Arbeiten bei Amazon: Eine Dystopie – ver.di startet Aktion „Wir sind keine Roboter“

Beschäftigte werden von ihren Vorgesetzten psychisch unter Druck gesetzt

Am Montag, den 21.08.2023, besucht die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) das Amazon Fulfillment Center in Kaiserslautern, um mit der Kampagne „Wir sind keine Roboter“ die Beschäftigten über ihre Rechte zu informieren. Anlass des Besuches sind die vielen Beschwerden der Beschäftigten. Es geht um den psychischen Druck, den Amazon auf die Beschäftigten ausübt.

„Wir gehen wieder ins Gefängnis. Diesen Spruch sagen sich einige Beschäftigte, wenn die Pause vorbei ist. Es hört sich wie ein Witz an, aber es ist ernst gemeint“, so der ver.di-Projektsekretär für Amazon, Veli Eroglu.

Wie im Militär, ein autoritärer Führungsstil, von oben herab und arrogant. Diese Schlagwörter werden von Amazon-Beschäftigten genannt, wenn man sie nach dem Arbeitsklima fragt. „Viele vom Führungspersonal unterdrücken und erniedrigen die Beschäftigten und respektieren sie nicht. Die Beschäftigten sollen wie Roboter funktionieren. Mit Computersoftware und Kameras kontrolliert und überwacht das Unternehmen jeden Schritt der Beschäftigten und übt psychischen Druck aus, wenn die Beschäftigten nicht schneller arbeiten können. Das ist keine Utopie, sondern eine Dystopie, eine erschreckende und nicht wünschenswerte Entwicklung, so darf die Arbeitswelt der Zukunft nicht aussehen“, erklärt der Projektsekretär weiter.>



Ein Beispiel für den psychischen Druck auf der Arbeit ist der permanente Leistungsdruck durch sogenannte Process Guides: Diese kommen mit einem Laptop zu den Beschäftigten und sagen, dass sie laut erfassten Leistungsdaten zu langsam sind und schneller werden müssen. „Dabei arbeiten viele Beschäftigte schon am Limit. Es wird erwartet, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wie Maschinen funktionieren. Dies erzählen die Beschäftigten uns immer wieder“, erklärt Eroglu weiter.

Amazon behauptet öffentlich immer wieder, dass es bei Amazon keine individuellen Leistungsvorgaben gäbe. „Ich glaube nicht Amazon, sondern den Beschäftigten, die mir von den im Betrieb vorhandenen Leistungsvorgaben berichten. So sollen die Beschäftigten beispielsweise in der Store-Universal-Abteilung 250 Artikel pro Stunde einlagern und die in der Pick-Abteilung 350 Artikel pro Stunde kommissionieren. Wer das nicht schafft, wird vom Führungspersonal oder den Process Guides unter Druck gesetzt“, so Dave Koch, der zuständige ver.di-Sekretär.

An der Situation in Kaiserslautern muss sich etwas ändern, fordern viele Beschäftigte. Sie möchten sich gegen die unmenschliche Firmenpolitik von Amazon zur Wehr setzen. Daher geht ver.di auch in Kaiserslautern mit der Kampagne „Wir sind keine Roboter“ in den Betrieb. ver.di wird auch in Kaiserslautern einen Info-Stand in der Kantine aufstellen, die Beschäftigten mit einem Flugblatt zum Thema versorgen und Fragen beantworten, die den Mitarbeiter*innen auf der Seele liegen. Da sehr viele Beschäftigte mit Migrationshintergrund bei Amazon beschäftigt und der deutschen Sprache noch nicht ausreichend mächtig sind, wurde das Flugblatt zudem in den Sprachen Eritreisch, Somalisch, Arabisch und Englisch übersetzt. Das sind die Sprachen, die von vielen gesprochen werden.

Im Juli war ver.di mit der gleichen Kampagne im Amazon Fulfillment Center in Frankenthal.

Durch die Aktion möchte ver.di die Beschäftigten dabei unterstützen, Druck auf Amazon auszuüben, sodass ein Umdenken bei Amazon stattfindet und der psychische Druck auf der Arbeit gestoppt wird.

Quelle Text/Bild:
ver.di Pfalz
Geschäftsstelle Kaiserslautern
Richard-Wagner-Str. 1, 67655 Kaiserslautern

ver.di Rheinland-Pfalz-Saarland
Münsterplatz 2-6
55116 Mainz

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Mainz, 21.08.2023