Erstmals mehr als 50.000 Sterbefälle in Rheinland-Pfalz

Corona-Pandemie verlor in der ersten Jahreshälfte zunehmend an Einfluss

Im vergangenen Jahr verstarben mehr Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer als jemals zuvor seit Gründung des Landes. Wie das Statistische Landesamt in Bad Ems mitteilt, belief sich die Zahl der Gestorbenen mit Hauptwohnsitz in Rheinland-Pfalz 2021 auf 50.417 Personen (plus 2,5 Prozent gegenüber 2020 und plus 6,6 Prozent gegenüber dem langjährigen Durchschnitt 2016 bis 2019). Das ergab eine Sonderauswertung vorläufiger Ergebnisse der amtlichen Sterbefallstatistik.

Aufgrund von Nachmeldungen könnte sich die Zahl der Gestorbenen noch weiter erhöhen. Wie schon im vergangenen Jahr dürfte die Corona-Pandemie maßgeblich zum Anstieg der Sterbefälle beigetragen haben. Mit dem Voranschreiten der Impfkampagne verlor sie in der ersten Jahreshälfte allerdings zunehmend an Einfluss auf die unterjährige Entwicklung.

In sieben Monaten mehr Sterbefälle als 2020

Insgesamt fiel die Zahl der Sterbefälle 2021 in sieben der zwölf Kalendermonate höher aus als 2020. Das gilt insbesondere für den Januar, in dem 22 Prozent mehr Gestorbene gezählt wurden als ein Jahr zuvor. Ursächlich für diese Entwicklung dürfte sein, dass die ersten Infektionen mit dem Corona-Virus Sars-Cov-2 in Rheinland-Pfalz erst im März 2020 auftraten, während der erste Monat des Jahres 2021 mitten in der zweiten Welle der Corona-Pandemie lag, die besonders viele Sterbefälle in Verbindung mit einer COVID-19-Erkrankung nach sich zog. In den folgenden drei Monaten, in denen die Zahl der Erst- und Zweitimpfungen gegen COVID-19 vor allem unter den älteren Einwohnerinnen und Einwohnern stetig zunahm, sank die Zahl der Sterbefälle im Vergleich zu 2020. Im Februar unterschritt sie den Vorjahreswert um 2,8 Prozent, im März um 9,9 Prozent und im April um 0,2 Prozent.

Überhöhte Sterblichkeit in den Wintermonaten

Die Zahl der Sterbefälle fiel 2021 in allen vier Quartalen höher aus als 2020. Während sie in den ersten drei Quartalen zwischen 2,6 und 4,5 Prozent über dem Vorjahreswert lag, stieg die Zahl der Gestorbenen im vierten Quartal nur leicht (plus 0,2 Prozent). Gegenüber dem langjährigen Durchschnitt 2016 bis 2019, der die Entwicklung vor dem Auftreten der Corona-Pandemie widerspiegelt, ist für die Wintermonate eine stark überhöhte Sterblichkeit festzustellen. Im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 fiel die Zahl der Sterbefälle im vierten Quartal 2021 um gut 15 Prozent höher aus.

Auch Einflüsse jenseits von Corona

Für diese Entwicklung ist jedoch nicht nur die Corona-Pandemie verantwortlich. Auch die demografische Alterung, d. h. die zunehmende Zahl älterer und hochbetagter Menschen trägt zu dem Anstieg der Sterbefälle bei. Der Befund einer erhöhten Sterblichkeit im Jahr 2021 bleibt allerdings auch dann bestehen, wenn die Veränderung der Bevölkerungszahl und der Wandel der Altersstruktur der Bevölkerung im Zeitverlauf berücksichtigt werden.

Höheres Sterbealter bei Frauen

Insgesamt befanden sich unter den gut 50.400 Verstorbenen des vergangenen Jahres 25.169 Frauen (plus 401 bzw. plus 1,6 Prozent gegenüber 2020) und 25.246 Männer (plus 845 bzw. plus 3,5 Prozent). Bei beiden Geschlechtern fiel die Zahl der Gestorbenen höher aus als im Mittel der Jahre 2016 bis 2019 – bei den Frauen um 4,7 Prozent, bei den Männern um 8,6 Prozent. Im Durchschnitt waren die Gestorbenen zum Zeitpunkt ihres Todes 79,4 Jahre alt. Frauen erreichten mit 82,2 Jahren ein deutlich höheres durchschnittliches Sterbealter als Männer (76,5 Jahre).

Deutlich mehr Sterbefälle bei über 80-Jährigen

Der Anstieg der Sterbefallzahlen geht – ähnlich wie im Vorjahr – vor allem auf die Gruppe der 80-Jährigen und Älteren zurück, die nach wie vor ein erhöhtes Sterblichkeitsrisiko in Verbindung mit einer COVID-19-Erkrankung hat. Im Vergleich zur Gruppe der unter 60-Jährigen (plus 1,2 Prozent) und der Gruppe der 60- bis 79-Jährigen (plus ein Prozent), stieg die Zahl der Sterbefälle in der Gruppe der 80-Jährigen und Älteren gegenüber 2020 mehr als dreimal so stark (plus 3,5 Prozent). Vor allem im Januar 2021, in dem erst wenige Hochbetagte eine Corona-Schutzimpfung erhalten hatten, starben deutlich mehr 80-Jährige und Ältere als im Vorjahr (plus 33 Prozent). Bezogen auf das gesamte Jahr und im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 lag die Zahl der Sterbefälle in der Gruppe der 80-Jährigen und Älteren um zwölf Prozent höher. In der Gruppe der unter 60-Jährigen sowie der 60- bis 79-Jährigen bewegte sich die Zahl der Sterbefälle dagegen jeweils nahe des langjährigen Durchschnitts (minus 0,2 bzw. minus 0,1 Prozent).

Regionale Unterschiede

Regional nahm die Entwicklung der Sterbefallzahlen einen sehr unterschiedlichen Verlauf. Gemessen an der Einwohnerzahl starben 2021 die meisten Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer in der kreisfreien Stadt Pirmasens (1.877 Sterbefälle je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner), die wenigsten in der Landeshauptstadt Mainz (895 Sterbefälle je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner). Zu beachten ist, dass die unterschiedliche regionale Entwicklung der Sterbefälle grundsätzlich auch auf die verschiedene Alters- und Geschlechterstruktur der Bevölkerung in den Verwaltungsbezirken zurückzuführen ist. Beispielsweise ist der Bevölkerungsanteil älterer Menschen in Pirmasens wesentlich höher als in Mainz.

Das höchste Durchschnittsalter zum Zeitpunkt des Todes erreichten Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer in den Landkreisen Bernkastel-Wittlich, Cochem-Zell und Südwestpfalz (jeweils 80,5 Jahre). Damit wurden die Einwohnerinnen und Einwohner dieser Landkreise rund zweieinhalb Jahre älter als die Einwohnerinnen und Einwohner des Landkreis Kusel, die im Durchschnitt mit 78,1 Jahren verstarben.

Insgesamt fiel die Zahl der Sterbefälle 2021 in zwei kreisfreien Städten und in acht Landkreisen niedriger aus als im vorangegangenen Jahr. Am stärksten ging sie im Landkreis Kusel zurück (minus 6,4 Prozent), den höchsten Anstieg verzeichnete der von der Flutkatastrophe stark betroffene Landkreis Ahrweiler (plus zwölf Prozent). Im Juli 2021, dem Monat, in dem die Flutkatastrophe zahlreiche Menschenleben forderte, starben im Landkreis Ahrweiler etwa doppelt so viele Menschen wie 2020 (plus 102 Prozent) bzw. wie im Durchschnitt 2016 bis 2019 (plus 96 Prozent). Im Vergleich aller 36 Verwaltungsbezirke sank die Zahl der Sterbefälle 2021 gegenüber dem Durchschnitt 2016 bis 2019 nur in der kreisfreien Stadt Trier (minus 4,7 Prozent). In allen anderen Verwaltungsbezirken stieg sie; am stärksten im Landkreis Ahrweiler und in der kreisfreien Stadt Landau in der Pfalz (jeweils plus 13 Prozent).

Zusammenhang mit Covid-19-Infektionen

Für den Zeitraum Januar bis August 2021 steht die Entwicklung der Sterbefallzahlen in den kreisfreien Städten und Landkreisen in Rheinland-Pfalz in einem positiven statistischen Zusammenhang mit der Zahl der bestätigten COVID-19-Infektionen und der Zahl der Todesfälle in Verbindung mit einer COVID-19-Infektion. Eine endgültige Einordnung des Einflusses der Corona-Pandemie auf die Entwicklung der Zahl der Sterbefälle ist derzeit allerdings noch nicht möglich, da die Daten der Todesursachenstatistik, die auch das Grundleiden erfassen, für die letzten vier Monate des vergangenen Jahres noch nicht vollständig aufbereitet sind. Die bisher vorliegenden Daten zeigen aber, dass die Zahl der Sterbefälle, die 2021 im Zeitraum März bis August an COVID-19 verstarben (Grundleiden), in jedem Kalendermonat höher lag als 2020. Von der Corona-Pandemie dürfte 2021 somit weiterhin ein starker eigenständiger Effekt auf die Entwicklung der Zahl der Sterbefälle in Rheinland-Pfalz ausgegangen sein. Werden zusätzlich die Sterbefälle berücksichtigt, die COVID-19 als Begleiterkrankung aufwiesen, fällt der Unterschied gegenüber 2020 sogar noch etwas höher aus. Auch für die Monate September bis Dezember 2021 kann erwartet werden, dass die Corona-Pandemie die Zahl der Sterbefälle in Rheinland-Pfalz nachhaltig beeinflusst hat. Wie sich die Zahl der Drittimpfungen auf den Verlauf ausgewirkt hat, wird voraussichtlich erst in einigen Wochen untersucht werden können. Positiv mag allerdings stimmen, dass mit den zunehmenden Booster-Impfungen im Dezember 2021 knapp zehn Prozent weniger Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer starben als im Dezember 2020.

Die Ergebnisse dieser Pressemitteilung zu den Sterbefallzahlen 2021 beruhen auf einer Sonderauswertung der täglichen Meldungen der Standesämter an die Statistischen Ämter der Länder. Sie sind noch nicht endgültig plausibilisiert und aufgrund des zu erwartenden Meldeverzugs seitens der Berichtsstellen möglicherweise noch nicht vollständig. Deshalb müssen die Ergebnisse als vorläufig angesehen werden. Abweichungen gegenüber den endgültigen Ergebnissen, wie sie für die Berichtsjahre 2016 bis 2020 bereits vorliegen, können sich insbesondere für kürzer zurückliegende Berichtszeiträume ergeben.

Für die Berechnungen wurden darüber hinaus die Ergebnisse der Statistik der Sterbefälle, der laufenden Bevölkerungsfortschreibung, des Mortalitätsregisters sowie Daten des Robert Koch-Instituts zu den bestätigten Todesfällen, die mit einer COVID-19-Erkrankung in Zusammenhang stehen, herangezogen. Weiterführende Informationen zur Entwicklung der Corona-Pandemie in Rheinland-Pfalz inklusive methodischer Hinweise zur Aussagekraft der verwendeten Daten sind unter www.statistik.rlp.de/de/corona/aktuelle-entwicklung verfügbar.

Autor: Sebastian Fückel (Referatsleiter Analysen Staat, Soziales)

 

Quelle Text/Bild:
Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz
Mainzer Straße 14-16
56130 Bad Ems

www.statistik.rlp.de

Kaiserslautern, 14.02.2022