333 Absolventen und Absolventinnen verabschiedete die Meisterschule für Handwerker in Kaiserslautern (MHK) in einer Feierstunde im Turnerheim auf dem Seß. „Wir bilden seit Jahrzehnten die heiß begehrten Fachkräfte für Handwerk und Industrie aus“, stellte Schulleiter Steffen Hemmer nicht ohne Stolz fest. Der Bezirksverband Pfalz als Träger der Bildungsstätte, die drei Schulen unter einem Dach vereine, fördere somit viele jungen Menschen aus der Region und damit auch das heimische Handwerk und die hier ansässige Industrie. Dies sei eine große Aufgabe der „Stärkung und Aufrechterhaltung unserer Wirtschaftskraft“. Er verwies darauf, dass sich seit 1950 ein tiefgreifender gesellschaftlicher Wandel vollzogen habe: Kamen damals auf zehn Studierende gut 75 Auszubildende, so seien es heute nur noch gut vier. „Die Unternehmen brauchen Absolventinnen und Absolventen sowohl aus der akademischen und im großen Umfang auch aus der beruflichen Bildung, also die Umsetzer.“ Beide Bereiche dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden. Insofern sei die Kooperation der Meisterschule mit der Hochschule Kaiserslautern eine sinnvolle und passende Kooperation. Und Hemmer forderte: „Berufliche Bildung muss wieder etwas wert sein!“ Er motivierte die Absolventen und Absolventinnen, für eine Berufsausbildung im Familien- und Freundeskreis zu werben und so an der Gewinnung von Nachwuchskräften mitzuwirken.
89 Schülerinnen und Schüler der dreijährigen Berufsfachschule hätten in sieben Berufen das Erstausbildungsziel erreicht; der Frauenanteil liege bei 25 Prozent. Im Laufe von zwei Jahren qualifizierten sich, so Hemmer, 89 junge Menschen in sechs Fachrichtungen zum staatlich geprüften Techniker beziehungsweise zur Technikerin. Auf die Meisterprüfung in elf Berufen hätten sich 155 Anwärterinnen und Anwärter innerhalb eines Jahres vorbereitet; die Freisprechung erfolge durch die Handwerkskammer der Pfalz. Hemmer zeigte sich überzeugt, dass die Absolventen und Absolventinnen mit ihrer Aus- beziehungsweise Weiterbildung an der MHK „das Fundament für eine Karriere in Handwerk und Industrie durch den Erwerb von Kenntnissen, Fertigkeiten und Kompetenzen gelegt haben“.
Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder wies in seiner Festansprache darauf hin, dass die Meisterschule für Handwerker zu einer der größten Einrichtungen des Bezirksverbands Pfalz gehöre. Unter den vielfältigen Herausforderungen unserer Zeit ging er besonders auf die „weltweite Datenkommunikation in Sekundenschnelle“ ein. Die Künstliche Intelligenz (KI) beeinflusse unser tägliches Leben; als Beispiele nannte er die Städteplanung, den Alltag in Schulen, Arztpraxen und unser Zuhause sowie das Benutzen von Autos. KI-Programme, die eine unendliche Menge an Daten brauche, würden von Menschen mit natürlicher Intelligenz gemacht; diese würden festlegen, welche Ziele und Möglichkeiten im Guten wie im Bösen entstünden. Jede und jeder von uns werde von Entwicklungen betroffen sein, die uns einsehbarer, offener und damit kontrollierbarer machten – ob man wolle oder nicht. Wesentlich sei jedoch die Plausibilitätsprüfung, deren Voraussetzung die Bildung sei. Abschließend gab er den Absolventen und Absolventinnen auf den Weg: „Sehen Sie es als Ihre Lebensaufgabe an, sich selbst einzubringen in eine Gesellschaft, die nur mit Optimismus, Offenheit für Neues und Überwindung so mancher Jammerstimmung letztlich zukunftsfähig und damit erfolgreich bleibt.“
Die Absolventen und Absolventinnen zeigten „Mut und Durchsetzungswillen, ihren beruflichen Lebensweg zu gehen“, sagte Prof. Dr.-Ing. Karsten Glöser, Prodekan des Fachbereichs der angewandten Ingenieurwissenschaften an der Hochschule Kaiserslautern. Die zwei traditionsreichsten Bildungsstätten in Kaiserslautern hätten zu einer neuen Allianz gefunden. „Die Bildungswege werden durchlässiger und individueller.“ Hochschule und MHK böten „maßgeschneiderte Wege der Qualifikation“. Im „Kampf um die besten Köpfe“ benötige die Wirtschaft Handwerker mit akademischen Kenntnissen und Ingenieure mit einer fundierten Basis. Nachdem die Klassenbesten geehrt wurden, zeichnete Alexander Müller vom Freundeskreis der Meisterschule für Handwerker die beiden frisch gebackenen Staatlich geprüften Techniker für Karosserie- und Fahrzeugbau Lukas Wimmer und Patrick Wilhelm aufgrund ihres sozialen Engagements im Schulalltag mit einem Preis in Höhe von je 100 Euro aus.
Für die Steinmetz-Abteilung gab es auch Förderpreise der Bauhütte der Pfalz. Hüttenmeister Werner Kleber und sein Stellvertreter Jürgen Blug, selbst ehemaliger Absolvent der MHK, übergaben dem Meisteranwärter Julian Kohl einen mit 500 Euro dotierten Preis sowie dem Gesellen Rouven-Cedric Stähr 300 Euro und der Gesellin Sara Lorenz 200 Euro. Schwungvoll begleitete die Big Band des Kaiserslauterer Rittersberg-Gymnasiums unter Leitung von Markus Lücke die Feierstunde.
Mit dem Preis des Freundeskreises für ihr soziales Engagement bedacht (von links): Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder, Freundeskreis-Vorsitzender Alexander Müller, Patrick Wilhelm und Lukas Wimmer sowie Schulleiter Steffen Hemmer
Erstmals Förderpreis der Bauhütte der Pfalz an einen Meisteranwärter (von links): Julian Kohl mit Hüttenmeister Werner Kleber, seinem Stellvertreter Jürgen Klug und Schulleiter Steffen Hemmer
Förderpreis der Bauhütte der Pfalz ging dieses Jahr an Geselle und Gesellin (von links): stellvertretender Hüttenmeister Jürgen Klug, Rouven-Cendric Stähr, Sara Lorenz, Hüttenmeister Werner Kleber und Schulleiter Steffen Hemmer
Angehende Meister und Meisterinnen: die Klassenbesten mit dem Bezirkstagsvorsitzenden Theo Wieder (Dritter von rechts), Schulleiter Steffen Hemmer (Zweiter von rechts) und seine Stellvertreterin Anja Schlösser (hintere Reihe Mitte) sowie Andreas Hammen (links)
Gut abgeschnitten: Klassenbeste unter den Staatlich geprüften Techniker und Technikerinnen mit Schulleiter Steffen Hemmer und dem Bezirkstagsvorsitzenden Theo Wieder (von links) sowie Anja Schlösser (Dritte von rechts) und Andreas Hammen (rechts)
Fit für den Beruf: Klassenbeste der Berufsfachschule mit Schulleiter Steffen Hemmer und dem Bezirkstagsvorsitzenden Theo Wieder (von links) sowie Anja Schlösser und Andreas Hammen (rechts)
(Fotos: Bezirksverband Pfalz)
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Kaiserslautern, 20.07.2023
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