Lesetipps von der Buchhandlung „blaue Blume“ 11.04.

Roman
Cristina Henríquz – Der große Riss
Als um 1900 ein Kanal gebaut wird, der Atlantik und Pazifik verbindet, ist dies für die USA eine „nützliche Verbindung“, für Südamerika eine brutale Teilung des Kontinents. Die Arbeiten am Bau ließen unterschiedlichste Menschen aufeinandertreffen: Arbeiter aus der Karibik, amerikanische Journalisten, Ingenieure aus aller Welt, aber auch Malaria-Ärzte und Wahrsagerinnen. Die einen sehnten sich nach einem neuen Leben, andere mussten schlicht Geld verdienen. Rassistische Segregation prägte das Leben in der Kanalzone, wo der Fortschritt für einige Wohlstand, für andere Tod und Verlust bedeutete. Cristina Henriquez beleuchtet in ihrem Roman ganz verschiedene Aspekte des Kanalbaus und dieser erhält durch Trumps neue Ansprüche eine Aktualität, die die Autorin sicher nicht vorhergesehen hat.

Roman
Feridun Zaimoglu – Sohn ohne Vater
Es ist früh am Morgen, als die Mutter anruft, um ihm zu sagen, dass sein Vater gestorben ist. Der Erzähler weiß nicht, was er tun soll. Er ist allein in seinem Schmerz. Wer kann ihm helfen, wer ihn trösten? Nach und nach wird ihm klar: Er muss in die Türkei. Er muss zu seiner Mutter, muss sie stützen – und am Grab des Vaters stehen, um sich von ihm verabschieden zu können. Mit seinem neuen Roman stellt sich Feridun Zaimoglu die Frage, wie wir jene erinnern, die uns am nächsten stehen und uns doch manchmal seltsam fremd erscheinen, die uns lieben und prägen, um die wir uns sorgen – und die wir trotz allem irgendwann einmal gehen lassen müssen. Und das tut er nicht ohne Witz und Komik.



Philosophie
Otfried Höffe – Die hohe Kunst der Weisheit
Weisheit ist ein schillernder Begriff: Wir alle verbinden damit etwas besonders Wertvolles, wir schätzen weise Menschen und weise Entscheidungen, aber gleichzeitig spielt Weisheit in unserem Leben kaum eine Rolle. In seinem neuen Buch bringt uns Otfried Höffe die hohe Kunst der Weisheit wieder nahe. Er zeigt uns, dass sie kein unerreichbares Ideal ist, sondern ein Maßstab für das gute Leben, den wir wieder entdecken sollten. In Streifzügen durch die Geschichte des philosophischen Nachdenkens, die Glücksforschungen der Psychologie und die außereuropäische Weisheitsliteratur erkundet Otfried Höffe ihre verschiedenen Gestalten. Dabei geht es insbesondere um die Lebensklugheit – die Fähigkeit, das Leben als Ganzes zu begreifen und sich den Fragen zu widmen, die Menschen tief im Innersten bewegen.

Sachbuch
Diter Thomä – Post-Nachruf auf eine Vorsilbe
Bei der Vorsilbe Post- handelt es sich um die erfolgreichste Erfindung der Geistes- und Sozialwissenschaften seit 1945. Doch nicht hinter jedem Erfolg steckt eine gute Idee. Nicht nur zeugt es laut Dieter Thomä von epochaler Einfallslosigkeit, ein altes Wort mit Post- zu schmücken und als letzten Schrei auszugeben. Darüber hinaus haben die Post-Theoretiker ein grundsätzliches Problem: Sie lassen etwas hinter sich und schleppen es doch weiter mit. Sie fahren in die Zukunft, schauen dabei aber dauernd in den Rückspiegel. Sie bleiben in der Ambivalenz zwischen Anhänglichkeit und Aufbruch stecken. Höchste Zeit also für die Verabschiedung der Postismen unserer Zeit. Dieses Buch ist ihr Nachruf und zugleich ein Plädoyer für etwas von ihnen Verschiedenes: Geistesgegenwart.

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Quelle Text/Bild:
buchhandlung blaue blume
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Kaiserslautern, 11.04.2025