Mädchen aus Rheinland-Pfalz werden womöglich zu oft kieferorthopädisch behandelt. Das legt der BARMER-Zahnreport nahe, den Wissenschaftler der Technischen Universität Dresden federführend erstellt haben. Der Report untersucht, wie oft Acht- bis 17-Jährige kieferorthopädisch behandelt werden. Demnach erhalten 60,1 Prozent der Mädchen aus Rheinland-Pfalz in diesem Alter eine kieferorthopädische Behandlung, aber nur 49,4 Prozent der Jungen. „Mögliche Gründe für deutlich mehr kieferorthopädische Behandlungen bei Mädchen könnten gesellschaftliche Schönheitsideale, Gruppendruck und übertriebene elterliche Fürsorge sein. Eine kleine Zahnfehlstellung bei Jungs wird vielleicht öfter als cool abgetan, während sie Mädchen möglicherweise stärker belastet“, sagt Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Ein derart großer Unterschied zwischen den Geschlechtern bei der kieferorthopädischen Versorgung sei nicht mit einem höheren medizinischen Behandlungsbedarf bei Mädchen begründbar.
Kieferorthopädische Therapie: deutliche regionale Unterschiede
Geschlechtsübergreifend liegt der Anteil der Acht- bis 17-Jährigen aus Rheinland-Pfalz mit kieferorthopädischer Behandlung laut Zahnreport bei 54,8 Prozent. Am niedrigsten ist der Anteil in Bremen (45,9 Prozent), am höchsten in Bayern (59,7 Prozent). Auch innerhalb von Rheinland-Pfalz gibt es deutliche Unterschiede bei der Inanspruchnahme kieferorthopädischer Leistungen bei Kindern und Jugendlichen. So erhalten zwar 59,3 Prozent der Acht- bis 17-Jährigen aus Mainz eine kieferorthopädische Behandlung, aber nur 49,9 Prozent der gleichen Altersgruppe aus dem Landkreis Trier-Saarburg. „Die teils großen regionalen Unterschiede beim Ausmaß der kieferorthopädischen Behandlung von Kindern und Jugendlichen erschließen sich keiner spontanen Erklärung. Kieferanomalien und Zahnfehlstellungen als alleinige Ursache sind ausgeschlossen“, sagt Kleis. Auch wirtschaftlich starke Regionen zeigten teils erhebliche Unterschiede beim Ausmaß kieferorthopädischer Behandlungen von Minderjährigen.
Zugang zu kieferorthopädischer Versorgung
Dem Zahnreport zufolge ist der Zugang zur kieferorthopädischen Versorgung für Kinder und Jugendliche zufriedenstellend, aber nicht in allen Bundesländern gleich gut gegeben. So kamen im Jahr 2022 in Rheinland-Pfalz auf 10.000 Kinder und Jugendliche 2,1 Fachärztinnen und Fachärzte für Kieferorthopädie (Bund: 2,6). Den bundesweit höchsten Wert bei der Facharztdichte wiesen im gleichen Jahr Hamburg und Hessen auf (je 3,1), den niedrigsten Sachsen-Anhalt und Bremen (je 1,8). „Der Zahnreport belegt, dass bei einer regional geringeren Dichte kieferorthopädischer Schwerpunktpraxen regionale Zugangsnachteile zur Versorgung durch Praxen ohne einen solchen Schwerpunkt zumindest teilweise ausgeglichen werden. Und das ist gut so, denn die Kieferorthopädie trägt zur Gesundheit, Funktionalität und Lebensqualität von Patientinnen und Patienten bei und ist ein wichtiger Bestandteil der vorbeugenden Gesundheitsversorgung“, meint Kleis. Eine rechtzeitige kieferorthopädische Behandlung könne dazu beitragen, später nötige und vielleicht zahnärztliche oder chirurgische Eingriffe zu vermeiden.
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Quelle Text/Bild:
BARMER Landesvertretung Rheinl.-Pfalz/Saarland
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www.barmer.de
Kaiserslautern, 28.08.2024