In seiner 133-jährigen Geschichte habe der Kongress des Verbands Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten (VDLUFA) schon mehrmals in Rheinland-Pfalz, aber erst zweimal in der Pfalz stattgefunden, sagte Prof. Dr. Franz Wiesler, VDLUFA-Präsident und wissenschaftlicher Direktor der LUFA Speyer, bei der Begrüßung der Kongressteilnehmerinnen und -teilnehmer. Erstmals war die Zusammenkunft der Wissenschaftler hybrid, also in Präsenz und digital organisiert worden. Die Forderung der Politik nach einer Ökologisierung der Landwirtschaft ist längst überfällig, so Wiesler. Dies werde allerdings zu einer „deutlichen Reduktion der Produktion führen“. Der parlamentarische Staatssekretär Uwe Feiler vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sprach in seinem Grußwort von den „Grundlagen für eine nachhaltige und von den Menschen akzeptierte Transformation unseres Ernährungs- und Agrarsystems“, was finanzielle Mittel erfordere. Baustein der Debatte sei die Ackerbaustrategie, die den „Werkzeugkasten für eine Klimaanpassung“ liefere. Ziel müsse es sein, dass „das Einkommen und die Ernten sicher bleiben“. Staatssekretärin Petra Dick-Walter vom rheinland-pfälzischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau wies darauf hin, dass die Landwirtschaft vor einer enormen Wandlung bei der Landnutzung stehe, dabei müsse „die Klimaresilienz der Landwirtschaft gestärkt werden“. „Wir brauchen unsere LUFA“, so Dick-Walter, als eine „schlagkräftige Untersuchungseinrichtung mit Fachverstand“. Der Kongress, der der Wissensvermittlung diene, demonstriere „die Vernetzung von Fachwelt und Gesellschaft“. Abschließend betonte sie, dass „eine zukunftsorientierte Landwirtschaft die regionale Wertschöpfung stärken“ müsse.
Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder wies darauf hin, dass die LUFA Speyer „einen einmaligen Träger“ habe, nämlich den Bezirksverband Pfalz, ein Kommunalverband mit politischer Legitimation, der über 200 Jahre alt sei und die Verantwortung für 23 Einrichtungen in der Region mit rund 5.500 Beschäftigten und einem jährlichen Finanzvolumen von rund 2,2 Milliarden Euro habe. Unter anderem sei er Aufgabenträger des deutschen Teils des Biosphärenreservats Pfälzerwald. Die LUFA liefere einen wichtigen Beitrag für den Natur- und Verbraucherschutz. Prof. Dr. Holger Mühlenkamp, Rektor der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer, stellte als Gastgeber die Universität vor, die im kommenden Jahr ihr 75-jähriges Bestehen feiere. Sie widme sich der Forschung, Lehre und Weiterbildung. Astrid Plenk, Vizepräsidentin der Arbeitsgemeinschaft für Lebensmittel-, Veterinär- und Agrarwesen (ALVA), Österreich, erinnerte daran, dass Alexander von Humboldt am Kongresstag seinen 252. Geburtstag gefeiert hätte; das „wichtige Thema der Tagung hätte auch ihm am Herzen gelegen“. Sie kritisierte, dass „in Europa zu viel Landfläche zugebaut“ werde.
Sodann beschäftigte sich Prof. Dr. Harald Grethe von der Humboldt-Universität zu Berlin in seinem Vortrag mit „Ernährung und Landwirtschaft in Deutschland: Auswirkungen auf die Agrarmärkte und Flächennutzung im Ausland“. Dabei hob er hervor, dass es wichtig sei, „die tierische Produktion zu verringern“ – „dies sagt die Wissenschaft schon länger“. Das viele Fleischessen hätten wir uns angewöhnt, das könnten wir uns auch wieder abgewöhnen. Thomas Graner vom Bundesamt für Naturschutz in Bonn, der über die „Anforderungen des Klima- und Naturschutzes an die Landnutzung“ referierte, ging auf den Artenschwund ein, der „um uns herum“ stattfinde. „Es gibt eine Abhängigkeit von Klimakrise und Artensterben.“ Wichtige Forderungen seien unter anderem der dauerhafte Erhalt des Grünlands und der Moore, eine organische Behandlung des Bodens, eine Förderung der Artenvielfalt und eine Erhöhung des Fleischpreises, wie dies in anderen Ländern Europas der Fall sei. Die „Zukünftige Nutzung unserer Agrarflächen – Möglichkeiten und Grenzen neuer landwirtschaftlicher Anbausysteme“ beleuchtete Prof. Dr. Enno Bahrs von der Universität Hohenheim. Neben dem konventionellen und dem ökologischen Landbau müsse man den mineralisch-ökologischen Landbau etablieren. Es helfe uns nicht, eine reine Ackerbau- und eine reine Nutztierstrategie zu entwickeln, sondern „wir brauchen eine ganzheitliche Betrachtung“, wie sie auch vom VDLUFA gefordert worden sei.
Weitere Themen des dreitägigen Kongresses waren die Perspektiven des ökologischen Landbaus für die globale Nahrungsmittelbereitstellung, die Grünlandnutzung mit Tieren, die Waldnutzung im Spannungsfeld gesellschaftlicher Interessen, die Alternativen zur Lebensmittelerzeugung mit Tieren und Modelle für die Integration von Tier- und Pflanzenproduktion; auch wurden Beiträge laufender Forschungsprojekte aus den Bereichen pflanzliche sowie tierische Produktion, Futtermittel, Saatgut und Analytik präsentiert.
Bu: VDLUFA-Präsident: Dr. Franz Wiesler ist wissenschaftlicher Direktor der LUFA Speyer
(Foto: VDLUFA)
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Quelle Text/Bild:
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Kaiserslautern, 21.09.2021
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