Ausstellung mit Begleitprogramm über „Vally Wieselthier. Golden Girls – No. 2” im mpk

Die Diva der Wiener Werkstätte

Rund 50 Werke der Wiener Künstlerin und Designerin Vally Wieselthier (1895-1945) zeigt das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk), Museumsplatz 1, in der Ausstellungsreihe „Golden Girls“ vom 5. November bis zum 26. Februar. Sie wird am Freitag, 4. November, um 19 Uhr mit mpk-Direktor Steffen Egle, Bezirkstagsmitglied Irmgard Münch-Weinmann und Kuratorin Dr. Svenja Kriebel eröffnet. Die Künstlerin gehört zu den wichtigsten Vertreterinnen der Wiener Werkstätte. Trotzdem ist ihr Werk weniger bekannt als das ihrer männlichen Kollegen. Dabei zeugen ihre Keramiken, Stoff-, Spielzeug- und Tapetenentwürfe sowie ihre Buch- und Plakatkunst von einer unbändigen Experimentierfreude. Wieselthiers Werdegang ist im kompromisslosen Durchsetzungsvermögen und Selbstbewusstsein beispiellos. Wertvolle Leihgaben aus dem Museum für Angewandte Kunst Wien sowie ausgewählte Gebrauchskeramiken aus Wiener Galerien und Privatbesitz spiegeln auf eindrückliche und humorvolle Weise ihren unbeirrbaren Gestaltungswillen in einer patriarchalischen Gesellschaft wider.

Vally Wieselthier gilt als die Diva der Wiener Werkstätte. Die Mitbegründerin der Keramischen Plastik besticht in ihren Werken mit einer expressiven Farbwahl. Ihre zumeist weiblichen Akte sind zugleich humorvoll und von selbstbewusster Sinnlichkeit. Zudem kreierte Wieselthier Gebrauchskeramik, unter anderem Lampenfüße, Blumenvasen und Teeservices. Die Schau zeigt zum einen, wie sehr ihre Arbeiten die Grenzen von angewandter und freier Kunst verwischen beziehungsweise aufheben. Zum andern positioniert sie Wieselthiers Schaffen im Zusammenhang mit der Sammlung angewandter Kunst im mpk und setzt die Künstlerin damit in den Kontext ihrer Kolleginnen und Kollegen, wie Hertha von Bucher, Walter Bosse, Lotta Calm, Diana Kuhn und Kitty Rix. Dabei werden auch die unterschiedlichen Bewertungen herausgestellt, mit denen man das Schaffen insbesondere der Künstlerinnen abwertete. Das mpk zeigt über 50 exemplarisch ausgewählte Beispiele ihrer Keramik- und Entwurfskunst, darunter die 1938 in New York entstandene 1,34 Meter hohe „Salome“. Mit der Salome-Thematik verbindet sich Gewalt und Schönheit. Wieselthier zeigt sie als beredtes Beispiel für den Konflikt zwischen dem gesellschaftlichen Anspruch an die Frau und der großen Kraftanstrengung, sich als solche im Berufsleben zu behaupten.

 

Ein umfangreiches Begleitprogramm stellt die Künstlerin vor. So thematisiert das „Kunstwerk des Monats und Treffen mit Freunden“ am Samstag, 5. November, um 15 Uhr Wieselthiers „Salome“. Am Sonntag, 6. November, um 11 Uhr dreht sich die Familienführung um die „Wilde Designerin der 1920er Jahre“. „Vally Wieselthier – Wiener Weh!?“ bringt Kuratorin Dr. Svenja Kriebel am Mittwoch, 9. November, um 12.30 Uhr auf den Punkt. Am Donnerstag, 17. November, steht um 19 Uhr bei „Yoga im Museum“ „ein ganz besonderer Kopf“ im Mittelpunkt. Die Märchenstunde in der Ausstellung dreht sich am Sonntag, 20. November, um 15 Uhr darum, „wenn Spielzeug lebendig wird“. „Art after Work“ bietet am Donnerstag, 26. Januar, ab 19 Uhr einen Talk an der Bar und DJ-Launch mit offenem Ende. Am Donnerstag, 9. Februar, um 19 Uhr bespricht Dr. Svenja Kriebel mit Karin Bille, Leiterin der Beratungsstelle für Formgebung, Handwerkerin und Designerin, und Dorothee Wenz, Künstlerin und Pfalzpreisträgerin für Kunsthandwerk 2022, die Frage „Frau – und trotzdem erfolgreich!?“; anschließend gibt es Musik. Das mpk bietet Keramik-Workshops zu „Art Deco-Flowers“ mit Cristina Beard am Dienstag, 22. und 27. November, und Mittwoch, 7. Dezember, jeweils um 18 Uhr an. Führungen durch die Ausstellung stehen am Sonntag, 13. November, um 11 Uhr, am Dienstag, 15. November, um 18 Uhr und am Sonntag, 27. November, um 11 Uhr auf dem Plan.

 

Wieselthier, ein eigenwilliges Multitalent, wurde 1895 in Wien geboren. Sie sticht als Schülerin im Sport hervor – ungewöhnlich für ein Mädchen der gehobenen Gesellschaft. Mit zwölf Jahren gewinnt sie Meistertitel im Schwimmen und Tauchen, mit 14 zählt sie zu den Jahrgangsbesten in Tennis, Hockey und Skifahren. Den Besuch der „Kunstschule für Frauen und Mädchen“ bricht sie ohne Wissen der Eltern ab und wechselt zur Wiener Kunstgewerbeschule. Dort besucht sie die Fachklassen Textil, Architektur und Keramik. Josef Hoffmann, der Mitbegründer der Wiener Werkstätte, und Michael Powolny, ihr Lehrer für Keramik, erkennen ihr Talent und fördern sie. Bereits 1917 kommt sie zur Wiener Werkstätte. Sie erhält früh Preise für ihre Arbeiten und eröffnet 1922 ihre eigene „Keramische Werkstätte Vally Wieselthier“; weiterhin beliefert sie die Wiener Werkstätten, arbeitet aber auch mit zahlreichen anderen Keramikmanufakturen zusammen. Wieselthier verkauft viel nach Deutschland und in die USA. 1927 tritt sie wieder in die Wiener Werkstätte ein und leitet bis 1929 die dortige Keramikwerkstätte. Ein Jahr später stellt sie erstmals in den USA aus und erhält eine überwältigende Resonanz von der Kritik; es folgen weitere Ausstellungen und ihre Stoffentwürfe kommen in amerikanische Produktion. Als erste Frau wird sie Mitglied der Künstlervereinigung Contempoa, New York. Nach Schließung der Wiener Werkstätten 1932 emigriert sie endgültig nach New York. Sie ist dort national bestens vernetzt und stellt beispielsweise 1934 für Ford Motor Co., Chicago, ein riesiges Wandrelief fertig. Sie arbeitet für Sebring Pottery, Ohio, Gerneral Cermamics, New Jersey, oder Dunkrik Glass Works in New York und nimmt an zahlreichen Ausstellungen und Messen teil, unter anderem 1939 an der Golden Gate International Ceramic Exhibition in San Francisco und an der Weltausstellung in New York. 1945 stirbt Vally Wieselthier in New York.

 

Im mpk widmet sich die Ausstellungsserie „Golden Girls“ dem Schaffen von Kunsthandwerkerinnen, die Außergewöhnliches geleistet haben, und beleuchtet zugleich die Schwierigkeiten, mit denen Künstlerinnen allein aufgrund ihres Geschlechts zu kämpfen hatten und mitunter noch heute haben. Mit dem Reihentitel „Golden Girls“ zitiert Kuratorin Svenja Kriebel den Grundgedanken einer amerikanischen Sitcom der 1980er Jahre: Ältere Damen diskutieren über Themen der Gesellschaft, insbesondere auch über die Emanzipation. „Golden Girls“ wurde zu einer Marke für den ungebeugten weiblichen Geist. Zur Ausstellung erscheint ein Begleitheft mit einem Text von Svenja Kriebel.

Das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern, Museumsplatz 1, ist mittwochs bis sonntags von 10 bis 17 Uhr und dienstags von 11 bis 20 Uhr geöffnet; an Heiligabend, am ersten Weihnachtsfeiertag, an Silvester und Neujahr bleibt das Haus geschlossen. Weitere Informationen unter www.mpk.de.

 

Leihgabe aus dem Wiener Museum für angewandte Kunst: Vally Wieselthiers „Flora“ von 1928 – Keramik, Glasur, geformt, modelliert, garniert, glasiert
(Foto: © MAK/Georg Mayer)

 

Roter Scherben, mehrfarbig glasiert: Vally Wieselthiers „Yak“ von 1921 – Unikat, Ausführung Wiener Werkstätte
(Foto und © Courtesy Galerie bei der Albertina; Zetter, Wien)

Ort
Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern
Museumsplatz 1, 67657 Kaiserslautern

Eröffnung
04. November 2022, 19 Uhr

Ausstellungsdauer
05. November 2022 bis 12. Februar 2023

Öffnungszeiten
Dienstag 11 – 20 Uhr, Mittwoch – Sonntag 10 – 17 Uhr, Feiertage 10 – 17 Uhr;
Heiligabend, 1. Weihnachtsfeiertag, Silvester und Neujahr geschlossen

Information
www.mpk.de, info@mpk.bv-pfalz.de, Tel: +49(0)631 3647-201, Fax: +49(0)6313647-202

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Quelle Text/Bild:
Bezirksverband Pfalz
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Bismarckstraße 17
67655 Kaiserslautern

www.bv-pfalz.de

Kaiserslautern, 03.11.2022

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