Lesetipps von der Buchhandlung „blaue Blume“ 20.06.

Joël Dicker – Das Verschwinden der Stephanie Mailer
Vor zwanzig Jahren geschah in Orphea, einer Kleinstadt in der Nähe von New York, ein Vierfachmord: der Bürgermeister, seine Frau, sein Sohn und eine Joggerin wurden getötet; Ermittler Jesse Rosenberg präsentierte kurz darauf einen Täter. Doch nun behauptet die Journalistin Stephanie Mailer, es habe Ermittlungsfehler gegeben. Noch bevor sie ihre Hinweise auf den wahren Täter weitergeben kann, verschwindet die junge Frau, und Jesse Rosenberg muss unter Zeitdruck den Fall neu aufrollen … Joël Dicker (Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert) liefert uns einen vielschichtigen, perspektivisch überraschenden Roman mit einer Vielzahl Verdächtiger und derart vielen falschen Fährten, dass man ins Staunen gerät. Ein rasanter Schmöker, an dem nicht nur Krimi-Liebhaber ihre Freude haben werden. (Aus dem Französischen von Michaela Meßner und Amelie Thoma)
Roman | Piper | 672 Seiten | 25,00 Euro

Javier Marías
Berta Isla
Roman | S. Fischer | 654 Seiten | 26,00 Euro
Tom Navinson und Berta Isla beschließen schon während ihrer Schulzeit in Madrid, später zusammenzuleben. Der Anglo-Spanier zieht zum Studium nach Oxford, wo er wegen seines Talentes auffällt, die unterschiedlichsten Dialekte nachzuahmen. Der Geheimdienst rekrutiert den jungen Mann: Pro forma erhält er eine Anstellung in Madrid. Er heiratet Berta Isla, doch die Ehe steht unter keinem guten Stern: Toms Doppelleben belastet ihn und seine Frau. Über seine Einsätze darf er nicht sprechen, sie fühlt sich hintergangen. Der Roman ist einerseits ein Geheimnisdienstthriller, andererseits ein Eheroman, erzählt aus Berta Islas Perspektive. Sie kämpft mit der Verunsicherung, die auch durch die Veränderungen seiner Persönlichkeit hervorgerufen wird. Während die geheimdienstlichen Aktionen Toms auch für den Leser bruchstückhaft bleiben, wird die seelische Befindlichkeit Bertas detailliert dargestellt, was sich auch in der Sprache zeigt: die Sätze sind, wie so häufig bei Javier Marías Bestsellern, lang, verschlungen und voller Einschübe. (Aus dem Spanischen von Susanne Lange)

Olivier Norek
All dies ist nie geschehen
Roman | Blessing | 367 Seiten | 18,00 Euro
Adam Sarkis ist Polizist in Syrien: Er muss aus dem Land fliehen, schickt seine Familie nach Europa vor und gelangt später in das berüchtigte Flüchtlingslager in Calais, wo er seine Frau und Tochter vermutet: Hier kampieren Tausende, die über den Kanal nach England wollen. Er findet seine Familie dort nicht, nimmt sich aber eines kleinen sudanesischen Jungen an, der im „Dschungel“ schwer misshandelt wird. Bastien Miller ist Polizist in Frankreich und kommt wegen der schweren Krankheit seiner Frau nach Calais, wo er ziemlich unvorbereitet im Lager eingesetzt wird. Bald begegnen sich die Polizisten, und beide bemühen sich nach Kräften um Recht und menschlichen Anstand, hin und her gerissen zwischen Vorurteilen, Ängsten und moralischen Überzeugungen. – Olivier Norek, in Frankreich mehrfach mit Krimipreisen ausgezeichnet, war selbst Polizist und zeichnet ein differenziertes Bild, für das er sich sehr nah an der Wirklichkeit orientiert. Packend! (Aus dem Französischen von Alexandra Hölscher)

Sylvia Schaab
Es geht auch ohne Plastik
Sachbuch | Goldmann | 285 Seiten | 12,00 Euro
Dass man Plastik hierzulande nicht gänzlich vermeiden kann, weiß auch die Journalistin Sylvia Schaab. In ihrer „30-Tage-Challenge für die ganze Familie“ geht es daher auch um die schrittweise Vermeidung, Reduzierung und Wiederverwertung von Plastik – beim Kochen, im Bad, im Büro und der Schule, bei der Kleidung, im Kinderzimmer, bei den Haustieren, beim Schenken uvm. Nach einer Einführung dazu, was Plastik eigentlich ist, liefert die Autorin in jedem Kapitel Tipps, Ideen und Adressen, die beim Umstieg helfen, Schritt für Schritt. Gern auch mal gesteigert für Eilige, für Puristen oder für Motivierte, je nach Lebenssituation. Und dass die Anregungen praxistauglich sind, beweist Sylvia Schaab persönlich: Sie lebt mit ihrer fünfköpfigen Familie seit Jahren praktisch ohne Plastik.

Murder Mystery Party – Tödlicher Wein
Spiel (ab 16) | Kosmos | 6-8 Spieler | 22,99 Euro
Krimi-Dinner sind derzeit sehr angesagt: Ein Rollenspiel in größerer Runde, bei dem die Mitspieler vorbereitete Rollen frei ausfüllen und durch Gespräche, Nachfragen und Hinweise einen Mörder in den eigenen Reihen ausfindig machen müssen. In dieser Box findet sich alles, was man für einen spannenden, geselligen Abend braucht: 8 Rollenhefte, Einladungskarten, Tischkärtchen, geheime Hinweise … Denn beim Weinfest wurde die Leiche des Winzers Barry Underwood in seinem Weinkeller gefunden. Er war eigentlich schon vor Jahren verschwunden, doch nun ergeben sich plötzlich neue Hinweise, und zahlreiche Verdächtige finden sich ein. – Ein kommunikativer Rätselspaß für 6 bis 8 Freunde, der während eines ganzen Abendessens (und danach) für eine angeregte Unterhaltung sorgt.

Antje Herden
Keine halben Sachen
Jugendbuch (ab 14) | Beltz & Gelberg | 136 Seiten | 12,95 Euro
Robin ist 15, lebt bei seiner alleinerziehenden Mutter und schleppt sich eher lust- und planlos durchs Leben. Dann taucht Leo auf, der genau so cool ist, wie Robin es schon immer gern wäre – und mit Leo steigt Robin in die Drogen ein. Alkohol, Zigaretten, Haschisch. Tag für Tag sitzen die beiden im Park, wo sie auch Anna und Karla kennenlernen. Robin ist von Karla fasziniert, und gemeinsam probieren sie immer stärkere Drogen; ein LSD-Trip im Wald wird zur Gruselnummer. Mit offenen Augen treibt ihn der Strudel immer weiter hinab … Antje Herden, für diesen Jugendroman mit dem Peter-Härtling-Preis ausgezeichnet, findet einen glaubwürdigen Ton für die Pubertierenden und ihren Rausch. Ein ehrliches und daher recht bedrückendes Buch, das die Faszination und Gefahr von Drogen gleichermaßen deutlich macht.

Quelle Text/Bild:
buchhandlung blaue blume
Richard-Wagner-Str. 46
67655 Kaiserslautern

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Kaiserslautern, 20.06.2019