Ganz ohne Auto wird es nicht gehen, aber mit einem Mobilitätsmix

„Europäische Mobilitätswoche“: Energieagentur Rheinland-Pfalz mahnt zum Umsteuern.

Mobilität ist ein Schlüsselwort unserer modernen Gesellschaft. Wir befördern Güter und Waren von A nach B, fahren zum Geschäftsmeeting oder zur Arbeit, bringen die Kinder in die Kita oder zum Sport, fliegen in den Urlaub. Ob in der Luft, auf der Straße oder auf dem Wasser: Nach wie vor läuft die motorisierte Fortbewegung hierzulande und weltweit überwiegend per herkömmlichen Verbrennungsmotoren. Mobilität bedeutet Freiheit und Unabhängigkeit, auf die so schnell niemand verzichten will oder kann. Die Kehrseite: In Rheinland-Pfalz werden rund 25 Prozent des schädlichen Treibhausgases im Verkehr freigesetzt. Mit rund 20 Prozent gehört der Verkehr zu den stärksten Treibern des CO2-Ausstoßes in Deutschland. Tendenz steigend.

2020 Fokus auf den Fußverkehr

Die Folgen sind bekanntermaßen schlecht fürs Klima. „Wir müssen unbedingt umsteuern, wenn die Energiewende gelingen soll“, sagt Dr. Peter Götting, Leiter der Lotsenstelle für alternative Antriebe, der Energieagentur Rheinland-Pfalz, anlässlich der Europäischen Mobilitätswoche. Die weltweit größte Kampagne für nachhaltige Mobilität wird seit 2002 alljährlich von der Europäischen Kommission veranstaltet und steht unter dem Motto „Mobilität für alle“. 2020 steht der Fußverkehr im Mittelpunkt.

Mehr Fuß- und Radverkehr und eine größere Nutzung von Bus und Bahn seien zwar das Rückgrat dieser Mobilitätswende. Aber: „Ganz ohne Auto wird es nicht gehen, gerade in Rheinland-Pfalz, einem ländlich geprägten Flächenland“, so Götting. Deshalb sei es wichtig, alternative Antriebe im motorisierten Verkehr weiterzuentwickeln und zu verbreiten. Denn nach wie vor gelte: „Um die Klimaschutzziele zu erreichen und um eine gute Luftqualität in den Innenstädten zu ermöglichen, muss eine Trendwende in unserer Mobilität eingeleitet werden.“

E-Autos problemlos einsetzbar

Vor allem batteriebetriebene Pkw sind bereits heute im Alltag problemlos einsetzbar. Die Auswahl an Modellen mit realistischen Reichweiten von 400 und mehr Kilometern, die an Schnellladestationen binnen kurzer Zeit wieder aufzuladen sind, wächst. Bis 2030 will der Bund rund eine Million Lademöglichkeiten im öffentlichen Raum schaffen. Nicht zuletzt schont eine attraktive staatliche Förderung des Bundes den Geldbeutel. Peter Götting: „Entgegen einiger Vorurteile sind E-Autos auch heute schon ökologischer als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Bereits bei Nutzung des regulären Strommixes bieten sie ein CO2-Minderungspotenzial von 30 bis 40 Prozent gegenüber herkömmlichen Fahrzeugen. Und nicht nur lokal emissionsfrei, sondern vollständig klimaneutral fahren E-Autos, die ausschließlich mit Grünstrom geladen werden. Da ist es gut zu wissen, dass an öffentlichen Ladesäulen ausschließlich grüner Strom abgegeben wird.“

Bei Nutzfahrzeugen würden sich mittel- bis langfristig auch alternative Antriebe mit Wasserstoff oder nachhaltig erzeugten synthetischen Kraftstoffen etablieren. Rheinland-Pfalz sieht Götting auf einem guten Weg. Anfang 2020 waren 10.000 E-Autos auf den Straßen des Bundeslandes unterwegs. Und mit Erhöhung der Kaufprämie für Elektrofahrzeuge (Umweltbonus) gehen die Zulassungszahlen steil nach oben. Im Juli dieses Jahres betrug der Marktanteil von E-Autos bei den Neuzulassungen bundesweit bereits 11 Prozent, während dieser im Vergleichsmonat des Vorjahres noch bei knapp 3 Prozent lag.

Zeigen, wie es geht

Damit der Umstieg zu einer nachhaltigeren Mobilität gelingen kann, hat die Energieagentur Rheinland-Pfalz die Lotsenstelle für alternative Antriebe in Rheinland-Pfalz ins Leben gerufen. Auf der Internetseite, in Broschüren, Seminaren und Workshops informiert die Lotsenstelle rund ums Thema „Alternative Antriebe“. Sie berät Kommunen und Firmen bei der Umstellung von Fuhrparks und Fahrzeugflotten auf alternative Antriebe und bei der Errichtung von Ladeinfrastruktur. „Unser Ziel ist es, die Schwelle zum Ein- und Umsteigen in eine nachhaltigere Mobilität so niedrig wie möglich zu setzen, damit viele Menschen den Einstieg in den Umstieg finden “, erläutert Peter Götting das Konzept.

Teilen statt selbst besitzen

Wichtig ist den Experten der Landesenergieagentur auch, neben konkreten finanziellen Unterstützungsangeboten mehr Bewusstsein für eine nachhaltigere Mobilität zu schaffen. „Es geht darum, die individuelle Mobilität auf den Prüfstand zu stellen“, so Götting. Muss es immer das eigene Auto sein? Schon seit geraumer Zeit beweisen Car-Sharing-Konzepte, dass Teilen gegenüber Eigenbesitz viele Vorteile hat. „Gekoppelt mit einem E-Auto verstärken sich die positiven Effekte auch für Umwelt und Klima deutlich“, so Peter Götting. Das Elektro-Dorfauto in der Ortsgemeinde Maisborn im Rhein-Hunsrück-Kreis zeige beispielhaft, wie man auch auf dem Land klimafreundlich und ohne eigenes Auto unterwegs sein kann. So haben sich von den 135 Einwohnern bereits fast 40 für das E-Carsharing angemeldet.

Weitere Informationen (zum Projekt): www.energieagentur.rlp.de/themen/mobilitaetswende/.

Die Energieagentur Rheinland-Pfalz unterstützt als kompetenter Dienstleister Kommunen und ihre Bürger sowie Unternehmen in Rheinland-Pfalz bei der Umsetzung von Aktivitäten zur Energiewende und zum Klimaschutz. Sie wurde 2012 als Einrichtung des Landes gegründet und informiert unabhängig, produkt- sowie anbieterneutral.

Bildunterschrift: Gerade für kürzere Strecken ist das Fahrrad eine sehr gute Alternative zum Auto.

Quelle Text/Bild:
Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
Trippstadter Straße 122
67663 Kaiserslautern

www.energieagentur.rlp.de

Kaiserslautern, 10.09.2020