Die Landwirtschaftliche Untersuchsuchungs- und Forschungsanstalt (LUFA) in Speyer hat einen neuen Leiter für ihr Feldversuchswesen auf dem Rinkenbergerhof: Seit Frühjahr ist Dr. Markus Weinmann für die 15 Hektar große Feldversuchsstation vor den Toren der Domstadt zuständig. Der 50-jährige Agrarwissenschaftler aus Worms bringt eine umfangreiche Expertise mit, die er an der Universität Hohenheim erworben hat, wo er sowohl studierte als auch lehrte und forschte. „Am Rinkenbergerhof lassen sich sehr exakte Feldversuche durchführen“, betont Weinmann und verweist auf langjährige Forschungsreihen zu organischer Düngung mit Klärschlamm und anderen Recyclingstoffen, zum Humushaushalt im Boden und zu nachwachsenden Rohstoffen, die er besonders schätzt.
Weinmann, dessen Referatsleitung neben dem Versuchswesen auch die Bereiche Ressourcenschutz und Saatgutuntersuchung der LUFA umfasst, hat ehrgeizige Pläne: Er möchte die Feldversuchsstation stärker auf interdisziplinäre Forschung zu agrarökologischen Themen und Digitalisierung ausrichten und hat dazu bereits Förderanträge bei der EU eingereicht. Im Mittelpunkt stehen die Bodengesundheit und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und Absatzwege regionaler Agrarprodukte. Besonders wünscht sich Weinmann eine Beregnungsmaschine mit globalem Positionssystem und digitalen Steuerfunktionen, um Versuchsparzellen differenziert zu bewässern. Damit ließe sich untersuchen, wie Pflanzen besser auf Trockenheit und Hitzestress in Folge des Klimawandels vorbereitet werden könnten. Diese Fragestellungen greifen auch die Ziele des aktuellen Interreg-Projekts KlimaCrops auf, das Strategien zur Anpassung von Ackerbausystemen an den Klimawandel und deren Beitrag zum Klimaschutz am Oberrhein entwickelt. „Solche komplexe Fragen lassen sich am besten in Zusammenarbeit mit anderen Forschungseinrichtungen beantworten“, sagt er und plant, die Kooperationen der LUFA in diesem Bereich weiter auszubauen. Seine Doppelfunktion an der LUFA will er nutzen, um die Möglichkeiten des Saatgut-Labors zum Beispiel durch das Screening von biologischen Wirkstoffen für Saatgutbehandlung für optimierte Versuchsansätze auf dem Rinkenbergerhof einzusetzen.
Die Langzeitversuche zum Humushaushalt kommen Weinmann für sein Projekt zur Bodengesundheit zugute, denn durch deren viermalige Wiederholung stelle das ein unschätzbares Alleinstellungsmerkmal dar. „Der Aufwand, der über mehrere Jahrzehnte betrieben wurde, trägt hier Früchte“, stellt er fest. Dies sei eine gute Grundlage für weitere Forschungen. Auch die Klärschlammversuche, die seit über 50 Jahren laufen, hätten wertvolle Erkenntnisse erbracht. Sie zeigten, dass Klärschlamm als Dünger neben der Humus- und Nährstoffwirkung auch zu einer Anreicherung von Schadstoffen im Boden und der Pflanze führt. Als zukünftige Alternative sieht Weinmann die Verbrennung des Klärschlamms und die Aufbereitung der entstehenden Asche zur selektiven Rückgewinnung von wertvollen Pflanzennährstoffen zur Herstellung hochwertiger Recyclingdünger. Der Anbau schnellwachsender Gehölze, der in Kooperation mit der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft in Trippstadt auf dem Rinkenbergerhof erforscht wurde, habe sich in der Praxis nicht durchgesetzt, da die Hackschnitzel daraus zu wenig Absatz gefunden hätten. Die Fläche werde nun für andere Versuche zu aktuellen Themen frei.
Eine besondere Erweiterung für die Zukunft wäre ein kleines Gewächshaus am Rinkenbergerhof, um vor Ort Feldversuche durch Topfversuche zu ergänzen. „So können wir Wirkungsmechanismen besser verstehen und Präparate gezielt testen“, erklärt der Wissenschaftler. Der Austausch mit internationalen Nachwuchsforschern liegt Weinmann am Herzen. Aktuell betreut er zwei Masterstudenten aus Sri Lanka und Indien, deren innovative Ansätze frischen Wind in die Arbeit bringen. Dabei verfolgt er eine ganzheitliche Sicht auf die Landwirtschaft: „Was macht eine gute Landwirtschaft aus, die den Menschen dient und die Schöpfung bewahrt?“
Die enge Zusammenarbeit mit Landwirten und anderen Akteuren sieht Weinmann als Schlüssel für seine Arbeit. Besonders EU-Forschungsprojekte böten ideale Plattformen, um Wissenschaft und Praxis zu verknüpfen: „Nur im Dialog können wir Lösungen entwickeln, die ökologisch und ökonomisch nachhaltig sind“, so der Leiter des Rinkenbergerhofs. Mit frischen Ideen und klarer Vision will Weinmann die Versuchsstation als Zentrum zukunftsweisender, angewandter Agrarforschung stärken und weiterentwickeln.
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Kaiserslautern, 25.11.2024
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