Roman: Colum McCann – Apeirogon
Rami Elhanan und Bassam Aramin, zwei Männer, beide Väter von Töchtern. Beide Töchter sind gestorben. Ramis Tochter wurde 1997 im Alter von dreizehn Jahren von einem palästinensischen Selbstmordbomber getötet. Bassams Tochter starb 2007 zehnjährig vor ihrer Schule durch die Kugel eines israelischen Grenzpolizisten. Ramis und Bassams Leben ist vollkommen symmetrisch und asymmetrisch zugleich. Rami braucht fünfzehn Minuten für die Fahrt zur Arbeit, Bassam eineinhalb Stunden für die gleiche Strecke. In Colum McCanns Buch entfaltet sich der Palästinakonflikt in seiner ganzen Historie und Komplexität. Sein kaleidoskopischer Text („Apeirogon“ ist ein regelmäßiges Polygon) stellt die zeitlose Frage: Wie leben wir weiter, wenn das Liebste verloren ist? Und: Wie kann der Mensch Frieden finden? Mit sich selbst, mit anderen?
Roman
Julian Barnes – Der Mann im roten Rock
Julian Barnes lässt uns teilhaben am Leben von Dr. Samuel Pozzi (1846–1918), einem damals bekannten Arzt, Pionier auf dem Gebiet der Gynäkologie und Freigeist, ein Wissenschaftler, der seiner Zeit weit voraus war. Er führte unter anderem Hygienevorschriften vor Operationen ein und übersetzte Darwin ins Französische. Barnes zeichnet das Bild einer ganzen Epoche am Beispiel dieses charismatischen Mannes. Kenntnisreich, elegant und akribisch recherchiert, beschreibt er das turbulente Leben Dr. Pozzis und erzählt Kulturgeschichten über den Fin de Siècle und seine Protagonistinnen und Protagonisten: Maler, Politiker, Künstler, Schauspieler, Schriftsteller. Pozzi reiste, um Erkenntnisse zu gewinnen, und stand für einen engen Austausch zwischen England und dem Kontinent. So ist Barnes‘ Buch neben vielem anderen vor allem auch ein Plädoyer, an der Idee Europas festzuhalten.
Sachbuch
Peter Sloterdijk – Den Himmel zum Sprechen bringen
Umwege sind die direktesten Wege zum Zentrum. Das neue Werk von Peter Sloterdijk ist ein Beleg für diese These: Außerhalb der Aktualität angesiedelt, handelt Theopoesie, auf den ersten Blick betrachtet, von den in der Bibliothek der Menschheit gespeicherten Versuchen, Gott oder die Götter zum Sprechen zu bringen: Entweder reden sie unmittelbar selbst oder sie werden von den Dichtern mittelbar in ihrem Tun und Denken wiedergegeben. Religionen sind also auch »literarische Produkte, mit deren Hilfe die Autoren um Klienten auf dem engen Markt der Aufmerksamkeit von Gebildeten konkurrieren«. Der Mensch hat sich die Religion, an die er glaubt, selbst geschaffen. Wie es dazu kam, erklärt der Philosoph Peter Sloterdijk in seinem neuen Buch.
Kinderbuch
Antonie Schneider,Christine Knödler (Hrsg.) – Es flattert und singt, Gedichte und mehr und alles für Kinder
„Beim Dichten kannst du dir Clowns im Zirkus vorstellen. Sie jonglieren, sie machen Quatsch, das Ganze macht Spaß. Es ist ein Spiel.“ – Für Antonie Schneider ist Lyrik keine starre Textform, sondern reine Lebenslust. Mit lustigen Zeichnungen lässt sie die Hühner Hannibal und Helena eine Welt eröffnen, die selbst für Erwachsene oft überraschende und anregende Ideen zum Mitdichten parat hält. Reimformen und Rhythmus werden spielerisch erklärt. Alles regt dazu an, sich möglichst offen und unkompliziert auf die Dichterei einzulassen. Gleichzeitig gibt es viele Seiten schöner Haikus, Elfchen und Gedichte aller Art. Fazit: Etwas Besonderes.
Quelle Text/Bild:
buchhandlung blaue blume
Richard-Wagner-Str. 46
67655 Kaiserslautern
www.buchhandlung-blaue-blume.de
Kaiserslautern, 21.01.2021