Viele Menschen in Rheinland-Pfalz könnten von besseren Operationsergebnissen profitieren, wenn sie für Eingriffe eine etwas längere Anreise zu erfahreneren Kliniken in Kauf nehmen würden. Das zeigt der BARMER-Krankenhausreport, den Forscher vom RWI – Leibnizinstitut für Wirtschaftsforschung erstellt haben. Die Reportautoren kommen zu dem Schluss, dass pro Jahr etwa 1.500 der knapp 24.000 untersuchten Hüft- und Knie-OPs und 250 der rund 19.000 analysierten Herz-OPs in Rheinland-Pfalz an routinierteren Klinikstandorten durchgeführt werden könnten, ohne dass sich die Fahrzeit zum Krankenhaus um mehr als 40 Minuten verlängert. „Kliniken mit hohen OP-Zahlen erbringen meist eine bessere Qualität bei der medizinischen Versorgung, denn die Ärztinnen und Ärzte sowie das Pflegepersonal haben dort eine höhere Erfahrung. Dennoch darf manch Klinik in einzelnen Bereichen nur sehr wenige OPs durchführen“, sagt Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Die rheinland-pfälzische Landesregierung solle den Kliniken für mehr Operationen Mindestmengen vorgeben, damit diese die OP anbieten dürfen, und die Einhaltung dieser Vorgaben streng überprüfen.
Hohes Verlagerungspotenzial bei Operationen in Rheinland-Pfalz
Laut Krankenhausreport werden die analysierten Hüft- und Knieoperationen mit Verlagerungspotenzial an 18 rheinland-pfälzischen Klinikstandorten durchgeführt. Von 15 dieser Standorte könnten die Eingriffe an Kliniken mit mehr Erfahrung verlegt werden, ohne dass sich die Anreise um mehr als 40 Minuten verlängert. Das entspricht einem Anteil von 83 Prozent. Die untersuchten Herz-Operationen mit Verlagerungspotenzial betreffen sechs Krankenhausstandorte in Rheinland-Pfalz. Bei vier von ihnen wäre eine Verlagerung der Eingriffe an Kliniken mit mehr Erfahrung ohne eine Fahrtzeitverlängerung um mehr als 40 Minuten machbar. „Die Verlagerung von Operationen hätte nur einen geringfügigen Einfluss auf die Fahrzeiten, würde aber in der Behandlung oft Qualitätssteigerungen bringen. Wo immer eine Verlagerung von Kliniken mit geringer Routine hin zu Krankenhäusern mit großer Erfahrung möglich ist, sollte sie daher im Sinne der Patientensicherheit erfolgen“, fordert Kleis.
OP-Verlagerungen für mehr Patientensicherheit
Im Krankenhausreport wurde für 7,7 Prozent medizinisch relevanter Hüft- und Knieoperationen wie dem Einsetzen künstlicher Gelenke sowie für 2,0 Prozent häufiger Eingriffe am Herzen wie dem Einsatz von Herzkathetern und Bypässen geprüft, ob sie sich von den Klinikstandorten mit den geringsten OP-Fallzahlen an Standorte mit einer höheren Routine verlagern lassen. Das entspricht einem Schwellenwert von jährlich 187 OPs bei den Hüft- und Knieoperationen und von jährlich 186 bei den Herz-OPs pro Klinikstandort. „Schon bei diesen niedrigen Schwellenwerten zeigt sich, dass Rheinland-Pfalz über ein großes Verlagerungspotenzial bei Hüft-, Knie- und Herzoperationen verfügt. Diese Potenziale gilt es nun im Sinne der Patientensicherheit zu heben“, betont Kleis. Dabei müsse geklärt werden, welche medizinischen Besonderheiten zu beachten seien und an welche personellen, apparativen und baulichen Voraussetzungen eine Verlagerung zu knüpfen sei. Auch müsse beantwortet werden, wie die Perspektive der Kliniken gestaltet werden könne, die im Sinne der medizinischen Versorgungsqualität gewisse Eingriffe nicht mehr durchführen dürften.
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Quelle Text/Bild:
BARMER Landesvertretung Rheinl.-Pfalz/Saarland
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www.barmer.de
Kaiserslautern, 13.01.2023