Kultur am Leben erhalten, trotz Lockdown

Der Lockdown light war, anders als von der Bundes- und den Landesregierungen angekündigt, kein Wellenbrecher, sondern nur ein Stöckchen im reißenden Strom der Coronapandemie. Das zeigen die nun für Dezember beschlossenen Maßnahmen. Durch diese Einschränkungen, die ohne die Mitwirkung der jeweiligen Parlamente getroffenen wurden, sind die Kulturveranstalter*innen und Künstler*innen doppelt gestraft. Sie müssen ihren Betrieb und die öffentliche Präsentation auf Null herunterfahren.

Während der Schulunterricht zwanghaft in Präsenz fortgeführt wird und die Schüler*innen und Arbeitnehmer*innen gezwungen sind in vollen Bussen und Bahnen zu ihren Bildungs- und Produktionsstätten zu gelangen, wurde einem Sektor der Hahn abgedreht, der sich die größte Mühe gegeben hat die sogenannten AHA-Regeln breitflächig umzusetzen. Dass viele Menschen, die aktiver Teil des Kulturbetriebs sind, diese doppelten Standards nicht nachvollziehen können liegt auf der Hand. Deshalb haben wir als Fraktion im Stadtrat die Initiative für eine Resolution angestoßen, die diese doppelten Standards verurteilt und Gerechtigkeit im Sinne einer Gleichbehandlung von Kultur, Bildung, Konsum und Arbeit einfordert.

Niemand kann zum Beispiel ernsthaft erklären, warum alle shoppen gehen können, ein Besuch der Pfalzgalerie aber ausgeschlossen ist. Auch die Fahrt im vollgestopften ÖPNV wird nicht nur geduldet, sondern erwartet, während ein Besuch von Theater oder Musikkonzerten mit Abstand und unter Einhaltung der Hygieneregeln verboten ist. Die restriktiven Vorgaben im Privaten sind in Anbetracht dessen, was in Bezug auf die Aufrechterhaltung der Produktion und des Konsums erlaubt ist, nicht nachzuvollziehen.

Das heißt nicht, dass wir wirksame Maßnahmen gegen die Pandemie nicht mittragen. Es wäre aber sinnvoller gewesen, alles für einen begrenzbaren Zeitraum auf Null zu fahren und erst dann wieder zu starten, wenn die Gesundheitsämter in der Lage sind Infektionsketten nachzuvollziehen.

Für die Kultur heißt das aber: Anstatt sich nur darauf zu beschränken die geplanten Veranstaltungen abzusagen, müssten auf der Grundlage der Erfahrungen mit dem ersten Lockdown Möglichkeiten geschaffen werden, Kunst und Kultur zu präsentieren. Leider wurde es verschlafen, ähnlich wie in den Schulen und anderen gesellschaftlichen Bereichen, sich auf die voraussehbare zweite Welle vorzubereiten. Dabei gibt es positive Ansätze, wie die geplante Onlinelesung der Pfalzbibliothek und die Präsentation von Kunst in Leerständen der Innenstadt. Wir fragen uns, warum das Kulturamt, aber auch das Pfalztheater und die Kammgarn nicht willens und in der Lage sind Livestreams von Konzerten, Lesungen, Tanz und Theatervorstellungen anzubieten.

Dies wäre nicht nur für jene Menschen in der Stadt und im Umkreis ein Gewinn, die sich Karten gekauft haben oder dies gerne tun würden. Gerade auch für die Künstler*innen vor Ort wären dies willkommene Einnahmequellen, die dazu beitragen würden ihre Existenz zu sichern. Theater und Konzerthäuser anderer Städte bieten Livestreams und Online-Präsentationen, die ein eingeschränktes kulturelles Leben aufrecht erhalten und nebenbei auch noch dazu beitragen, das eigene Haus über die jeweiligen Stadtgrenzen ins Gespräch zu bringen.

Auch wenn Onlineangebote das lebendige Kulturerlebnis nur eingeschränkt wiedergeben, wären solche Angebote eine Möglichkeit das kulturelle Leben in Kaiserslautern auch Menschen zugänglich zu machen, die sonst weniger in Konzerte und Theatervorstellungen gehen. Darüber hinaus könnte man sich auch überregional präsentieren.

Statt einem trotzigen Generalstreik der Kultur im Lockdown ist Phantasie, Selbstbewusstsein, geistige Flexibilität, das Zusammenwirken aller möglichen Akteure, Zusammenführen von Knowhow und das Bereitstellen von entsprechenden Haushaltsmitteln gefragt. Leider scheint die Möglichkeit verpasst zu werden, Kaiserslautern als Kulturstadt ins Gespräch zu bringen.

Dieses anzupacken wäre ein richtiges und wichtiges Zeichen für den Kulturstandort Kaiserslautern

 

Quelle Text/Bild:
Fraktion DIE LINKE im Stadtrat Kaiserslautern
Willy Brandt Platz 1
67657 Kaiserslautern

www.die-linke-kaiserslautern.de/partei/stadtratsfraktion/

Kaiserslautern, 04.12.2020