Zahlreiche Interessierte wollten mehr über „Starke Frauen“ aus der Pfalz wissen und kamen zur Ausstellungseröffnung der Schau „Aus dem Schatten ins Licht“ in die Pfalzbibliothek Kaiserslautern. Bis 28. Oktober präsentiert sie mehr als 20 Frauenporträts aus der Pfalz aus 1.000 Jahren Pfälzer Geschichte. Pfalzbibliotheksleiterin Claudia Germann wies darauf hin, dass die Ausstellung von den beiden Museumsleiterinnen Dr. Charlotte Glück aus Zweibrücken und Dr. Regina Heilmann aus Ludwigshafen 2021 konzipiert worden sei und nun durch die Pfalz wandere. Ruth Ratter, stellvertretende Bezirkstagsvorsitzende, stellte in ihrer Begrüßung heraus, dass die porträtierten bekannten und unbekannten Frauen alle Ausnahmepersönlichkeiten gewesen seien, die meist nicht anerkannt wurden. Erst im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts habe die Gleichberechtigung an Fahrt aufgenommen. Frauen, die während des Zweiten Weltkriegs Industrie und Wirtschaft aufrechterhalten hatten, seien danach wieder zurück an den Herd geschickt worden. Obwohl Frauen heute oft bessere Leistungen in der Schule lieferten, seien sie in den Chefetagen der Wirtschaft nicht sonderlich stark vertreten. „Die Quote ist meines Erachtens ein Erfolgsmodell, da sie für die Gleichberechtigung kämpft“, so Ratter.
Dr. Charlotte Glück erläuterte in ihrem einführenden Vortrag, dass der Code Civil, das aus der Revolution hervorgegangene Gesetzbuch der Franzosen, in vielen Punkten fortschrittlich gewesen sei; allerdings habe er für die Frauen einen Rückschritt gebracht. Frauen seien nicht als eigene Rechtsperson angesehen worden und hatten die Gehorsamspflicht gegenüber ihrem Vater beziehungsweise Ehemann. Die Emanzipation und die Durchsetzung der Frauenrechte sei ein langer Weg gewesen. Erst 1903 wurden in der Pfalz zum ersten Mal Frauen zum Studium zugelassen, 1918 erhielten sie das Wahlrecht, und es dauerte bis 1949, als die rechtliche Gleichberechtigung im Grundgesetz verankert wurde. Doch erst ab 1977 durften Frauen ohne Zustimmung des Ehemanns berufstätig sein. Glück hält nicht das Recht, sondern die Erwerbstätigkeit für den Dreh- und Angelpunkt der Gleichberechtigung, denn die ökonomische Abhängigkeit binde die Frau an den Mann. Zu wenig Beachtung finde die Tatsache, dass Frauen erst im 18. Jahrhundert zum „schwachen Geschlecht“ gestempelt worden seien. Erst in der Aufklärung habe man den Geschlechtern unterschiedliche und als naturgegeben betrachtete Charaktereigenschaften zugeschrieben, was „fatal war“. Auch die Liebesehe sei eine Erfindung dieser Zeit gewesen. Davor hätte man im „ganzen Haus“ gemeinsam produziert; die Hausmutter habe eine relativ starke Position gehabt. Sie bedauerte, dass „wir das Bild des Bürgertums der Frau als Ehefrau, Mutter und Hausfrau nicht loswerden“. Das 1995 in völlig überarbeiteter Auflage herausgekommene „Große Pfalzbuch“ enthalte gerade mal 19 Frauenporträts, das seien lediglich zwei Prozent. Die Geschichtsschreibung sei männlich dominiert gewesen. Die Ausstellung stellt schlaglichtartig über 23 Frauen aus 1.000 Jahren vor, die alle einen Bezug zur Pfalz haben. Die Porträts sind in verschiedenen Kapiteln gegliedert und widmen sich den Klosterfrauen, den Adeligen, den Frauen in Unternehmen und sozialen Berufen, den politisch engagierten Frauen, den Künstlerinnen und den transidenten Menschen. „Allen ist gemeinsam, dass sie in der männlich dominierten Welt Vieles leisteten“, so Dr. Charlotte Glück. Die Quellenlage sei meist sehr schlecht gewesen, nur Liselotte von der Pfalz habe mit ihren tausenden von Briefen ein lebendiges Zeugnis ihres Lebens am französischen Hof abgelegt und sich behauptet.
Die Ausstellung mit den Porträts auf Roll-ups ist ergänzt durch Literatur aus dem Bestand der Pfalzbibliothek, die auch ausgeliehen werden kann, sowie zwei Vitrinen zu weiteren vier Frauen, zum Teil mit Originaldokumenten und Objekten. Die Schau ist in der Pfalzbibliothek Kaiserslautern montags, dienstags, donnerstags und freitags von 9 bis 16 Uhr, mittwochs von 9 bis 12 Uhr sowie samstags von 10 bis 14 Uhr zu sehen. Ein 24-seitiges Heft mit allen Porträts ist für zwei Euro erhältlich.
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Quelle Text/Bild:
Bezirksverband Pfalz
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www.bv-pfalz.de
Kaiserslautern, 05.09.2023
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