Der Ausschuss für Gedenkarbeit und Demokratieförderung unter Vorsitz von Felix Schmidt tagte in Frankenstein und beschäftigte sich unter anderem mit dem Projekt „Zwangsarbeit in der Pfalz 1933 bis 1945. Internierung – Einsatzorte – Repression“ des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde (IPGV). Institutsmitarbeiter Dr. Christian Decker und Archivar Ulrich Burkhart vom Bezirksverband Pfalz gaben einen Sachstand und stellten die Internetseite vor, die der Institutswebsite www.pfalzgeschichte.de (dort unter „Forschung“) angliedert ist. Sie gibt einige erste allgemeine Erläuterungen zum Forschungsprojekt. Eine weiterführende und ausdifferenzierte Website soll im Projektverlauf entstehen. Die aktuelle Projekt-Internetseite informiert insbesondere darüber, dass schätzungsweise 70.000 bis 75.0000 Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen aus Polen, Frankreich, Italien, Russland und der Ukraine 1943/44 gegen ihren Willen auf pfälzischem Boden arbeiten mussten. Die beiden Projektbetreuer erstellen zurzeit auch eine umfassende Bibliographie und legen eine Quellensammlung an, vorwiegend aus Fotos und Dokumenten von Zeitzeugen; auch ein Literaturapparat wird eingerichtet. Bislang wurden bereits Interviews mit Zeitzeugen der ersten und zweiten Generation durchgeführt, im Landesarchiv in Speyer und im Stadtarchiv Kaiserslautern sowie online im Arolsen-Archiv mit über zwei Millionen Dokumenten recherchiert, das ehemalige Lagergelände an der Biebermühle bei Rodalben in Augenschein genommen und der Austausch mit Forschenden gesucht, um sich zu vernetzen. Demnächst soll noch ein Projektmitarbeiter eingestellt werden.
Ulrich Burkhart berichtete auch von der Wanderausstellung „Gurs 1940“, die Angela Pfenninger von der Zentralverwaltung des Bezirksverbands Pfalz betreut. Die Schau über die Deportation und Ermordung von südwestdeutschen Jüdinnen und Juden war bereits in 15 Orten der Pfalz zu sehen und zog zahlreiche Besucherinnen und Besucher an. Für das kommende Jahre stehen bereits drei weitere Ausstellungsorte fest. Die Schau ist von Pfälzer Städten, Gemeinden, Museen und Initiativen kostenfrei beim Bezirksverband Pfalz buchbar (Telefon 0631 3647-166 und a.pfenninger@bv-pfalz.de). Er hält auch Angebote bereit, die es Leihnehmenden ermöglicht, ein umfassendes Begleitprogramm anzubieten. Außerdem gibt es die Materialsammlung für den Unterricht „Die Pfalz im Nationalsozialismus“, die in einem Modul zu Gurs Texte, Fotos, Fragestellungen und Erwartungshorizonte sowie einen Film auf DVD liefert; der Band ist für 10 Euro bestellbar unter www.bv-pfalz.de/produkt-kategorie/unterrichtsmaterialien/. Weitere Infos sind unter https://www.bv-pfalz.de/gedenken-erinnern/80-jahre-gurs/ abrufbar.
Schließlich stellten der ehemalige Institutsdirektor Roland Paul und der ehemalige Gymnasiallehrer Bernhard Gerlach die Arbeitsstelle „Geschichte der Juden in der Pfalz“ als Abteilung des IPGV vor. Beide beschäftigen sich seit Jahrzehnten mit dem Thema und führen die Arbeitsstelle in der ehemaligen Grundschule in Frankenstein, Hauptstraße 54, ehrenamtlich. Sie ist mittwochs von 10 bis 16 Uhr geöffnet; ein Besuch sollte unter Telefon 0173 7646932 oder per Mail an r.paul@institut.bv-pfalz.de angemeldet werden. Die beiden beraten Städte und Gemeinden, Historiker, Heimatforscher, Studierende sowie Schülerinnen und Schüler. Zu bieten hat die Arbeitsstelle eine große Bibliothek mit über 6.000 Bänden; auch beherbergt sie Dokumente und etwa 80 Ordner, meistenteils gefüllt mit Interviews von emigrierten Juden und Jüdinnen sowie Presseartikeln. Paul und Gerlach forschen auch weiterhin; so recherchieren und erfassen sie biografisch jüdische Personen, die während der NS-Zeit emigriert sind, einschließlich jener, die auf ihrer Flucht doch noch in die Hände der NS-Schergen gefallen sind. 2023 wollen sie eine Tagung veranstalten. Bei der Besichtigung der Arbeitsstelle waren sich die Ausschlussmitglieder einig, dass hier eine „überragende Arbeit“ geleistet wird.
Ausschuss besucht Arbeitsstelle: Roland Paul (Zweiter von rechts) und Bernhard Gerlach (links) geben Auskunft über den Bestand
(Foto: Bezirksverband Pfalz)
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Quelle Text/Bild:
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www.bv-pfalz.de
Kaiserslautern, 28.10.2022
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