Hochspeyer plant Gewerbegebiet im Pfälzerwald

Tabubruch der Gemeinde veranlasst BUND zu kritischer Stellungnahme

Die Gemeinde Hochspeyer plant das Gewerbegebiet im Westen des Ortes noch weiter in den Pfälzerwald hinein auszudehnen. Fast 40.000 m² Waldfläche sollen im Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen, der Motorsäge zum Opfer fallen und komplett gerodet werden. Der Pfälzerwald gehört zum weltweiten Netz der nach internationalem und nationalem Recht geschützten Biosphärenreservate der UNESCO. Bis letzte Woche war es für die Umweltverbände möglich, eine Stellungnahme zu diesem Vorhaben zu verfassen. Der BUND Kaiserslautern kam als für dieses Gebiet zuständige Kreisgruppe der Aufforderung nach. Bei näherer Betrachtung der Unterlagen fielen dem BUND zahlreiche grundlegende Probleme bei der Planung dieses Gewerbegebietes auf: Eine genaue Analyse des Flächenbedarfs ist nicht erfolgt. So besteht die Gefahr, dass die wertvolle Fläche lange leer bleibt und nur um die Erschließungskosten wieder hereinzuholen weitere Lagerhallen in die Landschaft gebaut werden ohne ein strukturelles Konzept für die Region zu verfolgen. Eine Ansiedlungsstrategie ist nicht erkennbar, valide Untersuchungen geschweige denn Daten zur weiteren Entwicklung existieren nicht. Beim bestehenden Gewerbegebiet, welches seit 2004 vermarktet wird, sind auch hauptsächlich Firmen eingezogen, welche vorher in einer innerörtlichen Lage untergebracht waren. Das zu wiederholen, ist sicher nicht wünschenswert. Eine Zunahme der Gewerbesteuereinnahmen ist so auch nicht zu erwarten. Ökologische Kriterien bei der Gestaltung der neuen Gewerbefläche haben keinen Eingang in die Planung gefunden. Daraus schließt der BUND, dass die Themen Durchgrünung des Gebietes, Erhalt von Bäumen, Bau von Fassaden- und Dachbegrünug, um nur einige zu nennen, bei dieser Planung leider keine Berücksichtigung gefunden haben.
Der Pfälzerwald ist wichtiges Refugium für teils auch gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Ihn weiter zu zerstückeln und zu versiegeln sollte in Zeiten des Klimawandels ein Tabu sein. Der Pfälzerwald sollte nicht noch weiter verkleinert werden. Er ist als eine der letzten großen zusammnhängenden Waldgebieten in Mitteleuropa der touristische Anziehungspunkt der Region und als Biosphärenreservat von besonderer Schutzwürdigkeit. Es ist zwar richtig, dass in Randbereichen weniger Artenvielfalt als in den tieferen Regionen des Waldes zu beobachten ist. Daraus aber abzuleiten, dass diese Übergangszonen zugebaut werden können, wie von der Gemeinde geplant, entlarvt, wie kurzfristig hier gedacht wird: Damit werden ja die tieferen Lagen zu Randbereichen und das Problem des Artenverlustes setzt sich fort. Dem Thema Starkregenproblematik wird gar nicht nachgegangen. Hier beobachtet der BUND grundlegende handwerkliche Fehler in der Zusammenstellung der Abwägungsunterlagen. Zudem werden in den Unterlagen Aussagen getroffen, die nicht belegt sind: Aus vier Begehungen zu schließen, dass Fledermausarten nicht vorkommen, nur weil bei diesen Begehungen keine beobachtet wurden, ist unzulässig. Es ist auch unglaubwürdig: In geringer Entfernung nördlich des Planungsgebiets ist die Bechsteinfledermaus nachgewiesen. Es ist zu erwarten, dass dieser Bereich zumindest an einzelnen Nächten als Jagdhabitat genutzt wird. Gleiches gilt für zahlreiche Vogelarten- nach Amphibien wurde gar nicht methodisch gesucht! Insofern sind alle Aussagen, dass die genannten Tiergruppen hier nicht vorkämen, nicht ausreichend belegt. Die Folgerung ist somit irreführend und aus Sicht des BUND unzulässig. Das Streifgebiet der Wildkatze wird definitiv beschnitten, der freie grüne Korridor zwischen Kaiserslautern und Hochspeyer wird weiter eingeengt.



Der Pfälzerwald versorgt zudem eine Großregion u.a. mit frischem Wasser und kühler Luft. Diese Funktionen ohne Not einzuschränken ist bei näherer Betrachtung skandalös. Der BUND richtet sich mit großer Vehemenz gegen dieses kurzsichtige Projekt – das zudem gegen die Richtlinien des Biosphärenreservates verstößt.
Zudem könnten deutlich weniger starke Eingriffe in die Natur zum Ziel führen: Gewerbegebiete sollten in einer regionalen Kooperation dort entstehen, wo die ökologischen Auswirkungen am geringsten sind. Hier muss Konversion oberste Priorität einnehmen. Gewerbesteuereinnahmen können aufgeteilt werden. Gemeinden, die in naturräumlich sensiblen Bereichen Gewerbegebiete voranbringen, handeln aus Sicht des BUND unverantwortlich.. Fläche ist inzwischen ein so knappes Gut, dass wir uns eine Überbauung ohne klare Zielvorstellungen, was auf der Fläche der Gemeinschaft wirklich nutzt und was nicht, nicht mehr leisten können.
Der BUND KL fordert daher alle Verantwortlichen auf, ihre Planungen grundsätzlich zu überdenken und im Sinne einer lebenswerten Umwelt für Mensch und Natur dieses Vorhaben aufzugeben.

Quelle Text/Bild:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
BUND-Kreisgruppe Kaiserslautern
Blücherstraße 12
67655 Kaiserslautern

kaiserslautern.bund.net

Kaiserslautern, 19.06.2024

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