Lesetipps von der Buchhandlung „blaue Blume“ 23.05.

Roman
Uri Jitzchak Katz – Aus dem Nichts kommt die Flut
Alles beginnt mit der sagenhaften Geschichte des Mannes, dessen Gesicht in Grimm erstarrte. Zuerst hört Uri davon in Israel, von seiner Großmutter Zippora. Später schwärmt die heißgeliebte Julia davon. Als Zippora verstirbt und Julia auf rätselhafte Weise verschwindet, macht Uri sich auf die Suche nach der verschollenen Novelle, nach darin verborgenen Zeichen, weil er die Hoffnung nicht aufgibt, Julia wiederzufinden. Uris fieberhafte Suche treibt ihn in wildem Zickzackkurs durch Zeiten und Welten, durch das Prag der 20er Jahre, durch die umkämpften Hügel von Hebron und die Obstgärten um Jaffa zur Zeit der Staatsgründung Israels und eine abgedrehte Zukunft wie aus Matrix. Eine Liebeserklärung an die Macht der Wörter und der Literatur, wild, phantastisch und urkomisch.

Roman
Liz Nugent – Seltsame Sally Diamond
Als ihr Adoptivvater kurz vor ihrem 43. Geburtstag stirbt, nimmt Sally Diamond ihn beim Wort: Sie versucht, ihn mit dem Müll zu verbrennen. So wie er es ihr gesagt hat. Ein Fehler, denn nun interessieren sich plötzlich alle für die seltsame Frau, die sich gerne taub stellt: Polizei, Nachbarn, Medien – und eine unheimliche Stimme aus einer Vergangenheit, an die sie sich nicht erinnert. Während sie nach und nach von den schrecklichen Geheimnissen ihrer frühen Kindheit erfährt, nähert sich Sally zum ersten Mal vorsichtig der Welt. Sie übt sich in Vertrauen, schließt Freundschaften, trifft große Entscheidungen und lernt, dass Menschen nicht immer meinen, was sie sagen und nicht immer sind, was sie vorgeben zu sein. Wie immer bei Liz Nugent, düster, spannend und mit einer Hauptfigur versehen, die so entwaffnend ehrlich, liebenswert und einzigartig ist, dass man sie nicht vergisst.



Sachbuch
Victoria de Grazia – Der perfekte Faschist
Im Juni 1926 war Rom Schauplatz eines spektakulären gesellschaftlichen Ereignisses. Gefeiert wurde eine »faschistische Hochzeit«, Trauzeuge Mussolini inklusive. Vor den Altar traten Lilliana Weinman, gefeierte amerikanische Opernsängerin aus einer jüdischen Industriellenfamilie, und Attilio Teruzzi, hochdekorierter Kriegsveteran, Teilnehmer beim Marsch auf Rom, mitleidloser Anführer der Schwarzhemden und Archetyp des »neuen starken Mannes«. Aber bald schon fühlte sich der virile Gatte von der Unabhängigkeit seiner Frau in der Ehre verletzt und forderte die Scheidung – nur dachten seine Frau und die katholische Kirche gar nicht daran, dem zuzustimmen. Victoria de Grazia hat ein opulentes, fesselnd erzähltes Gesellschaftsepos geschaffen, das das kulturelle Klima der Epoche greifbar werden lässt. Und sie macht die Bedingungen für Aufstieg und Fall des »perfekten Faschisten« anschaulich: die Entwicklung eines Mannes des Mittelmaßes in einer Zeit der Extreme. Durchaus mit Anklängen an die Gegenwart.

Jugendbuch
Arndís Thórarinsdóttír/Hulda Sigrún Bjarnadóttir – 12 Stockwerke
Eigentlich hatte sich Dagny auf den Ferienausflug mit ihrer Familie gefreut. Vor allem darauf, endlich ihre Oma kennenzulernen, die auf einer kleinen, wetterumtosten Insel wohnt. Doch als Dagny dort ankommt, fühlt sich das an wie eine Reise ans Ende der Welt! Sämtliche 197 Einwohner leben zusammen in einem einzigen Hochhaus mit zwölf Stockwerken, und alles, was für Dagny immer selbstverständlich war, ist hier Mangelware. Shopping, Kinobesuche, ein eigenes Zimmer, sogar den Strom für ihr Smartphone muss Dagny selbst am Hometrainer erzeugen. Mit viel Witz zeigt das isländische Autorinnenduo, wie mit Solidarität, Mitgefühl und Respekt ganz unterschiedliche Lebensentwürfe einander bereichern können. Ein Mut machendes Buch für alle ab 10.

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Quelle Text/Bild:
buchhandlung blaue blume
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Kaiserslautern, 23.05.2024