Roman: Agnes Krup – Sommergäste
Sommer 1925, zwei Frauen, die Schriftstellerin Charlotte Overbeck und ihre Lebensgefährtin Ellen, reisen auf eine von Nebel umhüllte Antlantikinsel vor der kanadischen Küste. Charlotte will an ihrem Roman weiterarbeiten. Bei ihrer Ankunft treffen sie auf Crawford Maker, der gerade einen Albatros geschossen hat, um diesen zu präparieren. Die beiden Frauen wissen nicht, dass Albatrosse weder in dieser Region, noch in Küstennähe vorkommen und verstehen seine Faszination anfangs nicht. Ellen war Bildhauerin, bevor sie ihr Leben dem ihrer berühmten Freundin komplett unterordnete. Nun allerdings kann Ellen Crawford helfen, indem sie Zeichnungen der zu präparierenden Vögel anfertigt. Dann erhält Crawford den Auftrag, für das Naturkundemuseum in Chicago einen seltenen afrikanischen Vogel zu finden. Ellen überredet Charlotte zu der gemeinsamen Expedition … Wer von uns hat sich je mit dem Präparieren von Tieren beschäftigt, geschweige denn dem Ziel, das damit verfolgt wird? Wussten Sie, dass berühmte Museen und Millionäre sich zusammentaten, um Expeditionen auszurüsten, die ihre Sammlungen komplettieren sollten? Dieses Buch ist reich an präparatorischen Details, vor allem aber ist es eine, nein, es sind mehrere Liebesgeschichten. Sie sind angelehnt an die Leben von Willa Cather, die hier als Charlotte erscheint und den Ornithologen Allan Moses als Crawford Maker. Wundervoll, zeitlos.
Roman
Amanda Lasker-Berlin – Elijas Lied
Drei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten und sich sehr voneinander entfernt haben, starten zu einer gemeinsamen Wanderung durchs Moor. Dieser Ausflug, den ihre Eltern mit ihnen in ihrer Kindheit unternahmen, soll helfen, „noch einmal Schwestern zu sein“. Das Buch beginnt um Punkt acht Uhr an einem Sommermorgen, irgendwann nach Mitternacht hört die Erzählung auf. Dazwischen spannt sich, von Schwester zu Schwester streifend, ein atmosphärisch dichtes Netz aus kurzen, so hervorragend passenden Sätzen, in denen wir vom Innenleben und der Geschichte der Schwestern erfahren. Elija, die älteste, hat Trisomie 21 und ist erfolgreiche Schauspielerin einer inklusiven Theatergruppe. Die schöne und magersüchtige Loth ist nach Halle in die sogenannte patriotische Hausgemeinschaft gezogen, um mit den Gleichgesinnten der Neuen Rechten zu kämpfen. Noa, die sich alleine fühlt, ist in Akim verliebt, arbeitet morgens in einer Kantine und abends als Sexarbeiterin für Pflegebedürftige. „Elijas Lied“ ist das überzeugende, sprachlich hervorragende Debüt von Amanda Lasker-Berlin, die über sich sagt, dass sie immer mit Themen arbeitet, die sie nicht versteht. Hier lotet sie das soziale Miteinander der so unterschiedlichen Schwestern aus und wirft dabei kluge, nachdenklich machende Fragen auf. Unsere Leseempfehlung!
Sachbuch
Masha Gessen – Autokratie überwinden
Das Buch der Stunde! Die mehrfach ausgezeichnete russisch-amerikanische Sachbuchautorin und Journalistin Masha Gessen schreibt unter anderem für den „New Yorker“ und ist eine strenge Kritikerin Wladimir Putins und dessen Machtanhäufung. In ihrem neuen, gerade im Aufbau Verlag erschienenen Buch „Autokratie überwinden“ behandelt Masha Gessen den Trumpismus – wie Donald Trump die USA in eine Autokratie verwandeln will. Sie beschreibt, dass Donald Trump mit Ansage die liberale Demokratie in Gefahr bringe („Kein mächtiger politischer Akteur hat sich bisher daran gemacht, das amerikanische politische System selbst zu zerstören – bis Trump.“) – und wie er das von ihm als „China-Virus“ bezeichnete Corona-Virus für seine Zwecke als amerikanischen „Reichstagsbrand“ nutze, um in diesem Ausnahmezustand Fakten zu schaffen. Obwohl Masha Gessen das Manuskript bereits im April abgeben hat, hat es seitdem – außergewöhnlich für ein Sachbuch – nur an trauriger Aktualität und Bedeutung gewonnen. Die Autorin beobachtet wach und weitsichtig, analysiert klug und ruft zum Widerstand auf, in der Hoffnung, „es zu wagen, uns als Gesellschaft neu zu erfinden“.
Kinderbuch
Patricia MacLachlan und Francesca Sanna – Meine Freundin Erde
„Meine Freundin Erde“ ist ein bildgewaltiges, poetisches Kinderbuch von Patricia MacLachlan und Francesca Sanna, das mit Lasercuts sehr besonders ist. Die personifizierte Erde wird in ihrer unendlichen Macht, Fürsorge und Schönheit im Großen und im Kleinen dargestellt – ob sie das Zebrafohlen wieder zu seiner Mutter in einer riesengroßen Herde zurückführt, ein zartes Korn im kalten Winter schützt oder Bäume auswringt, wenn sie es mal zu stark hat regnen lassen. Ein ideales Buch, um Kindern ab drei Jahren einen Eindruck von den Wundern unseres Planeten zu vermitteln und sie auf einen respektvollen und liebevollen Weg auf unserer „Freundin Erde“ zu leiten.
Quelle Text/Bild:
buchhandlung blaue blume
Richard-Wagner-Str. 46
67655 Kaiserslautern
www.buchhandlung-blaue-blume.de
Kaiserslautern, 25.06.2020