„de natura“ lautet der Titel dreier Sonderausstellungen mit Werken von Bernard Descamps, Peter Lang und Melanie Wiora, die das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk) vom 30. Juni bis 1. November (coronabedingt unter Vorbehalt) zeigt. Gleichsam als lang ersehnte Wiedereröffnung nach der notwendigen Schließung lädt das Haus mit Natur-Bildern in der zeitgenössischen Kunst herzlich zu einem spannenden, medienübergreifenden Rundgang ein. Die Besucherin und den Besucher erwarten facettenreiche Interpretationen einer zerbrechlichen Natur zwischen Stimmungslandschaft, Menschenleere und tosenden Gewalten. Island als Landschaft der Extreme durchzieht die drei Ausstellungen leitmotivisch und verknüpft sie thematisch.
Den Anfang machen die Druckgrafiken von Peter Lang (1965 in Holzkirchen geboren). „Lichter über Island“ präsentiert kleinformatige Blätter, die von der nordischen Natur inspirierte Formen künstlerisch übertragen. Während kalter Winternächte in Hellisandur beschäftigte sich der Künstler (im Rahmen einer Islandreise von November 2018 bis Juni 2019) mit Polarlichtern und Naturerscheinungen des Winters. Entstanden sind Arbeiten, die durch eine abstrahierte Darstellung von Natur sowie die souveräne Verwendung unterschiedlicher Drucktechniken die Flüchtigkeit der Lichtereignisse hindurchschimmern lassen. So können seine Werke beim Betrachter intensive Vorstellungen an leuchtend-schwebende Polarlichter, zu Eis erstarrte Welten, zähen Lavastrom und tosende See erzeugen.
Mit der Sonderausstellung „Natura“ schließen sich Schwarzweißfotografien von Bernard Descamps (1947 in Paris geboren) an. Landschaft und Natur spielen in seinem Werk immer schon eine große Rolle. Die ausgestellten Fotos bieten einen Überblick über seine Naturbilder der zurückliegenden 25 Jahre. Für die Sonderausstellung wurden Arbeiten, die sich in fünf Kapitel aufteilen, ausgewählt: Island, Wald, Meer, Vögel und Berge. Die Aufnahmen von Reisen rund um die Welt rücken Naturausschnitte und raue Oberflächentexturen ins Bild. Sie beschreiben vergängliche, kurzlebige Muster in der Natur, beispielsweise Vogelformationen oder karge Schneefelder. Der Mensch ist stets abwesend. Gleichzeitig lenkt der fotografische Blick die Aufmerksamkeit auf eine scheinbare Unberührtheit der Natur, die aufgrund des menschlichen Einflusses auf das Ökosystem als künstlerische Illusion enttarnt werden muss – gerade auch im Kontext der Debatten über die Klimaveränderung.
Auf beeindruckende Weise schließt die wandfüllende Videoarbeit von Melanie Wiora (1969 in Waiblingen geboren) die Ausstellungstrias. Die Präsentation „Urkraft der Natur“ lässt die bildgewaltige Aufnahme einer schäumenden Eruption des isländischen Geysirs Strokkur entdecken. Die extreme Verlangsamung, die Wiora mit Hilfe einer speziellen Kamera erreichte, macht Details des Naturschauspiels sichtbar. Das, was ansonsten für das menschliche Auge unsichtbar bleibt, wird nun erkennbar, studierbar und ästhetisch genießbar: die Schönheit und Erhabenheit der Erdprozesse, die Kraft der Elemente, die Lebendigkeit der Natur! Dadurch erhält die Videoarbeit auch einen meditativen Charakter. Zugleich umhüllt den Betrachter ein eigentümlicher Klangteppich. Rauschendes Wasser, Einspielungen von Geräuschen des menschlichen Blutstroms, des Atmens und synthetische Klänge vermischen sich zu einer ungewohnten Klangwelt.
Die Ausstellung „Julia Steiner – Am Saum des Raumes“ erfährt einen Szenenwechsel: „out of horizon“, eine Malerei auf drei Meter hohen, rund geschwungenen Holzkonstruktionen, wurde bislang in vier einzelnen Kompartimenten gezeigt. Jetzt ist sie im ursprünglich konzipierten Zustand als geschlossenes Rund mit einem Durchmesser von sechs Metern nicht allein zu sehen, sondern neu zu erleben: Die großformatig wuchernden und stürmisch kreisenden Elemente werden den Raum stark verändert wahrnehmen lassen. Die Ausstellungen im mpk, Museumsplatz 1, können unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln und mit einer Mund-Nasen-Maske mittwochs bis sonntags von 10 bis 17 Uhr und dienstags von 11 bis 20 Uhr besichtigt werden. Bis 16. August ist der Zutritt kostenfrei. Weitere Informationen unter www.mpk.de.
Bu: Lassen die Flüchtigkeit der Lichtereignisse durchschimmern: Peter Langs Radierung auf Bütten „Ljósadans“ von 2018
(© VG Bild-Kunst, Bonn 2020)
Vergängliche, kurzlebige Muster in der Natur: Bernard Descamps‘ Fotografie „Islande“ von 2012
(© Bernard Descamps)
Zeigt die Schönheit und Erhabenheit der Erdprozesse: Melanie Wioras gut zehnminütiges Video „Rise and Fall (Still)“ von 2015
(© VG Bild-Kunst, Bonn 2020)
Ausstellungsdauer: 30. Juni bis 1. November 2020 [unter Vorbehalt]
Alle weiteren Information: www.mpk.de, info@mpk.bv-pfalz.de, Tel: +49(0)631 3647-201
Quelle Text/Bild:
Bezirksverband Pfalz
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Bismarckstraße 17
67655 Kaiserslautern
www.bv-pfalz.de
Kaiserslautern, 15.06.2020