Die Zahl der Menschen, die nach einer akuten Covid-19-Infektion wegen Post-Covid, Long-Covid oder eines chronischen Erschöpfungssyndroms krankgeschrieben werden mussten, lag im vergangenen Jahr deutlich niedriger als in den vorangegangenen „Pandemie-Jahren“ 2021 und 2022. Die Betroffenen haben aber weiterhin sehr lange Fehlzeiten. Das zeigt eine aktuelle Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Laut der Auswertung sind seit Pandemiebeginn bis einschließlich Dezember 2023 mehr als ein Drittel aller durchgehend erwerbstätigen AOK-Versicherten mindestens einmal mit einer akuten Covid-19-Infektion krankgeschrieben worden.
Zwischen März 2020 und Dezember 2023 wurden 37 Prozent der insgesamt 265.000 durchgehend erwerbstätigen AOK-Versicherten aufgrund einer akuten Covid-19-Erkrankung mindestens einmal arbeitsunfähig geschrieben. Rund 3.000 aller AOK-versicherten Beschäftigten erhielten mindestens eine Krankschreibung wegen Long-Covid, Post-Covid oder wegen des chronischen Fatigue-Syndroms CFS. Etwa zehn Prozent aller von Spätfolgen Betroffenen wurden im Beobachtungszeitraum mehrfach aufgrund von Long-Covid, Post-Covid oder CFS arbeitsunfähig geschrieben.
Die Analyse der Entwicklung im Zeitverlauf zeigt einen positiven Trend: So wurden zuletzt deutlich weniger Menschen wegen Post-Covid, Long-Covid oder CFS krankgeschrieben als in den Jahren 2021 und 2022. Der Spitzenwert des vergangenen Jahres wurde mit 235 Betroffenen je 100.000 AOK-versicherten Beschäftigten im März 2023 erreicht; die Zahl der Betroffenen sank dann im weiteren Jahresverlauf bis auf 119 je 100.000 Beschäftigten im Dezember 2023 ab. Zum Vergleich: Im April 2022 wurde der Spitzenwert von 379 erwerbstätigen AOK-Versicherten je 100.000 Beschäftigten verzeichnet.
Lange berufliche Ausfallzeiten bei Spätfolgen einer Infektion
Eine Detail-Analyse zur Dauer der Krankschreibung von Beschäftigten, die von den Spätfolgen einer Covid-19-Infektion betroffen waren, zeigt auch weiterhin sehr lange Ausfallzeiten. So lag die Dauer der Arbeitsunfähigkeit bei Long-Covid-Erkrankungen im Durchschnitt bei 33,6 Tagen je AU-Fall. Bei Post-Covid-Erkrankungen waren es 29,7 Tage je Fall, bei CFS 25 Tage je Fall. „Im Vergleich zu anderen Erkrankungen sind das sehr lange berufliche Ausfallzeiten. Offenbar ist es in vielen Fällen eine Herausforderung, den Betroffenen wieder den Weg in den betrieblichen Alltag zu ebnen“, sagt Dr. Martina Niemeyer, Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland – Die Gesundheitskasse.
Für die Interpretation der Ergebnisse ist zu beachten, dass eine realitätsgetreue Abbildung der langfristigen Folgen von Covid-19-Infektionen durch die Verteilung des Krankheitsgeschehens auf diverse Abrechnungsdiagnosen, unterschiedliche Dokumentationsgewohnheiten bei den Leistungserbringern und die Vielzahl unterschiedlicher Folgeerkrankungen von akuten Covid-Infektionen erschwert wird. „Nicht nur das Robert-Koch-Institut kritisiert den Mangel an bevölkerungsrepräsentativen, kontrollierten Studien mit ausreichender Nachbeobachtungszeit, die einen Vergleich von Personen mit und ohne akute Covid-19-Infektion ermöglichen. Unsere AOK-Analysen der Arbeitsunfähigkeitsdaten erlauben trotz aller Limitationen immer noch die bestmögliche Quantifizierung der Spätfolgen von Covid-19-Infektionen in der erwerbstätigen Bevölkerung. Die tatsächliche Anzahl der betroffenen Beschäftigten ist aber möglicherweise höher, als es die vorliegenden Zahlen vermuten lassen. So muss nicht jeder von Spätfolgen betroffene Beschäftigte in der Praxis mit den berücksichtigten Diagnosen arbeitsunfähig geschrieben werden“, so Niemeyer.
Soziale Berufe und Gesundheitsberufe am stärksten betroffen
Ebenso wie frühere AOK-Auswertungen zeigt auch die aktuelle Analyse des WIdO, dass sowohl akute Covid-19-Infektionen als auch deren Spätfolgen am häufigsten unter Beschäftigten in Sozial- und Gesundheitsberufen diagnostiziert wurden. Bei den akuten Erkrankungen lagen Berufe in der Kinderbetreuung und -erziehung an der Spitze: Über die Hälfte der Angehörigen dieser Berufsgruppe (53,5 Prozent) war zwischen März 2020 und Dezember 2023 mindestens einmal wegen einer akuten Covid-19-Infektion krankgeschrieben. Damit lagen sie deutlich über dem Durchschnittswert von 37 Prozent. Krankschreibungen aufgrund von Long-Covid, Post-Covid oder chronischem Erschöpfungssyndrom kamen in derselben Berufsgruppe mit 3,4 Prozent am häufigsten vor. „Durch die vielen sozialen Kontakte und Interaktionen in diesen Berufen dürften die Sozial- und Gesundheitsberufe besonders betroffen sein“, erläutert Niemeyer.
Die Ergebnisse des WIdO zeigen außerdem, dass ältere Beschäftigte häufiger wegen der Spätfolgen einer Covid-19-Infektion ausfallen, als dies im Vergleich zu allen anderen Erkrankungen zu erwarten ist. So entfallen beispielsweise mehr als 45 Prozent aller Long-Covid-Fälle auf die Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen.
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Quelle Text/Bild:
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Kaiserslautern, 04.03.2024