Bei einem gemeinsamen Ortstermin am Pfarrhaus St. Maria mit Martin Olf, dem leitenden Pfarrer der Pfarrei Heilig Geist, informierte sich der BUND – Kreisvorsitzende Tobias Wiesemann über die Planung zur bevorstehenden Pfarrheimerweiterung. Dies geschah vor dem Hintergrund, dass der BUND zahlreiche Zuschriften erhielt, in denen sich Mitglieder und Bürger*innen darüber beschwerten, dass ein ca. 200 Jahre alter Kastanienbaum einem eingeschoßigem Anbau zum Opfer fallen solle. Pfarrer Olf schilderte seine Nöte, durch die Umstrukturierung der Gemeinde an zentraler Stelle weitere Räume bereitstellen zu müssen. Diese müssten selbstverständlich barrierefrei sein und ein den Richtlinien entsprechendes gutes Arbeiten ermöglichen. Der BUND erkennt ausdrücklich an, dass die aktuelle Planung viel Grün beinhaltet, dieses könne aber nicht den Baum ersetzen.
Der BUND sieht überzeugende Möglichkeiten, die Freiraumgestaltung und Gebäudestruktur so zu gestalten, dass auch die alte Kastanie noch ihren Platz finden könnte. Tobias Wiesemann ist dabei selbst Architekt. Nach Meinung des BUNDs hat der Baum neben seiner hohen historischen und symbolischen Bedeutung eine wichtige Funktion als Sauerstofflieferant, Staubfilter, Schattenspender und als Lebensraum zahlreicher Tiere und Pflanzen. Alleine der Verlust des vielfältigen Bodenlebens im Wurzelbereich eines über zweihundert Jahre alten Baumes könne in einem Menschenleben nicht wieder aufgebaut werden. Einen solchen Baum im Innenstadtbereich zu haben ist eine Rarität und für die Bürger*innen von unschätzbaren Wert insbesondere in Hinsicht auf die Folgen des Klimawandels. „Spätestens die letzten Dürresommer mit enorm lebensfeindlichen Bedingungen in den aufgeheizten Innenstädten haben gezeigt, wie wichtig der Erhalt von solchen großen Pflanzen für uns alle ist.“ so Wiesemann. Mit der Spenden-Aktion „Bäume für Kaiserslautern“ unterstützt der BUND seit einigen Jahren die Anpflanzung von Bäumen an Straßen und öffentlichen Plätzen in Kaiserslautern. Der Erfolg dieser Aktion zeige, wie wichtig den Bürger*innen die Innenstadtbegrünung sei. Die Kastanie an der Marienkirche könnte noch lange leben. Die Aussage von Pfarrer Olf, der Baum sei nicht mehr vital, sieht der BUND nicht bestätigt. Ein fachkundliches Gutachten liegt nicht vor.
Tobias Wiesemann machte auch ein strukturelles Problem aus, dass eine zentrale Planung in Speyer für alle Pfarrheime im Bistum nicht angemessen auf die Bedürfnisse vor Ort reagieren könne. Hier appelliere der BUND ganz stark an die Kirche, ihre zentralisierten Strukturen aufzubrechen, noch mehr das Gespräch vor Ort zu suchen und solche Planungen nicht aus einem Speyerer Hinterzimmer zu liefern, sondern mit allen Akteuren vor Ort abzustimmen. Dann hätte bestimmt am Ende eine Umsetzung gestanden, bei der der Baum hätte erhalten werden können.
Sehr aufgeschlossen zeigte sich Pfarrer Olf für die Ideen einer Fassadenbegrünung, die bisher noch nicht Teil der Planung war. Er sicherte dankenswerterweise zu, diese den Freiraumplanern mit auf den Weg zu geben.
Quelle Text/Bild:
Bund für Umwelt und Naturschutz e.V. (BUND)
Tobias Wiesemann, Vorsitzender BUND Kreisgruppe Kaiserslautern
Trippstadter Str. 25
67663 Kaiserslautern
https://kaiserslautern.bund.net/
Kaiserslautern, 03.05.2021