Pfälzische Handwerksunternehmen sowie deren Arbeitnehmerinnen und Arbeit‐ nehmer und Auszubildende brauchen sofort Hilfsmaßnahmen von Land und Bund, um die Krise überstehen zu können.
Eine wichtige Rolle spielt dabei die Beantragung der Soforthilfe. Die Auszahlung ist nun mit deutlicher Verzögerung angelaufen, doch viele Betriebe warten noch auf ihr Geld und monieren, dass die Antragstellung zu bürokratisch sei. So sollte das Ausfüllen des Antrags durchgängig medienbruchfrei möglich sein. Eine unver‐ schuldete fehlerhafte oder unvollständige Antragstellung führe oft zu unnötigen Verzögerungen oder sogar zur Ablehnung der Anträge, obwohl die Betriebe grundsätzlich für den Hilfsfonds in Frage kämen. Selbstverständlich muss bei der Beantragung die Datensicherheit gewährleistet sein, allerdings sollte dennoch eine schnelle und unbürokratische Auszahlung möglich sein. Alle weiteren zeitli‐ chen Verzögerungen, ob Wochen oder Tage, sind für die Betroffenen schlicht in‐ akzeptabel. Für sie zählt jeder einzelne Tag. „Jede Verzögerung kann zu Insolven‐ zen führen und dies will die Handwerkskammer der Pfalz als Interessenvertre‐ tung von mehr als 18.000 Handwerksbetrieben unbedingt abwenden“, so Kam‐ merpräsident Dirk Fischer.
Zudem sollten bei der Gewährung der Soforthilfe nicht nur die laufenden Be‐ triebskosten sondern auch ein kalkulatorischer Unternehmerlohn sowie die Ent‐ lohnung der Auszubildenden berücksichtigt werden. Sonst besteht die Gefahr, dass Ausbildungsverhältnisse vorzeitig gelöst werden, wenn die Ausbildungsver‐ gütung nicht mehr gezahlt werden kann. Das gleiche gilt für die Gewährung von Kurzarbeitergeld für Auszubildende, da insbesondere vor dem Hintergrund des Nachwuchsmangels jeder Betrieb seine Auszubildenden behalten möchte. Die Zu‐ schüsse für die Betriebe müssen –analog zu anderen Bundesländern ‐ entspre‐ chend höher ausfallen und auch die Kreditgewährung an die Betriebe muss groß‐ zügig gehandhabt werden.
In den aktuellen Beschlüssen von Bund und Ländern zur schrittweisen Lockerung der Beschränkungen sieht die pfälzische Handwerkskammer sowohl Chancen als auch Herausforderungen. Die Verantwortung für die Gesundheit der Bevölkerung steht auch für den Präsidenten der Handwerkskammer der Pfalz an erster Stelle:
„Wir müssen jetzt eine verantwortungsvolle Exit‐Strategie finden, die unser Ge‐ sundheitssystem nicht überfordert. Eingebettet in dieses Konzept brauchen wir ein Konjunkturpaket für die Zeit nach den flächendeckenden Betriebsschließun‐ gen, um den Unternehmen wie auch den Arbeitnehmern wieder auf die Beine zu helfen. Wichtig ist dabei, dass das Handwerk aktiv in diese Strategiefindung ein‐ gebunden wird“, so Fischer. Hauptgeschäftsführer Dr. Till Mischler ergänzt: „Ne‐ ben den wichtigen finanziellen Hilfen muss auch eine geordnete Verteilung von Schutzmaterial wie Gesichtsmasken und Desinfektionsmitteln insbesondere für die Versorgung von Lebensmittel‐ und Gesundheitshandwerken, die nah am Kun‐ den arbeiten, wie etwa Friseure oder Kosmetiker, sichergestellt sein. Diese Ver‐ teilung sollte schnell und unbürokratisch durch das Land erfolgen. Ziel aller Maß‐ nahmen muss die Rückkehr zu einer Wirtschaftskraft sein, die allen Betrieben und Mitarbeitern wieder eine auskömmliche Lebensgrundlage bietet.“ Die rhein‐ land‐pfälzischen Handwerkskammern fordern außerdem, ohnehin geplante öf‐ fentliche Investitionen nun zügig umzusetzen, um auftretende Auftragsausfälle insbesondere aus privaten Bauvorhaben abzumildern. Bei der Umsetzung der Aufträge sollten bürokratische Belastungen für Betriebe verschlankt und verein‐ facht werden. Das Land müsse Kommunen ermöglichen, Investitionen nun vorzu‐ nehmen und dafür gegebenenfalls auch Verschuldungsgrenzen temporär auszu‐ setzen. Private Investitionsvorhaben sollten durch nachhaltige staatliche Anreize, etwa für die energetische Gebäudesanierung, befördert werden.
Quelle Text/Bild:
Handwerkskammer der Pfalz
Am Altenhof 15
67655 Kaiserslautern
www.hwk-pfalz.de
Kaiserslautern, 16.04.2020