Lesetipps von der Buchhandlung „blaue Blume“ 14.07.

Roman: Richard Ford – Irische Passagiere
Die Menschen in „Irische Passagiere“ haben oft haarscharf die falsche Abzweigung im Leben genommen oder einfach Pech. Es geht so schnell – ein dummer Seitensprung, eine verpasste Chance, plötzliche Krankheit, ein Wirbelsturm – und schon ist man unterwegs zur eigenen Scheidung, muss sich ganz neu orientieren, ist plötzlich der Junge, der seinen Vater verloren hat und zum Außenseiter wird. Aber so klar Richard Ford seine Figuren in ihren Schwächen zeigt, so beiläufig lässt er sie in Würde durch ihre Anfechtungen und Prüfungen gehen. Der große Erzähler begegnet dem menschlichen Makel in diesem Band mit einer Zärtlichkeit, die zutiefst berührt.

Roman
Tarjei Vesaas – Die Vögel
Der Außenseiter Mattis hat sich in seine innere Welt zurückgezogen. Von den Dorfbewohnern als zurückgeblieben verlacht, lebt er mit seiner Schwester Hege in einer Hütte am See und fühlt sich mit der Natur ringsum verbunden. Er glaubt Botschaften von Waldschnepfen zu empfangen, deren Balzflug sieht er als Zeichen, die er nicht entschlüsseln kann. Das Auftauchen des Holzfällers Jørgen, dessen Annährung an Hege und eine erschossene Schnepfe werfen Mattis endgültig aus der Bahn. Das Ungesagte, Unsagbare zwischen den Zeilen erzeugt in diesem norwegischen Klassiker eine hypnotische poetische Spannung und macht den Roman zu einem einzigartigen Juwel.

Roman
Callan Wink – Big Sky Country
Als Sohn eines Farmers hat August früh erfahren, was stilles Glück bedeutet. Kühe melken, Heu machen, die Geräte im Schuppen reparieren. Doch seine Mutter wünscht sich schon lange etwas anderes, nicht nur für ihn. Nach der Scheidung muss er mit nach Montana: ein neues Leben, falsche Freunde, eine Frau, die plötzlich erreichbar scheint – und mittendrin August der in den Weiten und Träumen und Widersprüchen dieses grenzenlosen Landes verloren zu gehen droht. Ein Bildungsroman, der danach fragt, welchen Abdruck Landschaften hinterlassen, wie aus Söhnen Männer werden und wonach es sich im Leben zu richten gilt.

Roman
Jonathan Swift – Gullivers Reisen
Der Schiffsarzt Leopold Gulliver ist ein wohlanständiger Durchschnittsbürger, der durch allerhand Katastrophen und Missgeschicke in die unglaublichsten Abenteuer gerät. Da ist nicht nur das winzige Volk der Liliputs, das ihn gefangen nimmt, oder die Riesen von Brobdingnag, die ihn als Attraktion zur Schau stellen, er landet auch auf der fliegenden Insel Laputa und erlebt in Balnibarbi eine Akademie der Absurditäten. Mit seiner abenteuerlichen Reiseerzählung hielt Swift der menschlichen Natur einen Zerrspiegel vor und prangerte so politische Korruption, soziale Ungerechtigkeiten und Missstände in der Wissenschaft (nicht nur) des 18. Jahrhunderts an.

Roman
Luis Sepulveda – Der Alte, der Liebesromane las
Seit dem Tod seiner Frau lebt Antonio José Bolívar Proaño allein in einer Hütte im Regenwald des Amazonas. Zweimal im Jahr steht der Alte am Bootssteg der winzigen Siedlung El Idilio und erwartet die Ankunft seines Freundes Rubicundo Loachamín, der ihn mit neuen Liebesromanen versorgt. Traurig sollen sie sein, mit viel Liebeskummer, aber auch ein Happy End haben. Lesend vertreibt Antonio sich die Zeit im Dschungel, den er dank seiner Freundschaft mit den Shuar wie kein anderer kennt. Als eines Tages die schrecklich zugerichtete Leiche eines Engländers aufgefunden wird, begreift nur Antonio, dass nicht die Ureinwohner den Mann getötet haben, sondern ein Ozelotweibchen, dessen Junge er umgebracht hat. Um weitere Opfer zu verhindern, zwingt man Antonio, Jagd auf das Tier zu machen. Ein dramatischer Kampf zwischen Mensch und Natur beginnt.

sachbuch
Bernhard Kegel – Die Natur der Zukunft
Seit Jahrzehnten steigende Temperaturen sind eine unabweisbare Tatsache. Weltweit haben sich Tausende von Tier- und Pflanzenarten in Bewegung gesetzt, sind bereits viele Kilometer weit polwärts, bergauf oder in tieferes Wasser gewandert. Das Klimasystem ist sehr träge, und es birgt Tücken und Kipp-Punkte. Und welche Konsequenzen wird es haben, wenn natürliche Zyklen kollabieren. Um die für große Teile der Menschheit schon jetzt existenzbedrohenden Folgen des Klimawandels zu begrenzen und uns auf die neuen Gegebenheiten vorzubereiten, müssen wir wissen, wie Tiere und Pflanzen auf die klimatischen Veränderungen reagieren. Bernhard Kegel beschreibt in eindringlichen Worten ein äußerst differenziertes Bild der Natur als ökologisches Netzwerk, das durch den Klimawandel unter Druck gerät.

Quelle Text/Bild:
buchhandlung blaue blume
Richard-Wagner-Str. 46
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Kaiserslautern, 14.07.2022