Digital kompetente Lehrkräfte wünschen sich aktuell nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern auch Eltern und Politiker. Welche digitalen Kompetenzen eine Lehrkraft letztlich besitzen sollte oder sogar muss – darüber herrscht weit weniger Klarheit. Ein Orientierungsrahmen, aktuell mit Unterstützung durch die Joachim Herz Stiftung vorgestellt, liefert jetzt erstmals einen detailliert für die Naturwissenschaften ausgearbeiteten Vorschlag, wie digitale Basiskompetenzen in Lehramtsstudiengängen der Biologie, Chemie und Physik verankert und curricular integriert werden könnten. Zwei Fachdidaktiker der TU Kaiserslautern (TUK) haben entscheidend daran mitgewirkt.
Nicht erst die Erfahrungen mit virtuellem Unterricht während der Corona-Pandemie haben gezeigt, dass der Erwerb digitaler Kompetenzen in der universitären Lehramtsausbildung einen größeren Stellenwert bekommen muss. Auch aktuelle Untersuchungen belegen dies anschaulich. Zum Beispiel haben gerade einmal 26 Prozent der befragten Lehrkräfte in der ICILS-Studie 2018 (International Computer and Information Literacy Study) angegeben, dass sie während ihres Studiums in Kontakt mit digitalen Unterrichtswerkzeugen gekommen sind. Dabei sind solche Lernerfahrungen wichtig, damit die Studierenden diese Arbeitsmittel später als junge Lehrkräfte im eigenen Unterricht kompetent einsetzen.
Um die nachgewiesene Lücke für die naturwissenschaftlichen Fächer zu schließen, hatten Christoph Thyssen und Sebastian Becker von der TU Kaiserslautern 2018 aus einem Projekt der Joachim Herz Stiftung heraus die Arbeitsgruppe „Digitale Basiskompetenzen“ ins Leben gerufen. Gemeinsam mit Fachdidaktikerinnen und Fachdidaktikern von weiteren deutschen Hochschulen haben sie nicht einfach nur Tools für digital gestützten Unterricht beschrieben und deren Einsatz skizziert, sondern zudem konkrete Kompetenzen beschrieben, die Lehrkräfte brauchen, um ins eigenständige digital lehrende Handeln zu kommen.
Christoph Thyssen, der die Fachdidaktik Biologie an der TUK leitet, erläutert: „Ein klar definiertes, bis zum Studienabschluss zu erreichendes Basis-Repertoire an Fähigkeiten in digitalen Arbeitsbereichen und Wissen zu digitalen Techniken ist entscheidend. Nur so können die verschiedenen Lehrveranstaltungen in der universitären Lehrerausbildung zielorientiert und aufeinander abgestimmt zur Kompetenzentwicklung beitragen. Das so erworbene Portfolio an Kompetenzen befähigt Lehramtsstudierende, digitale Medien und Werkzeuge für bestimmte Lernziele in den Naturwissenschaften auszuwählen, einzusetzen und sinnvoll miteinander zu kombinieren. Darauf können sie in der zweiten Ausbildungsphase, dem Referendariat, aufbauen.“
Vorschläge und Beschreibungen für solche Fähigkeiten und Kenntnisse hat die Arbeitsgruppe im jetzt veröffentlichten Orientierungsrahmen DiKoLAN zusammengefasst – angereichert mit 23 beispielhaften Lehrkonzepten, mit denen sich diese Kompetenzen in der Hochschulbildung fördern und ausbilden lassen. Dazu ergänzt Sebastian Becker, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der AG Didaktik der Physik an der TUK: „Wir hoffen sehr, dass dieser Rahmen dazu beitragen kann, vor dem Hintergrund einer fortschreitenden digitalen Transformation im Bildungsbereich, angehende Lehrkräfte besser darauf vorzubereiten, ihren Bildungsauftrag in einer zunehmend digital geprägten Gesellschaft zu erfüllen.“
Die beschriebene Publikation „Digitale Basiskompetenzen. Eine Orientierungshilfe und Praxisbeispiel“ steht hier zur Einsicht bereit: https://www.joachim-herz-stiftung.de/fileadmin/Redaktion/JHS_Digitale_Basiskompetenzen_web_srgb.pdf
Quelle Text/Bild:
TU Kaiserslautern
Hochschulkommunikation
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Kaiserslautern: 10.09.2020