Im Rahmen der seit Mai anhaltenden Tarifauseinandersetzungen des Handels, ruft die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di auch heute zu Streiks im rheinland-pfälzischen Einzelhandel auf.
Die Gewerkschaft macht ihr Versprechen wahr und bestreikt kurz vor den Weihnachtsfeiertagen die Betriebe.
„Ich bin seit 45 Jahren im Einzelhandel unterwegs und habe es noch nie erlebt, dass so kurz vor Weihnachten gestreikt wird“, so Petra Kusenberg, Gewerkschaftssekretärin für den Handel im Bezirk Mittelrhein. „Wäre der 24.12. kein Sonntag so würden die Kolleginnen und Kollegen auch den Heiligabend bestreiken. Sie sind so sauer über das Verhalten der Arbeitgeber.“
Bis zum heutigen Tag hatte ver.di versucht die Arbeitgeber zu einem Verhandlungstermin für Rheinland-Pfalz und Saarland zu bewegen. Die Vertreter beider Handelsverbände erklärten, dass sie für Verhandlungen nur zur Verfügung zu stehen, wenn ver.di im Vorfeld garantiert, von weiteren Forderungen an die Arbeitgeberseite abzusehen.
„Das gleicht einem Tarifdiktat. Auf eine solche Nötigung können und wollen wir nicht eingehen. Das Verhalten der Arbeitgeber im Handel ist unbeschreiblich respektlos“, sagt Kusenberg weiter.
Die Arbeitgeber der Handelsverbände sind sich nicht einig. Genau wie in der Branche beherrschen die wenigen großen Unternehmen die kleinen und mittelständigen Unternehmen und verhindern damit einen angemessenen Tarifabschluss. Wer den Pressebericht des HDE in dieser Woche gelesen hat, kann nur erbost darüber sein, dass dort tatsächlich eine Drohung an die Beschäftigten abgedruckt wurde. Zitat: „Hintergrund ist sicher auch die wachsende Sorge, dass im neuen Jahr unter neuen Vorzeichen verhandelt werden würde… Und bei der sinkenden Inflation das bisherige Angebot nicht mehr zur Disposition steht“. Das vom HDE beschriebene Angebot wurde in Rheinland-Pfalz noch nicht einmal vorgelegt.
Liest man die Pressemeldung des HDE, so riecht man förmlich die Angst zwischen den Zeilen. Der Mitgliederzuwachs der Gewerkschaften hat vor dem Handel nicht Halt gemacht. Jetzt versuchen die Arbeitgeber mit unsozialen Mitteln und purem Diktat den aufkeimenden Mut und das Durchhaltevermögen der Beschäftigten im Handel im Keim zu ersticken. „Aber das wird ihnen nicht gelingen“, erklärt Kusenberg. „Das zeigt uns die ungebrochene Bereitschaft der Beschäftigten für Ihre Forderung weiter zu streiten.“
Betriebe in ganz Rheinland-Pfalz sind zum Streik aufgerufen. Dazu zählen unter anderem Kaufland, H&M, IKEA, Smiths Toys und Primark in den Städten Kaiserslautern, Mainz, Koblenz, Grünstadt, Ludwigshafen, Pirmasens und weiteren.
Dave Koch erläutert, dass die Tarifforderung im Handel durch eine Befragung der Kolleg*innen in den Betrieben aufgestellt wurde. „Diese Befragung hat nur gezeigt, was alle schon wussten. Mit dem, was der Handel bereit ist zu bezahlen, ist Altersarmut unter den Kolleginnen und Kollegen vorprogrammiert.“
Um dies zu vermeiden bleiben die Forderungen für den Einzel- und Versandhandel bestehen:
Erhöhung der Entgelte um 2,50 € je Arbeitsstunde
Erhöhung der Auszubildendenvergütung um 250 € je Ausbildungsjahr
Laufzeit der Tarifverträge soll 12 Monate betragen
Gemeinsame Initiative zur Beantragung der Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge (AVE)
Quelle Text/Bild:
ver.di Rheinland-Pfalz-Saarland
Münsterplatz 2-6
55116 Mainz
www.verdi.de
Mainz, 22.12.2023