Wirtschaftsministerium, Kammern und die Bundesagentur für Arbeit haben wichtige Projekte auf die Beine gestellt, um das Ausbildungsgeschehen in der Corona-Krise zu stärken. Das hat Wirtschaftsstaatssekretärin Daniela Schmitt bei einem gemeinsamen Pressegespräch mitgeteilt. Extrahilfen zur Prüfungsvorbereitung, kreative Berufsorientierung in einer Handwerks-Werkstatt im Popup-Store bis hin zur am 1. März startenden Social Media-Kampagne „Ausbildung JETZT!“ sollen helfen, das Ausbildungsgeschehen im Land zu stärken.
„Die duale Ausbildung ist ein hervorragender Karrierestart. Es ist wichtig, dass wir diese Botschaft übermitteln, gerade jetzt, wo Berufsorientierung an Schulen und Praktika in Betrieben nur bedingt stattfinden können“, sagte Wirtschaftsstaatsekretärin Daniela Schmitt. „Wir wollen genau jetzt, ein halbes Jahr vor Ausbildungsstart, junge Menschen auf den Karriereweg Ausbildung aufmerksam machen“, erklärte Schmitt den Start der Kampagne am 1. März. Nach Erhalt der Halbjahreszeugnisse und spätestens nach den Osterferien würden die Weichen gestellt, in welche Richtung es nach dem Schulabschluss im Sommer gehen soll.
Die Staatssekretärin wies darauf hin, dass es in Rheinland-Pfalz mehr freie Ausbildungsstellen als Ausbildungssuchende gebe (2.728 offene Stellen, 1.353 Ausbildungssuchende (Stand September 2020)). Viele Betriebe hätten auch während der Pandemie einen hohen Fachkräftebedarf, hier stünden die Chancen, einen Ausbildungsplatz zu finden, durchaus gut. Erfreulich sei, dass Rheinland-Pfalz bislang besser durch die Krise gekommen sei als im Bundesdurchschnitt (Ausbildungsrückgang in RLP um 8,2 Prozent, Bund 11 Prozent).
Schmitt dankte den Industrie- und Handelskammern für ihre Initiative, für Auszubildende in den Hotel- und Gaststättenberufen kurzfristig eine Extra-Prüfungsvorbereitung in 3-Tages-Seminaren zu organisieren. „Dies ist ein wichtiger Beitrag zur Stabilisierung der Ausbildung in den von den pandemiebedingten Schließungen besonders betroffenen Berufen“, sagte Schmitt. Das Wirtschaftsministerium und die IHK Rheinland-Pfalz fördern das Projekt jeweils zur Hälfte mit rund 60.000 Euro.
„Insbesondere den Auszubildenden im Hotel- und Gaststättenbereich ist durch den Lockdown viel Praxis verloren gegangen. Die Auszubildenden dürfen am Ende aber nicht die Leidtragenden der Pandemie werden. Die gezielte Prüfungsvorbereitung hilft dabei, die entstandenen Wissenslücken zu schließen und die Auszubildenden fit für die Prüfung und damit auch für das weitere Berufsleben zu machen“, sagte Jan Glockauer, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Trier.
Schmitt dankte ebenso der Handwerkskammer Rheinhessen für ihr innovatives Vorhaben, durch eine Berufsorientierungswerkstatt im „MAKERSPACE Lulu #machdeinhandwerk“ im ehemaligen Karstadt-Gebäude mitten in Mainz die Möglichkeiten für junge Menschen zu erweitern, sich praktisch zu erproben und Spaß an Handwerksberufen zu entwickeln. Das Land unterstütze das Projekt mit rund 90.000 Euro.
„Handwerksberufe sind attraktiv, weil man etwas ganz Eigenes mit den Händen erschaffen kann. Auch in Pandemiezeiten braucht es daher die Möglichkeit, Handwerksberufe praktisch zu erfahren, natürlich mit Abstand und infektionssicher. Wir laden Schulklassen und interessierte Menschen ein, verschiedene Handwerke kennen zu lernen und sich auf unserem MAKERSPACE lulu auszuprobieren“, erläutert Anja Obermann den Ansatz des Projekts.
„Unser gemeinsames Ziel ist es, dass alle ausbildungsinteressierten jungen Frauen und Männer einen Ausbildungsplatz finden und die Unternehmen ihre Ausbildungsplätze besetzen können. Die Berufsberaterinnen und Berufsberater der Agenturen für Arbeit stehen den Jugendlichen für individuelle Gespräche zur Verfügung. Dies kann telefonisch, per Mail oder auch per Videoberatung erfolgen. Gerade in der gegenwärtigen Zeit ist eine gute Berufsorientierung und Beratung wichtig“, so Daniel Lips, Geschäftsführer Operativ der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit. „Check-U, das Erkundungstool der Bundesagentur für Arbeit hilft Jugendlichen den passenden beruflichen Weg zu finden. Mit Hilfe gezielter Fragen werden die individuellen Stärken ermittelt. Somit können die jungen Menschen herausfinden mit welchen Ausbildungsberufen und Studienfeldern sie sich bei der Berufsorientierung näher beschäftigen sollen.“
Die Projekte:
Kampagne „Ausbildung kennt keine Auszeit – Ausbildung JETZT!“ startet
Am Montag, den 1. März, startet landesweit die sechsmonatige Kampagne „Ausbildung kennt keine Auszeit – Ausbildung JETZT!“. Gemeinsam mit den Partnern wirbt das Ministerium von 1. März bis 31. August 2021 online wie auf Social Media für die berufliche Ausbildung – also dort, wo Jugendliche ihre Zeit verbringen. Das Wirtschaftsministerium finanziert die gemeinsame Kampagne mit 100.000 Euro.
„Wir wollen junge Menschen motivieren, sich für eine betriebliche Ausbildung zu entscheiden. Mit der Kampagne „Ausbildung JETZT!“ holen wir sie dort ab, wo sie sich treffen: in den sozialen Medien, auf Facebook, TikTok oder Instagram“, sagte Wirtschaftsstaatssekretärin Daniela Schmitt. „Wir wollen den jungen Menschen alle Chancen geben. Dazu gehört an aller erster Stelle das Wissen über die beruflichen Möglichkeiten. Die Ansprache und Information der Jugendlichen sowie deren Umfeld, beispielsweise der Eltern, sowie die gezielte Unternehmensansprache sind dabei ganz wesentlich“, so Schmitt.
Elternkampagne im Sommer
Ergänzend ist im Sommer eine Elternkampagne geplant. Denn ebenso wichtig wie die Ansprache der Jugendlichen sei die Ansprache der Eltern, die Untersuchungen zufolge bei der Ausbildungswahl ihrer Kinder eine bedeutende Rolle spielen. „Auch den Eltern müssen wir die Möglichkeiten nach einer Ausbildung, beispielweise das Studieren ohne Abitur, Gründen nach der Ausbildung – also die Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Ausbildung – unbedingt näherbringen. Eine Ausbildung schränkt nicht ein, sie ist die beste Grundlage für eine erfolgreiche Berufskarriere, die im Beruf, mit der Weiterbildung zum Meister, der Gründung des eigenen Unternehmens oder dem Studium weitergehen kann. Das müssen wir noch viel stärker kommunizieren“, sagte Schmitt. Die Elternkampagne kurz vorm Start des neuen Ausbildungsjahres im Sommer verfolgt genau dieses Ziel. 200.000 Euro stehen für das Projekt zur Verfügung.
Pop up-Berufsorientierung als Modellprojekt – Makerspace im „Lulu“ in Mainz
Ein weiteres wichtiges Projekt zur Berufsorientierung ist das Modellprojekt „MAKERSPACE lulu #machdeinhandwerk“ der Handwerkskammer Rheinhessen. Weil viele Betriebe aufgrund der pandemiebedingten Situation derzeit kaum Praktika anbieten, fehlt Jugendlichen die praktische Berufsorientierung. Auf dem Makerspace Lulu mitten in der Mainzer Innenstadt wird die HWK Rheinhessen Anfang April eine Pop-up-Praxis-Werkstatt einrichten, in der sich junge Erwachsene ganz praktisch an der Werkbank ausprobieren können. Gleichzeitig erhalten sie Informationen und Beratung zu möglichen Ausbildungswegen im Handwerk.
„Die Pop-up Berufsorientierung ist ein wichtiges Angebot an den Handwerks-Nachwuchs und eine Entlastung für Betriebe, die aufgrund der Unwägbarkeiten derzeit kaum Spielraum für das Angebot von Praktika haben. Es ist enorm wichtig für den Nachwuchs im Handwerk, dass wir den Jugendlichen praktische und haptische Erfahrungen mit den Werkstoffen, Materialien und Werkzeugen ermöglichen“, sagten Wirtschaftsstaatssekretärin Daniela Schmitt und Anja Obermann, Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Rheinhessen.
Auszubildende auf Prüfung vorbereiten – Extrakurse der IHK
Gerade die Hotel- und Gastronomiebranche, die massiv von den Schließungen zur Eindämmung der Pandemie betroffen ist, hat Schwierigkeiten, die Ausbildungsleistung vollumfänglich aufrecht zu erhalten. „Hier unterstützen wir“, sagte Schmitt. Das Wirtschaftsministerium fördert spezielle Prüfungsvorbereitungskurse der IHKn für HoGa-Berufe als Ad hoc-Maßnahme, um erlernten Stoff aufzufrischen und Lücken zu schließen. „Wir wollen, dass unsere Jugendlichen erfolgreich ihren Abschluss machen können und schaffen ein Extra-Angebot, um sie gut auf die bevorstehenden Prüfungen vorzubereiten“, sagten Wirtschaftsstaatssekretärin Daniela Schmitt und Jan Glockauer, Hauptgeschäftsführer der IHK Trier.
Alle derzeit rund 240 Auszubildenden aus den HoGa-Ausbildungsgängen in Rheinland-Pfalz können die 3-tägigen Prüfungsvorbereitungskurse als Praxisintensiv-Training wahrnehmen. „Wir unterstützen damit auch die Betriebe der Hotel- und Gastronomiebranche, die aufgrund der Schließungen der praktischen Ausbildung in Küche oder Gastraum gar nicht oder nur unter sehr erschwerten Bedingungen nachkommen können“, sagte Schmitt.
Neben den neuen Projekten tragen seit mehreren Jahren die vom Wirtschaftsministerium Rheinland-Pfalz und der Bundesagentur für Arbeit geförderten 24 Coaches für betriebliche Ausbildung zur Ausbildungsstärkung bei. Im vergangenen Jahr konnten so rund 1.500 Ausbildungsverhältnissen vermittelt werden.
Wirtschaftsstaatssekretärin Daniela Schmitt dankte den Unternehmen in Rheinland-Pfalz, die trotz herausfordernder Zeiten weiterhin eine hohe Ausbildungsbereitschaft zeigten und Ausbildungsplätze anbieten können.
Hintergrundinfos Kampagne:
Die Social-Media-Kampagne „Ausbildung kennt keine Auszeit – Ausbildung JETZT!“ ist ein gemeinsames Angebot von Wirtschaftsministerium, Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern, der Landwirtschaftskammer sowie der Bundesagentur für Arbeit, eingebunden sind Dehoga und LVU. Auf der begleitenden Homepage www.ausbildung-rlp.jetzt finden Jugendliche Ausbildungsplätze und Betriebe können ihre Angebote online melden. Angebote der Partner in den Regionen zur Berufsorientierung oder zum Matching von Ausbildungssuchenden und Betrieben sind ebenfalls dort zu finden. Sie starte bereits im Sommer 2020 und wird nun neu aufgelegt.
https://www.ausbildung-pfalz.jetzt/
Quelle Text/Bild:
Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Stiftsstraße 9
55116 Mainz
www.rlp.de
Mainz, 26.02.2021