Lesetipps von der Buchhandlung „blaue Blume“ 17.02.

Roman: Natasha Brown – Zusammenkunft
Nach oben kommen. Das war immer der Plan. Seit Jahrhunderten. Dafür hat sie, dafür haben alle vor ihr gekämpft. Und als Schwarze Frau stand ihr letztlich nur ein Weg offen: Völlige Verausgabung, Oxbridge, Londoner Hochfinanz, ein Freund mit Geld so alt und dreckig wie das Empire. Doch als sie endlich eingeladen wird, Mitglied einer Familie, Angehörige einer Klasse, Teil eines Landes zu werden, muss sie am eigenen Körper erfahren, dass die erlittenen Ungerechtigkeiten tiefere Wurzeln geschlagen haben. Natasha Brown hat einen dichten Roman über die Anstrengungen sozialen Aufstiegs, vor allem aber über die toxische Wirkung der Vergangenheit in unseren Worten, Werten, Besitztümern geschrieben. Der Überraschungserfolg in England 2021.

Kriminalroman
Dominique Manotti – Marseille.73
Elf Jahre nach der Unabhängigkeit Algeriens schwelt es an der Côte d’Azur. Bei Teilen der Marseiller Polizei gehört Rassismus zum guten Ton. Der Mord an einem französischen Busfahrer wirkt wie ein Signal zur Eskalation, Scharfmacher schüren die Pogromstimmung, ein Junge wird auf offener Straße niedergemäht. Man ermittelt halbherzig und schlampig – bis Commissaire Daquin auf den Plan tritt. Dominique Manottis Krimi hat einen realen Hintergrund: 1973 erschütterte eine rassistische Mordserie ganz Frankreich mit ­Marseille als Epizentrum von Fremdenhass, Klüngel und rassistischem Terrorismus. Die Parallelen zu heute sind beklemmend.

Sachbuch
Michel Wildt – Zerborstene Zeit
Deutschland zwischen 1918 und 1945 – ein Zeitraum von knapp dreißig Jahren, in dem gleich zweimal für Millionen Menschen eine «neue Zeit» anbricht: 1918 nach dem Ende des verlorenen Ersten Weltkriegs und 1933 mit der Machtübernahme durch Adolf Hitler. Michael Wildt nennt diese Zeit „zerborsten“. Er führt uns in Hinterhöfe, private Heime und Baracken, lässt Zeitzeugen wie Käthe Kollwitz und Victor Klemperer, aber auch den unbekannten katholischen Gastwirt oder die national gesinnte Lehrerin zu Wort kommen. Und bringt das «oben» und das «unten» der Geschichte in eine kollektive Erzählung zusammen. Ein bedruckendes Panorama Deutschlands und der Deutschen im «Zeitalter der Extreme».

Sachbuch
Lee Smolin – Quantenwelt
Die Quantenphysik ist das Lieblingskind der modernen Wissenschaft. Sie ist das Fundament für unser Verständnis von allem, was sich abspielt zwischen den Elementarteilchen und dem Verhalten von Materie aller Art. Die Quantenphysik ist aber auch ein Problemkind, sie ist gefangen in seltsamen Paradoxien, und was sie ausmacht, klingt eher erfunden als erforscht. Warum das so ist, zeigt der amerikanische Physiker Lee Smolin in seinem neuen Buch. Er gibt uns eine Ahnung davon, was Einstein gemeint haben könnte und wie wir seine Ideen zu Ende denken müssen. In weiten Teilen auch für Laien verständlich und dazu noch unterhaltsam.

Quelle Text/Bild:
buchhandlung blaue blume
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Kaiserslautern, 17.02.2022