„Der Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften an zwei Pilotschulen in Mainz hat sehr positive Ergebnisse erbracht“, sagt Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig. „Wir sehen schon jetzt viele positive Auswirkungen dieses Modellprojekts: weniger Fehlzeiten, bessere Lernvoraussetzungen und Bildungserfolge. Dazu leisten die Schulgesundheitsfachkräfte einen wichtigen Beitrag. Weil der Start des Pilotprojektes so erfolgreich verlaufen ist, wird es nun deutlich ausgebaut.“ Konkret bedeutet das: Nachdem im Jahr 2018 an zwei Grundschulen in Mainz die ersten Schulgesundheitsfachkräfte eingesetzt worden waren, werden in den beiden kommenden Jahren an 18 weiteren und damit an insgesamt 20 Grundschulen in Rheinland-Pfalz Schulgesundheitsfachkräfte mit jeweils einer halben Stelle zum Einsatz kommen. Sie leisten bei Not- oder Unfällen erste Hilfe, verabreichen Medikamente, unterstützen chronisch erkrankte Schülerinnen und Schüler, sind Ansprechpartner und Vertrauenspersonen und können so früh erkennen, falls sich in der Schülerschaft psychische Auffälligkeiten einstellen.
„Das Land nimmt viel Geld in die Hand, um Schulgesundheitsfachkräfte an weiteren Grundschulen anzustellen“, betont Hubig. „Für die Kinder sind sie eine wichtige Anlaufstelle und leisten nicht nur Hilfe im Notfall, sondern auch wichtige Präventionsarbeit. Gerade während der hohen Belastung durch die Corona-Pandemie zeigt sich: Schulgesundheitsfachkräfte verbessern die Gesundheitssituation an unseren Grundschulen. Deshalb legen wir jetzt bei diesem Thema nach.“ Die Schulgesundheitsfachkräfte bringen dabei eine hohe Qualifikation mit: Es handelt sich um examinierte Gesundheits- und (Kinder-)Krankenpflegekräfte mit Berufserfahrung, die zudem eine berufsbegleitende Qualifizierung in Kooperation mit der Evangelischen Hochschule Darmstadt durchlaufen.
Träger des Projektes, das aus der ikidS-Studie II der Universitätsmedizin Mainz hervorgegangen ist (ikidS = „Ich komme in die Schule“; weitere Infos: https://www.unimedizin-mainz.de/pe/projekte/ikids-ii/uebersicht.html), ist die Landeszentrale für Gesundheitsförderung (LZG). Sie hat dazu einen Kooperationsvertrag mit dem Land Rheinland-Pfalz und dem Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI) der Universitätsmedizin Mainz geschlossen, das die wissenschaftliche Begleitforschung übernimmt. Für die LZG und die Universitätsmedizin werden aus dem Landeshaushalt für das Jahr 2022 Mittel in Höhe von insgesamt rund 923.000 Euro bewilligt.
„Schulgesundheitsfachkräfte, oft auch Schulkrankenschwestern genannt, sind Vertrauenspersonen und Ansprechpartnerinnen bei gesundheitlichen Problemen von Schülerinnen und Schülern – in akuten Fällen und insbesondere bei chronischen Erkrankungen. Sie können gesundheitliche Probleme und psychische Auffälligkeiten frühzeitig erkennen und gegebenenfalls die Eltern unterstützen, entsprechende Maßnahmen einzuleiten und Hilfsangebote vor Ort anzunehmen. Dieser präventive und vernetzende Charakter ihrer Arbeit in der Grundschule, wo Kinder unabhängig von ihrem sozialen Hintergrund erreicht werden können, ist für uns ein wichtiges Argument für Schulgesundheitsfachkräfte“, erläutert Dr. Matthias Krell, Geschäftsführer der LZG.
„Wir freuen uns sehr, dass das Pilotprojekt Schulgesundheitsfachkräfte dank der großzügigen finanziellen Unterstützung des Landes nicht nur fortgesetzt, sondern auch noch deutlich ausgebaut werden kann“, sagt Univ.-Prof. Dr. Michael Urschitz, Kinderarzt und Epidemiologe am Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik an der Universitätsmedizin Mainz sowie Leiter der Studie „ikidS“. „Schulgesundheitsfachkräfte kümmern sich beispielsweise um Medikamentengaben nach einem Verordnungsplan durch den Kinderarzt in Absprache mit den Eltern. Sie leisten pflegerische Unterstützung bei Schulunfällen und akuten Erkrankungen. Und sie führen beispielsweise Blutzuckermessungen durch und verabreichen Notfallmedikamente. Zudem achten sie auf Allergien oder Nahrungsunverträglichkeiten bei einzelnen Kindern. Mit anderen Worten: Sie führen viele für die Gesundheit der Kinder wichtige Tätigkeiten aus, für denen den Lehrkräften das Wissen und meist auch die Zeit fehlt.“ Für den Mediziner leistet das Projekt damit einen ganz wesentlichen Beitrag zur medizinisch-pflegerischen Versorgung von Kindern: „Auf alle Altersgruppen bezogen nimmt die Zahl der Schulkinder mit chronischen Krankheiten und gesundheitlichen Beeinträchtigungen weiter zu. Wir setzen aber dort an, wo die Probleme häufig anfangen oder sich auf die Bildungschancen deutlich auswirken – im Grundschulalter.“
Weil sie zudem administrative Aufgaben übernehmen, sind die Schulgesundheitsfachkräfte eine enorme Entlastung für die Lehrerinnen und Lehrer. „Unsere Lehrkräfte sollen ihre ganze Konzentration auf ihre pädagogischen Aufgaben richten können“, sagt Ministerin Hubig. „Wir versuchen, sie von allen anderen Tätigkeiten zu entlasten, zum Beispiel durch Schulverwaltungsfachkräfte oder IT-Experten. Daher ist es nur logisch und konsequent, das Projekt Schulgesundheitsfachkräfte auf eine breitere Basis zu stellen.“
Zum Jahresbeginn 2022 wurden zunächst an vier Grundschulen in Ludwigshafen, einer Grundschule in Worms und in Kürze an einer Grundschule in Alzey jeweils eine halbe Stelle für Schulgesundheitsfachkräfte geschaffen (siehe Übersicht). Zum 1. August folgen sechs weitere Modellschulen in Koblenz und Trier, 2023 dann noch einmal sechs weitere Modellschulen in Trier und Kaiserslautern. Damit sollen bis 2023 alle fünf Clusterregionen, die für das Projekt gebildet wurden (Rheinhessen, Ludwigshafen, Trier, Koblenz, Kaiserslautern), mit mindestens einer Schulgesundheitsfachkraft versorgt sein.
Das Bildungsministerium verfolgt mit den Schulgesundheitsfachkräften mittel- und langfristige Ziele. „Wir wollen ein tragfähiges Konzept zum landesweiten Einsatz an Grundschulen aufstellen“, kündigt Hubig an. Auf diese Weise könnten gesundheitliche und psychosoziale Gefährdungen früher erkannt werden, chronisch kranke Schülerinnen und Schüler besser in den Schulalltag integriert und Fehlzeiten reduziert werden. In Zusammenarbeit mit Kinderärztinnen und- ärzten, Schulärztinnen und -ärzten, Schulpsychologinnen und -psychologen, Schulsozialarbeiterinnen und -arbeitern sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Jugendhilfe könnten Schulgesundheitsfachkräfte dazu beitragen, gesundheitlich und sozial benachteiligten Schülerinnen und Schülern mehr Chancengleichheit zu verschaffen. „Die Schulgesundheitsfachkräfte sind also auch ein Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit“, so Ministerin Hubig abschließend.
Teilnehmende Schulen (1. Cluster, Rheinhessen/Ludwigshafen)
Stadt Mainz (seit 2018): Maler-Becker-Schule Mainz-Gonsenheim, Goethe-Grundschule.
Stadt Ludwigshafen (seit 1.1.2022): Grundschule Langgewann, Schillerschule Mundenheim, Grundschule Wittelsbach, Mozartschule Rheingönheim.
Stadt Worms (seit 1.1.2022): Staudinger-Grundschule.
Landkreis Alzey-Worms (ab März geplant): Albert-Schweitzer-Grundschule Alzey.
Quelle Text/Bild:
Ministerium für Bildung des Landes Rheinland-Pfalz vertreten durch die Ministerin
Mittlere Bleiche 61
55116 Mainz
www.bm.rlp.de
Mainz, 15.02.2022