Demokratieförderung und Gedenken im Bezirksverband Pfalz

Ausschluss befürwortet zwei Maßnahmen

Über die Gedenktage, die im vergangenen Jahr im Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie in Klingenmünster stattfanden, berichteten Rita Becker-Scharwatz und Andreas Dietz den Mitgliedern des Ausschusses für Gedenkarbeit und Demokratieförderung unter Vorsitz von Felix Schmidt. Unter den Opfern des Nationalsozialismus waren Menschen, die im Zuge einer Evakuierung ermordet wurden, sowie jene, die von der sogenannten NS-Euthanasie in der früheren Heil- und Pflegeanstalt Klingenmünster betroffen waren. Beim Gedenken wurden Erinnerungen geteilt und das Leid von damals deutlich gemacht. Eine Hybrid-Veranstaltung im September gab es zu Aufarbeitungsmaßnahmen in einer Zeit, in der Kindern und Jugendlichen in Psychiatrien Unrecht und Gewalt angetan wurde. Auch Gedenkinitiativen zum 80. Jahrestag des „Bayerischen Hungererlass“ am 30. November wurden geschildert, bei denen beispielsweise Roll-ups zum Einsatz kamen.

Danach erläuterte Anja Schlösser, stellvertretende Schulleiterin an der Meisterschule für Handwerker Kaiserslautern (MHK), den Einsatz des Klassenzimmer-Theaterstücks „Deine Helden-meine Träume“ von Karen Köhler, in dem Themen wie Rechtsradikalismus und Ausländerfeindlichkeit authentisch behandelt werden. Sie lobte das Projekt, das die Schüler und Schülerinnen angeregt habe, sich zu beteiligen und zu diskutieren, wies jedoch auch darauf hin, dass größere Altersunterschiede innerhalb der Klasse die Aufnahme des Themas verschieden beeinflusst hätten. Des Weiteren fand im November ein Workshop an der MHK statt, der sich mit dem Thema „Hate Speech im Netz“ befasste. Hierbei wurden Schüler und Schülerinnen sensibilisiert, Hassbotschaften zu erkennen und mit ihnen entsprechend umzugehen. Dies wurde als klarer Gewinn erachtet und konnte gute Diskussionen innerhalb der Schülerschaft hervorrufen. Ebenso fand ein Planspiel über das Thema Populismus statt, bei dem über dessen Gefahren und den angemessenen Umgang aufgeklärt wurde.



Im Anschluss zeigte Schulleiterin Ina Knittel die entsprechenden Demokratieförderungsmaßnahmen am Pfalzinstitut für Hören und Kommunikation (PIH) in Frankenthal auf. Hierzu zählt, dass das Fach „Gesellschaftslehre“ seit diesem Schuljahr um eine weitere Schulstunde ergänzt wird. Auch das Kernthema „Demokratie“ wird stufenweise in den Fokus gerückt: In der fünften Klasse seien beispielsweise ein Demokratietag und ein Besuch im Rathaus vorgesehen; etwas höhere Klassen würden in eine Juniorwahl und in einen Besuch des Landtags in Mainz mit einbezogen. Das Klassenzimmer-Theaterstück und den „Hate Speech“-Workshop gab es ebenfalls am PIH. Eine Gedenkveranstaltung zu Auschwitz durften die Schülerinnen und Schüler selbst gestalten.

Ulrich Burkhart, Archivar des Bezirksverbands Pfalz, präsentierte die Fotoausstellung „KZ überlebt“, bei der ehemalige KZ-Häftlinge vor eindrucksvollen und in Bezug auf ihre Vergangenheit relevanten Motiven zu sehen sind. Der Fotograf Stefan Hanke arbeitete sowohl biografisch-historisch als auch künstlerisch die Vergangenheit von Betroffenen auf. Besonders wichtig war ihm, die damaligen Situationen der wenigen Zeitzeugen einzufangen, so dass man sich auch in Zukunft noch über dieses bedeutungsschwere Thema austauschen kann. Die von Hanke Porträtierten werden nicht als Opfer präsentiert, sondern als Menschen, die die Schrecken des KZs überlebt und damit den Nationalsozialismus besiegt haben. Die großformatigen Fotos sollen möglichst in adäquaten, ihre suggestive Wirkung unterstützenden Räumlichkeiten präsentiert werden, beispielsweise in einem pfälzischen Museum, so Burkhart. Die Ausschussmitglieder bekräftigten einhellig diesen Vorschlag, ebenso das Anliegen, einer pfälzischen Schule die Aufführung des Dokumentartheaterstücks „Mädchen mit Hutschachtel“ zu ermöglichen. Es handelt von einem Mädchen, das auf einer Filmaufnahme zu sehen ist, die die Verschleppung von Bruchsaler Juden und Jüdinnen zeigt, und dessen Lebensweg vor kurzem recherchiert und in einem auf Dokumenten und Interviews basierenden Theaterstück künstlerisch umgesetzt wurde.

Anschließend stellte sich Benedict von Bremen vor, der seit Dezember wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde ist, um zusammen mit Dr. Christian Decker und Ulrich Burkhart an dem Themenkomplex „Zwangsarbeit in der Pfalz 1939 bis 1945“ zu forschen und das im Jahr 2021 gestartete Projekt weiterzuentwickeln. Besonders wichtig sei ihm dabei, dass es sich hier „nicht nur um Zahlen, sondern vor allem um Menschen“ handle. Dementsprechend sei in diesem Jahr insbesondere ein inhaltlicher Ausbau der Projekthomepage geplant (www.pfalzgeschichte.de – Zwangsarbeit in der Pfalz). Ulrich Burkhart stellte sodann das Online-Gedenkbuch des Bezirksverbands Pfalz vor. Hier können biogrammatische Daten erfasst und eingesehen werden. Er erklärte die Handhabung anhand einiger Recherchebeispiele und machte deutlich, dass diese Ressource ein wichtiger Versuch sei, unzähligen Menschen ihre Identität zurückzugeben. Auch erläuterte er eine neue Website mit Informationen zu Gurs (www.gurs.education) und der in diesem Herbst in Gurs stattfindenden Gedenkveranstaltung. Zudem verwies er darauf, dass weiterhin Ausstellungsorte für die Wanderausstellung „Gurs 1940“ gesucht werden; die Ausstellung ist von Pfälzer Städten, Gemeinden, Museen und Initiativen kostenfrei beim Bezirksverband Pfalz buchbar (Telefon 0631 3647-166 und a.pfenninger@bv-pfalz.de).

Gurs-Ausstellung: neun Pfälzer Tafeln ergänzen die 28 Tafeln zur Situation der südwestdeutschen Juden
(Foto: Bezirksverband Pfalz)

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Quelle Text/Bild:
Bezirksverband Pfalz
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67655 Kaiserslautern

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Kaiserslautern, 28.02.2023

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