Lesetipps von der Buchhandlung „blaue Blume“ 11.07.

Biographie – Volker Reinhardt
Montaigne.
Philosophie in Zeiten des Krieges
Ob er über Freundschaft und Ehe, gute Gespräche und Erziehung oder über seine Krankheiten, Spleens und Obsessionen schreibt, immer wirkt Montaigne ganz arglos und spielt doch mit seinen Lesern. Bisher wurde die Biographie Montaignes meist aus seinen verführerisch authentisch klingenden Schriften abgeleitet. Volker Reinhardt geht den umgekehrten Weg und macht von Montaignes Leben aus die Essays neu verständlich: als eine Überlebensphilosophie in Zeiten der Gewalt. So erhält der Parlamentsrat, Romreisende, Bürgermeister von Bordeaux und Kammeredelmann scharfe Konturen, und wir können den Philosophen in seinem Schlossturm, der mit souveräner Distanz auf sich und die Welt blickt, besser verstehen.

Sachbuch
Wolfgang Kraushaar
Israel: Hamas – Gaza – Palästina
Über einen scheinbar unlösbaren Konflikt
Wolfgang Kraushaars Buch ist der perfekte Einstieg in die Diskussionen um Israel, die Hamas und Gaza. Es widmet sich den zentralen heißen Eisen der Debatte, untersucht unter anderem die Gleichsetzung von palästinensischer Vertreibung und Holocaust, fragt, ob die Hamas eine Befreiungsbewegung ist, und legt dar, was es mit Parolen wie „From the River to the Sea“ auf sich hat. Kraushaar wendet er sich den Problemen in ernsthafter Rechtschaffenheit zu und vermeidet weitgehend Polarisierung oder bloße Aufzählung und liefert somit eine wichtige Ergänzung zu anderen Büchern zum Thema und das perfekte Gegengift zu Talkshow-Diskussions-Verknappungen.



Sachbuch
Bart van Loo
Burgund.
Das verschwundene Reich
Das mächtige Reich Burgund, das sich im 14. und 15. Jahrhundert zwischen Deutschland und Frankreich schob, vereinte spätmittelalterliche Hochkultur mit einer Blüte von Renaissance und Humanismus. Bart Van Loo erzählt die Geschichte des Reiches von der Antike bis zu seinem plötzlichen Untergang um 1500 so spannend, dass sich dem Leser die Welt der Ritterturniere und Stundenbücher, der Herzöge und Handelsstädte, die Welt Jan van Eycks und François Villons unvergesslich einprägt. Mit dem letzten burgundischen Herzog Karl begann bereits eine neue Zeit: Als Kaiser Karl V. machte er die Habsburger zur Großmacht und beherrschte ein Weltreich.

Sachbuch
Thomas Halliday
Urwelten
Tropische Wälder in der Antarktis. Ein Wasserfall von unvorstellbarer Größe, der das trockene Mittelmeerbecken mit Leben füllt. Eine Python, die in der kenianischen Savanne frühe Verwandte des Menschen auf Bäume jagt. Die Vergangenheit ist lebendig – und sie hinterlässt Spuren. Der Paläontologe Thomas Halliday entziffert sie origineller denn je. Anschaulich lässt er verlorene Welten wiederaufleben, erklärt, wie Ökosysteme entstehen und verschwinden, wie alte Spezies durch neue verdrängt werden, wie Lebewesen wandern, sich anpassen und entwickeln. In bester Nature-Writing-Tradition führt Halliday durch 500 Millionen Jahre Erdgeschichte und sieben Kontinente.

Thriller
Ian Stewart
Die Welt als Zahl.
Wie Mathematik unseren Alltag prägt
Unsere moderne Welt würde ohne Mathematik auseinanderfallen, denn sie begegnet uns überall: Wenn wir ein Selfie machen, einen Film gucken, ChatGPT nutzen oder eine Niere spenden, aber auch wenn im Supermarkt Regale aufgefüllt, ein Fall vor Gericht verhandelt wird oder eine Partei aus politischen Minderheiten Mehrheiten macht. Ian Stewart gewährt uns einen Blick hinter die Kulissen des Alltags und zeigt die Relevanz der Mathematik auch dort, wo wir sie nicht vermuten und erklärt damit anschaulich, warum es nicht „sinnlos“ ist (wie viele in der Schule stöhnen), sich mit Mathematik zu beschäftigen.

Sachbuch
Jean Ziegler
Wie kommt der Hunger in die Welt
Warum sterben Menschen an Hunger, während anderswo Nahrungsmittel vernichtet werden? Kinderfragen, die den Finger in eine schwärende Wunde legen, nimmt Jean Ziegler zum Anlass für seinen Klassiker der Globalisierungskritik. Die Erde könnte 12 Milliarden Menschen ernähren, tatsächlich aber werden sehr viele niemals satt. Angestoßen von den Fragen seines Sohnes hat Jean Ziegler, langjähriger UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, die Fakten zum Welthunger zusammengetragen. Anhand seiner alarmierenden Befunde wird überdeutlich: Hunger ist nicht Schicksal, sondern gemacht. Ziegler fordert radikales Umdenken und kritisiert die mörderische Diktatur des globalen Finanzkapitals. Mehr als 20 Jahre nach seinem Erscheinen hat Zieglers nichts von seiner Aussagekraft eingebüßt.

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Quelle Text/Bild:
buchhandlung blaue blume
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Kaiserslautern, 11.07.2024