Die Pfalz war bis in die 1970-er Jahre eines der wichtigen Anbaugebiete für Kirschen in Deutschland. Heute sind nur noch Reliktbäume der einstigen Pracht erkennbar.
große schwarze Kirschen an einem Zweig
Lecker, die „Lambsheimer Kurzstiel“ ( Bild: Landesforsten.RLP.de / Philipp Eisenbarth)
Erfreulicherweise werden historische Obstsorten auf Streuobstwiesen, kommunalen Ausgleichsflächen oder entlang von Feldwegen heute wieder vermehrt neu angepflanzt. Die Initiative „Gelbes Band“ will diese Bewegung in der Pfalz weiter fördern. Dazu gehört nach Auffassung der Organisatoren – Biosphärenreservat Pfälzerwald, LAG Pfälzerwald plus, Infozentrum Haus der Nachhaltigkeit – nicht nur eine sachgerechte Pflege der Bäume selbst und ihrer Standorte. Eine bessere Wertschätzung dieser ökologischen und kulturellen Kleinode wird auch dadurch verbessert, wenn man einen Nutzen daraus ziehen kann. Die Initiative „Gelbes Band“ hat deshalb damit begonnen, die für 2022 von den Kommunen gemeldeten Kirschbäume zu markieren, denn im Juni liegt deren Hauptsaison. Sie dürfen kostenlos, auf eigene Gefahr und in haushaltsüblichen Mengen für den Eigenbedarf beerntet werden. Besonders viele Kirschbäume findet man um die Stadt Pirmasens. Die genauen Standorte sind in einer interaktiven Karte auf der Internetseite des Biosphärenreservat Pfälzerwald verzeichnet.
Die Schwerpunkte des Kirschenanbaus in der Pfalz lagen einstmals in den Gegenden rund um Freinsheim, Annweiler und Zweibrücken sowie im Kohlbachtal bei Waldmohr und am Donnersberg. Heute zeugen dort nur noch vereinzelte, großkronige, knorrige und alte Bäume von der einstigen Bedeutung der Pfalz als Exportland für Süß- und Sauerkirschen innerhalb Deutschlands. Jede dieser Gegenden war stolz auf ihre eigenen speziellen Sorten. Teilweise handelte es sich um sogenannte Lokalsorten, die dort entstanden sind und nur dort zu finden waren. Beispiele für sehr wohlschmeckende und für den typischen „Pälzer Kerscheplotzer“ gut geeignete traditionelle Sorten sind die Freinsheimer Schwarzkirsche, die Frühe Rote Meckenheimer und die älteren französische Sorten Souvenir des Charmes und Burlat. Sie alle reifen in der zweiten bis dritten Kirschwoche. Auch die etwas kleinfrüchtige, aber geschmacklich empfehlenswerte Lambsheimer Kurzstiel als Sorte der vierten Kirschwoche ergibt hervorragende Konfitüren. Pikant süß und lecker direkt vom Baum schmeckt die gelbrote Weichkirsche Maibigarreau. Die in der Pfalz als Napoleonskirsche sehr bekannte und beliebte gelbrote Große Prinzessin war 2021 die Streuobstsorte des Jahres des Verbandes der Gartenbauvereine Saarland/Rheinland-Pfalz.
Quelle Text/Bild:
Landesforsten Rheinland-Pfalz
Forstamt Johanniskreuz – Haus der Nachhaltigkeit
www.hdn-pfalz.de
www.naturerlebnis-pfalz.de
www.treffpunktwald.de
Kaiserslautern, 01.06.2022