Als vollen Erfolg kann das Hofgut Neumühle bei Münchweiler an der Alsenz seine erste Neumühler Schaf- und Ziegentagung verbuchen, denn über 75 Teilnehmer und Teilnehmerinnen waren gekommen, um sich über Neuigkeiten im Halten von Schafen und Ziegen zu informieren. Die Schaf- und Ziegenhaltung in Deutschland hat sich als ein unverzichtbarer Pfeiler des ländlichen Raums und der Kulturlandschaft etabliert. Trotz ihres vergleichsweise geringen wirtschaftlichen Umfangs leisten Schafe und Ziegen einen entscheidenden Beitrag durch ihre vielseitige Nutzung in der Weidehaltung oder Verwertung von Graskonserven, wie Silage oder Heu. Sie wandeln für den Menschen nicht verwertbare Rohstoffe in hochwertige Lebensmittel, wie Fleisch und Milch sowie Wolle und Felle, um. Nicht weniger wichtig ist zudem ihre Leistung zum Erhalt der Kulturlandschaft, beim Hochwasserschutz durch die Beweidung von Auen und Dämmen und im Fördern der Artenvielfalt. Schafe und Ziegen zeichnen sich durch Genügsamkeit, Klimaresistenz und Geländegängigkeit aus, was sie befähigt, auch anspruchsvolle Landschaften und Grenzstandorte zu beweiden, die für Rinder ungeeignet sind.
Die Haltung kleiner Wiederkäuer steht jedoch, wie die Landwirtschaft im Allgemeinen, vor erheblichen Herausforderungen: Die Ansprüche an das Wohlergehen der Tiere steigen, das Risiko von Tierseuchen nimmt zu und der Einfluss des Klimawandels macht sich auch bei kleinen Wiederkäuern bemerkbar. Um die Halter und Halterinnen kleiner Wiederkäuer bei der Bewältigung dieser Aufgaben zu unterstützen, haben die Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung Hofgut Neumühle, der Landesverband der Schafhalter/Ziegenhalter und Züchter Rheinland-Pfalz sowie der Bundesverband Deutscher Ziegenzüchter (BDZ) beschlossen, eine Schaf- und Ziegentagung ins Leben zu rufen.
Dr. Christian Koch, Leiter des Hofguts Neumühle, beleuchtete die herausragende Rolle kleiner Wiederkäuer für den Erhalt der Kulturlandschaft und ihre nachhaltige Nutzung. BDZ-Vorsitzender Bernd Merscher erläuterte die Neuigkeiten in der deutschen Ziegenhaltung und die Aktivitäten des BDZ. Schließlich lobte Werner Neumann, erster Vorsitzender des Landesverbands der Schafhalter/Ziegenhalter und Züchter Rheinland-Pfalz, die enge Zusammenarbeit mit dem Hofgut Neumühle und präsentierte das breite Angebot des Verbands für seine Mitglieder. Dr. Henrik Wagner, Facharzt für kleine Wiederkäuer und Wissenschaftler an der tierärztlichen Klinik der Justus-Liebig-Universität Gießen, beschäftigte sich mit dem „Tierwohl beim kleinen Wiederkäuer“ und der Bedeutung ihrer Gesundheit, mit ihren natürlichen Verhaltensweisen und dem emotionalen Wohlbefinden. Er diskutierte tier-, ressourcen- und managementbezogene Anzeichen für das Wohlergehen und präsentierte aktuelle Herausforderungen. Dabei ging er auf die Notwendigkeit von Leitlinien, eine enge Zusammenarbeit mit Tierärzten, die Vernetzung von Behörden sowie den Austausch untereinander ein. Dr. Deborah Niklas vom Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz stellte das Projekt „Gesundheitsdienst für kleine Wiederkäuer“ vor, das bis 2025 verlängert wurde. Es unterstützt Halter und Halterinnen unter anderem durch das Pseudotuberkulose-Monitoring und die Empfehlungen zur Parasitenbekämpfung und Vorbeugung, Früherkennung und Bekämpfung von Zoonosen und Infektionskrankheiten. Sie informierte auch detailliert über die Pseudotuberkulose beim kleinen Wiederkäuer, betonte die Bedeutung der frühzeitigen Erkennung infizierter Tiere und ging auf den strikten Sanierungsprozess zur erfolgreichen Bewältigung der Krankheit ein.
Hitzestress beim kleinen Wiederkäuer stand im Mittelpunkt des Vortrags von Dr. Jason Hayer, dem stellvertretenden Leiter des Hofguts Neumühle. Angesichts des fortschreitenden Klimawandels erläuterte er die Auswirkungen steigender Temperaturen auf die Tiere und gab Tipps zur Vorbeugung, darunter Schattenangebote, ausreichend Wasser und eine angepasste Ernährung. Er wies auch auf den positiven Einfluss von Photovoltaikanlagen und Agroforstsystemen, die Elemente des Ackerbaus und der Tierhaltung mit denen der Forstwirtschaft kombinieren, auf das Wohlbefinden von Schafen und Ziegen hin. Die Beweidung von Zwischenfrüchten als alternative Nutzungsmöglichkeit für kleine Wiederkäuer behandelte Dr. Sandra Köhnke, Spartenleiterin Futtermittel bei der RWZ; sie erklärte den Nutzen und das Management dieser Beweidungsform und ging darauf ein, welche Pflanzen sich besonders eignen; dabei erwähnte sie das Potential der Mischung verschiedener Kulturen für eine ausgewogene Nährstoffversorgung und die Förderung der Bodenfruchtbarkeit.
Die steigenden Anforderungen an Schaf- und Ziegenhalter sowie digitale Lösungen zur Vereinfachung des Herdenmanagements diskutierte Alina Natz von dsp agrosoft. Manuela Holtmann, Betriebsleiterin des Vulkanhofs, verdeutlichte am Beispiel ihres Betriebes das breite Potential von Ziegen. Abschließend erläuterte Siegbert Lamparter von patura die Funktionsweise von Elektrozäunen und demonstrierte deren Installation außerdem im Feld. Aufgrund der hervorragenden Resonanz ist die zweite Neumühler Schaf- und Ziegentagung schon für den 14. September 2024 terminiert.
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Quelle Text/Bild:
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Kaiserslautern, 25.09.2023
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