Am 05. Februar geht der 50. Kulturlivestream über die Bühne der Fruchthalle. Das Projekt, das anschließend auch von etlichen anderen Städten übernommen wurde, begann zu Beginn des ersten Lockdowns im März 2020 und entwickelte sich rasch zu einem alle Erwartungen übertreffenden Erfolg. Das innovative Konzept sollte, während alle Kultureinrichtungen pandemiebedingt für das Publikum geschlossen wurden, für Präsenz und Sichtbarkeit von Kunst und Kultur sorgen. Dazu wurden bezahlte Auftrittsmöglichkeiten für viele freischaffende Künstlerinnen und Künstler aus der Region geschaffen, die über Nacht alle Auftritts- und Einkommensmöglichkeiten verloren hatten.
Neben der relativ geringen festen Gage von 300 Euro pro Mitwirkendem wurde zu Spenden aufgerufen. So kamen im ersten Lockdown nach 30 Kulturlivestreams bereits über 26.000 Euro zusammen, die dann zu gleichen Teilen an alle Freischaffenden aufgeteilt wurden, mit einem Anteil von über 500 Euro für jede und jeden. „So eine wahnsinnig große Unterstützung“, „Diese Art des Zugangs zur Kultur im Lockdown kann man gar nicht hoch genug schätzen“, „Tausende Menschen haben das an ihren Rechnern, Tablets und so weiter gefeiert, und es ist auch toll monetär honoriert worden“, so der Tenor der beteiligten Künstlerinnen und Künstler.
Etliche Städte wie Trier, Landau oder auch Zweibrücken hatten angefragt, um ähnliches umzusetzen. Die Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz präsentiert das Projekt als „best practice“, ebenso der Deutsche Städtetag, der es gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) auf der internationalen Städteplattform Connective Cities mit einem Videovortrag von Dr. Christoph Dammann, Leiter des Kulturreferates und Planer der Kulturlivestreams, weltweit vorgestellt hat. Von Beginn an war die städtische KL.digital GmbH wichtiger Partner des Projektes bei der technischen Umsetzung und Betreuung der Social Media-Kanäle.
Nachdem die Kultureinrichtungen bereits Anfang letzten November in den zweiten Lockdown gingen, nahm das Kulturreferat das Projekt im Dezember wieder auf. Das Interesse ist nach wie vor groß. Nachdem die ersten 30 Kulturlivestreams im Frühjahr 2020 allein auf Facebook und Youtube über 130.000 Zuschauer hatten, sind es seit Dezember bereits weit über 30.000, hinzu kommen noch die übertragenden Offenen TV-Kanäle.
Die Bandbreite der Genres erstreckt sich dabei von Klassik über Jazz, Pop, Weltmusik, Hiphop und Rock bis hin zu Lesungen und Kabarett und sogar der Einbindung von bildender Kunst durch zwei Livepainting-Aktionen und der konzeptionellen Einbindung von Gemälden durch Projektionen. „So lange es nicht möglich ist, unser Publikum in der Fruchthalle willkommen zu heißen, werden wir weiter streamen“, stellt Dr. Christoph Dammann in Aussicht. Er freue sich zudem sehr, dass seit Anfang Februar auch festangestellte Künstlerinnen und Künstler des Pfalztheaters mitwirken könnten, die sich in Kurzarbeit befinden, zugunsten der Freischaffenden ohne Honorar.
Den Anfang macht am 5. Februar, zum 50. Jubiläums-Kulturlivestream seit März 2020, die äußerst beliebte Sängerin Astrid Vosberg, bekannt aus unzähligen Musiktheater-Produktionen, gemeinsam mit Günter Werno, Keyboarder und musikalischer Kopf der Band „Vanden Plas“, und dem Schlagzeuger Markus Munzinger.
Die Fruchthalle hat dank eines Förderprogramms inzwischen eine eigene technische Ausstattung zum Streamen mit fünf fernsteuerbaren Kameras und Videoschnittplatz. „Besonders in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen spiegeln uns, dass sie durch den Kulturlivestream das Gefühl haben, wieder stärker am Leben teilnehmen zu können. Daher möchten wir auch in Zukunft, wenn unsere Kultureinrichtungen endlich wieder für Publikum offen stehen, diese Möglichkeit auch weiterverfolgen. Der digitale Weg ist natürlich nur eine Ergänzung. Er kann die bereichernde persönliche Begegnung zwischen Kunst, Künstlern und Publikum nicht ersetzen“, so Bürgermeisterin und Kulturdezernentin Beate Kimmel.
Dammann berichtet weiter, er plane zur Zeit „gefühlt vierfach“ einmal die kommende Saison, die hoffentlich wieder einigermaßen normal verlaufen könne, dann die Lange Nacht und ein neues Jugendfestival, die eventuell auch noch mit Corona-Auflagen laufen müssten. Dazu die notwendigen Absagen und Verschiebungen von Konzerten oder auch des für Ende Februar angesetzten Literaturfestivals mit so großen Namen wie Klaus Maria Brandauer, Suzanne von Borsody, Christian Brückner, Elke Heidenreich und vielen anderen. Und der Kulturlivestream mit regelmäßigen Veranstaltungen pro Woche sei wie eine zusätzliche Saison, die kurzfristig auf die Beine gestellt würde. Dies sei nur möglich dank seines „tollen Teams“, das ihm den Rücken freihalte und dem er sehr dankbar sei.
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Kaiserslautern, 03.02.2021