vorzugehen. Neben einer der größten Opfergruppen des Naziregimes, der jüdischen Bevölkerung, wolle man auch weniger beachtete, wie Homosexuelle, politisch Andersdenkende, Euthanasieoper, im Nazijargon „Asoziale“ bezeichnete Menschen, Zeugen Jehovas sowie Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in den Blick nehmen. Um sich den vielfältigen Aufgaben widmen zu können, hätten sich drei Arbeitsgruppen gebildet: Die erste kümmere sich um Kommunikation und Außendarstellung, insbesondere um die Herausgabe des Newsletters „Dialog“, auch soll die Internetseite neu gestaltet werden; die zweite beschäftige sich mit den Inhalten, wobei hier die Schulung der Mitglieder, wie man zur Forschung und Archivarbeit komme, wesentlich sei; die dritte bearbeite die formalen Strukturen, unter anderem einen Fonds, und habe die Hauptaufgabe, die LAG, die keine rechtliche Grundlage habe, in eine verbindliche Rechtsform, beispielsweise einen Verein, umzuwandeln. Alle Mitglieder würden sich ehrenamtlich einbringen. Abschließend sagte Ratter über die LAG: „Die über 20-jährige Erinnerungsarbeit auf Landesebene ist eine Erfolgsgeschichte, die unbedingt fortgesetzt werden muss – gerade auch angesichts des Zustands in unserer heutigen Gesellschaft.“ Und er appellierte: „Es liegt an uns, sich in der Gedenk- und Erinnerungsarbeit zu engagieren!“
Gedenkfahrt nach Gurs: Jugendliche unterwegs auf dem Weg der Erinnerung im ehemaligen Lager
(Foto: Bezirksverband Pfalz)
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Kaiserslautern, 02.12..2022
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