Auch in Zeiten von Corona führt kein Weg an der rechtzeitigen Ausbildung junger Fachkräfte vorbei

Die zurückliegenden knapp acht Monate standen im Zeichen der Corona-Pandemie, die sehr starke Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt hatte. Die Folge waren unter anderem der deutliche Anstieg der Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit auf Rekordniveau. Auch am Ausbildungsmarkt gab es Effekte, die auf die Krise zurückzuführen sind. Positiv aber: Es wird nach wie vor stark ausgebildet in der Westpfalz und für zahlreiche junge Menschen fiel in den vergangenen Wochen mit dem Einstieg in eine duale Ausbildung der Startschuss ins Berufsleben.
Mit der Berufsberatung begleitete die Agentur für Arbeit die jungen Männer und Frauen von der Orientierung in der vielfältigen Berufs- und Studienwelt bis hin zum weiterführenden Schulbesuch, zur Aufnahme eines (dualen) Studiums oder zum Beginn einer dualen Ausbildung. Mit dem Lockdown veränderte sich die Arbeit der Beraterinnen und Berater vom einen auf den anderen Tag. Bis Mitte März waren diese noch ständig vor Ort in den Schulen direkt für die Schülerinnen und Schüler ansprechbar. Dann stand der Gesundheitsschutz an erster Stelle und die Beratungen veränderten sich. Der Austausch fand telefonisch oder per E-Mail statt.

Von Oktober 2019 bis September 2020 zählte die Agentur für Arbeit in der Westpfalz 3.664 Bewerber für Berufsausbildungsstellen. Das waren 638 bzw. 14,8 Prozent weniger junge Menschen auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle als noch im vergangenen Jahr.
„Der Rückgang bei den beratenen jungen Menschen ist zu weiten Teilen darauf zurückzuführen, dass es auch in diesem Jahr aufgrund der demografischen Entwicklung weniger Schulabgänger gibt. Zum anderen fehlte über mehrere Monate der unkomplizierte und direkte Zugang zu unseren Beratungskräften an den Schulen“, sagt Peter Weißler, der Leiter der Agentur für Arbeit.
Corona sorgte bei jungen Menschen ebenso wie bei deren Eltern, die bei der Berufswahl eine bedeutende Rolle spielen, für Verunsicherung. In der Hochzeit der Pandemie standen noch zahlreiche Schülerinnen und Schüler ohne Perspektive da und wusste nicht, wie es nach dem vergangenen Schuljahr weitergehen sollte. Zu dieser unklaren Situation trug entscheidend bei, dass in vielen Unternehmen mit dem Krisenmodus der Fokus für eine gewisse Zeit nicht auf der Bewerberauswahl und der Zusage von Ausbildungsverhältnissen lag. Damit einhergehend haben sich auch junge Männer und Frauen für einen weiteren Schulbesuch oder die Aufnahme eines Studiums entschieden.
„Unsere Beraterinnen und Berater waren – wenn auch auf anderen Wegen – durchgehend für junge Menschen erreichbar und konnten aktiv unterstützen. So konnten häufig Unsicherheiten gelöst und Probleme aus der Welt geschaffen werden. Ich bin froh, dass wir aktuell die Weichen stellen und mit der Videoberatung neue Möglichkeiten für eine wieder persönlichere Kontaktaufnahme schaffen. Damit unterstützen wir noch besser bei der ersten wesentlichen beruflichen Weichenstellung im Leben der Nachwuchskräfte“, so Weißler.
Zum Ende des Berichtsjahres am 30. September waren von den gemeldeten Bewerbern noch 162 ohne Ausbildungsvertrag, elf weniger als im Vorjahr. Gleichzeitig gibt es noch viele Chancen die passende Ausbildung oder eine Alternative zu finden. Kammern und Agentur für Arbeit arbeiten hier intensiv zusammen und bieten den jungen Menschen eine intensive Unterstützung an, zeitnah noch eine berufliche Perspektive zu finden.
Auch wenn Auswahlprozesse etwas verzögert stattfanden und damit Entscheidungen verschoben wurden hielten die Ausbildungsbetriebe in der Westpfalz an der hohen Ausbildungsbereitschaft fest.
Dem Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens waren von Oktober 2019 bis September 2020 insgesamt 2.930 Ausbildungsplätze gemeldet worden. Die Zahl lag somit um 299 bzw. 9,3 Prozent unter dem Vorjahresniveau.
Die Konkurrenz am Ausbildungsmarkt und der „Kampf“ um gute Bewerber war weiter spürbar und Arbeitgeber wünschten sich die bestgeeigneten Bewerber zu finden. Sie mussten und müssen auch künftig immer öfter bereit sein, auch Abstriche an ihren Anforderungen vorzunehmen.
„Die ein oder andere Ausbildungsstelle blieb auch unbesetzt, weil aus unterschiedlichen Gründen keine Zugeständnisse an die Eignung möglich sind. Dabei gibt es viele Hilfemöglichkeiten durch die Agentur für Arbeit um Auszubildende und Arbeitgeber während der Ausbildung zu begleiten und zu unterstützen. Eine Information bei der Agentur für Arbeit einzuholen, lohnt sich daher auf jeden Fall“, appelliert Weißler an die Ausbildungsbetriebe mit Blick auf die 319 Ausbildungsstellen, die bis zum 30. September 2020 unbesetzt blieben.
Beitrag der Handwerkskammer der Pfalz (HWK Pfalz)
Im westpfälzischen Handwerk wurden bis zum 30. September 2020 905 neu eingetragene Lehrverhältnisse registriert. Dies ist gegenüber dem Vorjahr eine Abnahme von 40 bzw. 4,2 Prozent.
Das laufende Ausbildungsjahr stand im Zeichen der Corona-Krise, die sich auf die Ausbildungsbilanz aller rheinland-pfälzischen Kammerbezirke gleichermaßen niederschlägt. Einer Umfrage zufolge war die überwiegende Mehrheit der pfälzischen Ausbildungsbetriebe auch während der Krise bereit, im gleichen Umfang wie in den Vorjahren auszubilden. Das Handwerk hat sich somit einmal mehr als Stabilitätsanker in der Krise bewährt. Junge Menschen auf den üblichen Kommunikationswegen zu erreichen, war diesen Sommer allerdings fast nicht möglich. Durch die besondere Situation in Verbindung mit fehlenden Berufsorientierungsmaßnahmen, Informationsveranstaltungen in den Schulen oder Ausbildungsmessen haben sich die Ausbildungsvertragsanbahnungen in diesem Jahr um etwa sechs bis acht Wochen verzögert. Der Ausbildungsmarkt war bis Ende September noch stark in Bewegung.
Mit verschiedenen – vor allem digitalen – Aktivitäten und Maßnahmen unterstützt die Handwerkskammer der Pfalz Betriebe und Ausbildungsinteressierte vielfältig bei der Vertragsanbahnung.
Beitrag der Industrie- und Handelskammer für die Pfalz (IHK Pfalz)
Bei der IHK Pfalz sind für die Westpfalz bis Ende September 1.337 neue Ausbildungsverträge eingetragen worden. Das ist ein Minus von 14,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Der Rückgang ist im Wesentlichen auf die Auswirkungen der Corona-Krise zurückzuführen, z.B. auf ausgefallene Ausbildungsmessen.
Die IHK Pfalz erwartet, dass die Zahl der Ausbildungsverträge noch weiter steigt. Im vergangenen Jahr sind immerhin gut acht Prozent der neuen Ausbildungsverträge erst nach dem 1. Oktober eingetragen worden. Die IHK Pfalz weist darauf hin, dass eine Ausbildung jederzeit, auch noch im November oder sogar Dezember beginnen kann.
Die IHK Pfalz unterstützt sowohl Betriebe bei der Azubisuche als auch Jugendliche bei der Ausbildungsplatzsuche mit verschiedensten Angeboten.

 

 

Quelle Text/Bild:
Agentur für Arbeit Kaiserslautern
Augustastr. 6
67655 Kaiserslautern

www.arbeitsagentur.de

Kaiserslautern, 29.10.2020