Großes Interesse an der Überblicksschau „KONKRET Kunst“

Geometrische Kunst als Erlebnis

Als „besondere Ausstellung“ kündigte Steffen Egle, Direktor des Museums Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk), die großen Überblicksschau „KONKRET Kunst. Von Alditüte bis Zero“ den zahlreichen Gästen am Eröffnungsabend an, darunter zahlreiche Künstler und Künstlerinnen, teilweise von weit her, wie aus Italien und den USA. Er dankte dem saarländischen Sammlerpaar Ulrike und Dieter Scheid, das „sich auf Zeit von ihren Schätzen getrennt hat“. Kurator Dr. Sören Fischer habe die Qual der Wahl gehabt, als er aus rund 1.800 hochkarätigen Werken der geometrischen Abstraktion etwa 150 Gemälde und Graphiken ausgesucht habe, die nun auf zwei Etagen des Museums präsentiert würden. „Diese Kunst ist gegenstandslos und verweist auf nichts außer sich selbst“, so Egle. Konkrete Kunst schaffe Tiefe und nachdrückliche Kunsterfahrungen. Die beachtlich umfangreiche Privatsammlung Scheid sei eine der wichtigsten im deutschen Südwesten.

Ruth Ratter, stellvertretende Bezirkstagsvorsitzende, erinnerte noch einmal daran, dass das mpk eines der Flaggschiffe des Bezirksverbands Pfalz und eines der ältesten und bekanntesten Kunstmuseen in Rheinland-Pfalz sei. Der Titel der Ausstellung mache neugierig, der Begriff „konkret“ sei mehrdeutig. Seine scheinbare Einfachheit eröffne „eine Reise ins Reich der visuellen Empfindung“. Es sei erstaunlich, wie frisch diese Kunst auch nach mehr als 100 Jahren noch wirke.

In einem Interview von Steffen Egle und Dr. Sören Fischer gab Dieter Scheid bereitwillig Auskunft. So auf die Frage, wie es sei, mit der Kunst zu leben: Dies sei ganz wunderbar, es sei aber ebenso phantastisch, „die Kunst in einer Auswahl im Museum, also im großen Rahmen zu sehen. Angefangen habe das Sammeln Konkreter Kunst 1978 durch einen Zufall, als das Paar eine Ausstellung besucht habe und dort die Begegnung mit Werken von Aurelie Nemours gemacht hätte. Das sei ein Erweckungserlebnis gewesen. Beim Sammeln seien sich er und seine Frau in den meisten Fällen einig, die hätten die gleiche Passion. Sören Fischer, der sich bei der Auswahl wie in einem Süßwarenladen vorkam, in dem er sich nur weniges nehmen durfte, beschrieb: „Was uns an der Konkreten Kunst so begeistert, ist ihre Klarheit, Reinheit und Sensitivität, die beim Entdecken eine mediative Wahrnehmung ermöglicht.“ Passend zur bildenden Kunst bereicherten Ildiko Filies und Lea Brückner vom Studio für Sprechkunst der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Stuttgart, die Ausstellungseröffnung.



Die Schau zeigt Werke unter anderem von Josef Albers, Donald Alberti, Frank Badur, Max Cole, Adolf Luther, Julia Mangold, Russell Maltz, Vera Molnar, Günther Uecker, Dirk Rausch und vielen weiteren deutschsprachigen wie internationalen Künstlerinnen und Künstler. Bereichert wird sie an einigen Stellen durch Werke aus dem umfangreichen Bestand des mpk, die mit den Leihgaben der Privatsammlungen anregende Dialoge eingehen. „Die Besucherinnen und Besucher erwartet eine faszinierende Welt aus farbigen Formen, spannungsvollen Diagonalen, scheinbar mathematisch geordneten Rastern und optischen Illusionen“, versprach Fischer. Die Ausstellung ist in mehrere Kapitel gegliedert, die wichtige Themen der Konkreten Kunst vorstellen. Ein Highlight ist der Auftaktraum, der der Farbfeldmalerei mit Werken von Josef Albers und Frank Badur gewidmet ist. Weitere Kapitel der Sonderausstellung stellen optische Wahrnehmungsphänomene, geometrische Systeme innerhalb der Konkreten Kunst, die Ausdruckskraft der Nicht-Farbe Weiß sowie Werke der progressiven ZERO-Gruppe aus den 1960er Jahren vor. Eine hohe Popularität erlangte der ZERO-Künstler Günther Uecker, der in seinen Bildern unzählige Nägel ins Holz schlug. Ueckers Kunstwerke stehen für die Überwindung des klassischen Bildbegriffs nach 1945, für die Lösung von Konventionen und alten Denkmuster.

Die Ausstellung knüpft an einen wichtigen Sammlungsschwerpunkt des mpk an. Seit vielen Jahrzehnten sammelt und präsentiert das Museum Werke der Konkreten Kunst. Nicht mehr die Abbildung der Welt steht in ihrem Zentrum; sondern vielmehr die Mittel der Malerei selbst – Farbe, Linie und Fläche – werden in den Fokus neuer Bildkonzepte gerückt. Die Wirkung dieser künstlerischen Revolution war nachhaltig, auch auf die Alltagswelt, wie Günter Fruhtrunks berühmter Entwurf der Aldi-Tüte aus den 1970er Jahren mit ihrem ikonischen Design aus blauen und weißen Streifen belegt.

Zur Ausstellung, die bis zum 3. September zu sehen ist, gibt es einen Katalog für 26 Euro, der von Sören Fischer und Dieter Scheid kuratiert ist. Das Buch enthält Beiträge von Reinhard Ermen, Sören Fischer und Annette Reich sowie ein Vorwort von Steffen Egle. Die Publikation stellt alle Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung in exemplarischen Abbildungen vor. Das mpk bietet ein umfangreiches Begleitprogramm an. Highlight ist die Tanzperformance FUGA, mit der das Pfalztheater im April und Mai zu Gast im Museum ist. Zu live gespielter Barockmusik improvisieren die Tänzerinnen und Tänzer des Theaters im Oberlichtsaal des mpk. Im Mai findet anlässlich der Ausstellung erstmals das neue Format mpk:clubbing statt, mit dem die Ausgehszene in Kaiserslautern angesprochen ist. Das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern, Museumsplatz 1, ist mittwochs bis sonntags von 10 bis 17 Uhr und dienstags von 11 bis 20 Uhr geöffnet; an Karfreitag bleibt das Haus geschlossen, ist aber an Ostermontag und Pfingstmontag offen. Weitere Informationen unter www.mpk.de.

Versprechen eine nachdrückliche Kunsterfahrung (von links): Sammlerpaar Ulrike und Dieter Scheid, mpk-Direktor Steffen Egle, stellvertretende Bezirkstagsvorsitzende Ruth Ratter, Kurator Dr. Sören Fischer

Blick in die Ausstellung: Schätze der Konkreten Kunst
(Fotos: Bezirksverband Pfalz)

Ort
Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern
Museumsplatz 1, 67657 Kaiserslautern

Ausstellungsdauer
25. März bis 3. September 2023

Öffnungszeiten
Dienstag 11 – 20 Uhr, Mittwoch – Sonntag 10 – 17 Uhr, Feiertage 10 – 17 Uhr;
Karfreitag geschlossen, Ostermontag und Pfingstmontag geöffnet

Information
www.mpk.de, info@mpk.bv-pfalz.de, Tel: +49(0)631 3647-201, Fax: +49(0)6313647-202

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Quelle Text/Bild:
Bezirksverband Pfalz
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Bismarckstraße 17
67655 Kaiserslautern

www.bv-pfalz.de

Kaiserslautern, 27.03.2023

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