Gurs-Ausstellung in Zweibrücken zu sehen – Schülerinnen und Schülern werden zu Peer Guides ausgebildet

Vom 9. April bis 29. Mai macht die Wanderausstellung „Gurs 1940“ Station in Zweibrücken und ist im Stadtmuseum zu sehen. 37 Stellwände zeigen die Deportation der südwestdeutschen Jüdinnen und Juden in das französische Internierungslager „Camp de Gurs“ nördlich der Pyrenäen. Offizielle Quellen sprechen von 6.504 Menschen, die am 22. und 23. Oktober 1940 aus der Pfalz, Baden und dem Saarland in den unbesetzten Teil Frankreichs deportiert wurden. Vermutlich lag die Zahl noch höher. Die Deportation war eine der ersten organisierten Verschleppungen von jüdischen Deutschen aus ihrer Heimat. Initiiert von den regionalen nationalsozialistischen Verantwortlichen, war für das sogenannte Gebiet „Saarpfalz“ Gauleiter Josef Bürckel zuständig, weswegen auch von der „Wagner-Bürckel-Aktion“ gesprochen wird. Die französischen Behörden leiteten die Transporte in das Lager, das im Herzen des heutigen Departements Pyrénées-Atlantiques liegt. Einigen der Deportierten gelang von dort die Flucht, mehr als tausend starben in den kommenden Jahren aufgrund der katastrophalen Lagerbedingungen. Zwischen 1942 und 1944 organisierten SS und Polizei die Deportation der Internierten nach Auschwitz-Birkenau und Sobibor, wo fast alle ermordet wurden.

An diese Verbrechen und ihre Nachgeschichte erinnert die Ausstellung „Gurs 1940“. Sie bettet regionale Geschichte in deutsche, französische und europäische Abläufe ein und nimmt Betroffene, aber auch Täter und Täterinnen, Umstehende und Nutznießende in Deutschland und Frankreich aus verschiedenen Perspektiven in den Blick. Aber auch die Gedenkarbeit – heute und in der Vergangenheit – wird nicht vergessen. Die Ausstellung der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz ist in Kooperation mit vielen Partnern in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Frankreich sowie dem Auswärtigen Amt unter Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier entstanden. Leihgeber der Ausstellung ist der Bezirksverband Pfalz.

Am Freitag, 8. April, um 18 Uhr wird die Ausstellung durch Kulturdezernentin Christina Rauch und eine Einführung von Roland Paul eröffnet. Der ehemalige Direktor des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde geht auf die Vorgeschichte und den Ablauf der menschenverachtenden Aktion ein und berichtet vom täglichen Leben im Lager. Hans Bollinger singt jiddische Lieder aus den Gettos. Zur Eröffnung wird um eine Anmeldung unter 06332 871-380 gebeten. Für Schulklassen bietet die Ausstellung das erfolgreiche pädagogische Konzept „Jugendliche führen Jugendliche“ an. In einem zweitägigen Vorbereitungsseminar unter der Leitung von Roland Paul, der ehrenamtlich die Arbeitsstelle für jüdische Geschichte in der Pfalz leitet, werden 24 Schülerinnen und Schüler aus Zweibrücker Schulen zu sogenannten Peer Guides ausgebildet. Sie erhalten dadurch die Befähigung, ihre Mitschülerinnen und Mitschüler durch die Ausstellung zu führen. Das Stadtmuseum, Herzogstraße 9-11 (Petrihaus), hat dienstags von 10 bis 18 Uhr und mittwochs bis sonntags sowie feiertags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintrittspreis beträgt 5 Euro, ermäßigt 2,50 Euro; Schulklassen zahlen pro Person 1,50 Euro. Es gelten die aktuellen Coronaregeln. Führungen sind nach Voranmeldung unter der Telefonnummer 06332 871-382 möglich.

Die Ausstellung ist von Pfälzer Städten, Gemeinden, Museen und Initiativen kostenfrei beim Bezirksverband Pfalz buchbar (Telefon 0631 3647-166 und a.pfenninger@bv-pfalz.de). Weitere Infos unter https://www.bv-pfalz.de/gedenken-erinnern/80-jahre-gurs/; dort sind auch Videos der Vorträge und des Gesprächskonzerts anlässlich der Ausstellungseröffnung im Historischen Museum der Pfalz in Speyer im Frühjahr 2021 zu sehen.

Hierhin wurden 1940 die pfälzischen Jüdinnen und Juden deportiert: Lager Gurs in Südwestfrankreich
(Foto: Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde)

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Quelle Text/Bild:
Bezirksverband Pfalz
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Bismarckstraße 17
67655 Kaiserslautern

www.bv-pfalz.de

Kaiserslautern, 30.03.2022

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