Jedes dritte Mädchen und jeder vierte Junge wurde 2023 im Netz schon einmal sexuell belästigt. 23 Prozent wurden im letzten Monat vor der Befragung ungewollt mit pornografischen Inhalten konfrontiert. Dr. Marc Jan Eumann, Direktor der Medienanstalt Rheinland-Pfalz und Vorsitzender der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) betont angesichts dieser Daten: „Pornos sind kein Kinderprogramm. Anbieter*innen von Pornografie müssen verlässliche Alterskontrollen mittels Altersverifikationssysteme (AVS) durchführen.“ Zudem gaben 14 Prozent der Jugendlichen an, innerhalb des letzten Monats selbst im Internet angefeindet oder beleidigt worden zu sein. Dies sind Ergebnisse der JIM-Studie 2023 (Jugend, Information, Medien) des Medienpädagogi- schen Forschungsverbund Südwest (mpfs), einer Kooperation der Landesanstalt für Kommuni- kation Baden-Württemberg (LFK) und der Medienanstalt Rheinland-Pfalz, in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk (SWR), die heute veröffentlicht wurde. Für die repräsentative JIM- Studie 2023 wurden in ganz Deutschland im Zeitraum vom 30. Mai bis 9. Juli 2023 insgesamt
1.200 Jugendliche im Alter zwischen Zwölf und 19 Jahren befragt.
58 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen sind im letzten Monat vor der Befragung mit Fake News in Kontakt gekommen, gut die Hälfte mit beleidigenden Kommentaren. Etwa jeweils zwei von fünf Jugendlichen hatten Kontakt mit extremen politischen Ansichten, Verschwörungstheorien oder Hassbotschaften. Dr. Wolfgang Kreißig, Präsident der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) und Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstal- ten (DLM) macht deutlich: „Die hohe Konfrontation mit Falschinformationen und Hassbotschaf- ten bei Jugendlichen ist alarmierend. Angesichts dieser Herausforderung ist es von höchster Bedeutung, die Medienkompetenz von jungen Menschen zu fördern.“
2023 sind Jugendliche durchschnittlich 224 Minuten täglich online. Dabei spielen insbesondere Messenger und Social Media eine große Rolle. WhatsApp wird von 94 Prozent regelmäßig ge- nutzt. Instagram belegt mit 62 Prozent Platz zwei, gefolgt von TikTok mit 59 Prozent und Snap- chat mit 49 Prozent. Facebook wird lediglich von 22 Prozent der Jugendlichen regelmäßig genutzt.
Knapp zwei Drittel der Jugendlichen sind am aktuellen Weltgeschehen interessiert. 63 Prozent zeigen Interesse am Klimawandel, 54 Prozent am Ukraine-Krieg und 40 Prozent am Themenfeld Diversity/Vielfalt in der Gesellschaft. Die häufigsten Gelegenheiten, bei denen Jugendliche mit Nachrichten in Kontakt kommen, sind Gespräche im persönlichen Umfeld und die Nachrichten im Fernsehen und Radio. Hierauf folgen bereits YouTube, Twitter und Instagram als Nachrich- tenquelle. Prof. Dr. Kai Gniffke, Intendant des SWR und Vorsitzender der ARD betont daher:
„Junge Menschen brauchen verlässliche Nachrichtenquellen, um sich ohne Manipulation eine eigene Meinung bilden zu können.“
Das Thema KI ist auch bei Jugendlichen angekommen, 38 Prozent der Jugendlichen gaben an, das Programm ChatGPT schon einmal selbst genutzt zu haben, weiteren 36 Prozent war die Anwendung in ihrer Funktion zumindest bekannt. Nur 15 Prozent haben explizit nichts von ChatGPT gehört.
Die Studienreihe JIM (Jugend, Information, Medien) wird vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs), einer Kooperation der Landesanstalt für Kommunika- tion Baden-Württemberg (LFK) und der Medienanstalt Rheinland-Pfalz, seit 1998 jährlich in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk (SWR) durchgeführt. Die repräsentative Studie bildet das Medienverhalten der Jugendlichen in Deutschland ab. Alle Ausgaben der JIM-Studie von 1998 bis 2023 sind als PDF auf www.mpfs.de abrufbar.
Quelle Text/Bild:
Medienanstalt Rheinland-Pfalz
Turmstraße 10
67059 Ludwigshafen
www.medienanstalt-rlp.de
Ludwigshafen, 04.12.2023