Die rheinland-pfälzische Wirtschaft ist 2019 geschrumpft. „Preisbereinigt nahm das Bruttoinlandsprodukt um 1,3 Prozent ab“, teilt Marcel Hürter, Präsident des Statistischen Landesamtes in Bad Ems, mit. Die Wirtschaftsentwicklung fiel damit im Jahr vor der Corona-Krise wesentlich schwächer aus als in Deutschland (plus 0,6 Prozent) und in den alten Bundesländern ohne Berlin (plus 0,4 Prozent).
In jeweiligen Preisen erreichte das Bruttoinlandsprodukt 2019 einen Wert von 145 Milliarden Euro (plus 0,9 Prozent gegenüber 2018). Der Anteil von Rheinland-Pfalz am deutschen Bruttoinlandsprodukt beläuft sich damit auf 4,2 Prozent.
Einbruch der Wertschöpfung in der Industrie
Verantwortlich für den kräftigen Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Leistung war das Verarbeitende Gewerbe, das in Rheinland-Pfalz 23 Prozent der gesamten Bruttowertschöpfung erwirtschaftet (Deutchland: 22 Prozent). Die Bruttowertschöpfung der Industrie sank preisbereinigt um 9,8 Prozent. Der Rückgang war damit wesentlich höher als im Bundesdurchschnitt (minus 3,7 Prozent). Der Beitrag der Industrie zur rheinland-pfälzischen Wirtschaftsentwicklung belief sich auf minus 2,5 Prozentpunkte. Großen Anteil am Einbruch der Wertschöpfung hatte die Konsumgüterindustrie, und hier insbesondere die Pharmaindustrie. „Dies resultiert jedoch zu einem erheblichen Teil aus einem statistischen Basiseffekt. Im Jahr 2018 führte eine Sonderentwicklung in der Pharmaindustrie zu einer außergewöhnlich guten Entwicklung“, erklärte Hürter. Von den drei größten Branchen in Rheinland-Pfalz mussten die Chemische Industrie und der Maschinenbau deutliche Umsatzeinbußen hinnehmen.
Wertschöpfung im Baugewerbe nimmt zu
Das Baugewerbe (Wertschöpfungsanteil: 6 Prozent; Deutschland: 5,6 Prozent) verzeichnete ein ordentliches Wachstum. Die Bruttowertschöpfung stieg in diesem Bereich um 1,9 Prozent und trug damit plus 0,1 Prozentpunkte zur Entwicklung der Gesamtwirtschaft bei. Der Wertschöpfungszuwachs im Baugewerbe war jedoch ebenfalls deutlich geringer als in Deutschland (plus 3,9 Prozent).
Dienstleistungsbereiche wachsen ebenfalls
Die Wirtschaftsleistung der Dienstleistungsbereiche, die einen Anteil von 66 Prozent an der gesamten Wertschöpfung haben, erhöhte sich um 1,4 Prozent (Deutschland: plus 1,7 Prozent). „Damit trugen die Dienstleistungen 0,9 Prozentpunkte zur gesamten Wirtschaftsentwicklung bei“, so Hürter. Den größten Zuwachs verzeichnete der Teilsektor „Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung, Gesundheit“. Im Berichtsjahr stieg die Wertschöpfung preisbereinigt um 1,5 Prozent (Deutschland: ebenfalls plus 1,5 Prozent). Auch im Bereich „Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Grundstücks- und Wohnungswesen“ entsprach das Wachstum mit einem Plus von 1,3 Prozent der Bundesentwicklung. Der Teilsektor „Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation“ entwickelte sich mit einer Wertschöpfungszunahme von 1,3 Prozent dagegen deutlich schwächer als in Deutschland (plus 2,5 Prozent).
Landwirtschaft schrumpft
Im Gegensatz zum Jahr zuvor ist die Wertschöpfung des Sektors „Land- und Fortwirtschaft, Fischerei“ 2019 kräftig gesunken. Sie nahm um 7,9 Prozent ab (Deutschland: plus 0,4 Prozent). Aufgrund des sehr kleinen Anteils dieses Bereichs an der gesamten Wirtschaftsleistung (1,7 Prozent; Deutschland: 0,9 Prozent) beträgt der Beitrag zur Entwicklung der rheinland-pfälzischen Wirtschaft jedoch nur minus 0,1 Prozentpunkte. Ein wesentlicher Grund für das Ergebnis war die im Vergleich zum Rekordjahr 2018 schwache Weinernte sowie die unterdurchschnittliche Baumobsternte.
Zunahme von Erwerbstätigkeit und Arbeitsvolumen
Die ungünstige Entwicklung der Wertschöpfung hat sich kaum auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt. Die Zahl der Erwerbstätigen erreichte 2019 einen neuen Höchststand. Im Jahresdurchschnitt hatten 2,05 Millionen Personen ihren Arbeitsort in Rheinland-Pfalz. Lediglich die Dynamik des Beschäftigungszuwachses hat nachgelassen. Die Erwerbstätigkeit nahm nur noch um 0,6 Prozent zu (plus 12.800 Personen bzw. 0,6 Prozent; Deutschland: plus 0,9 Prozent).
Das Arbeitsvolumen, also die tatsächlich geleistete Arbeitszeit aller Erwerbstätigen, stagnierte nahezu. Es erhöhte sich nur um 0,1 Prozent (Deutschland: plus 0,6 Prozent) auf knapp 2,8 Milliarden Arbeitsstunden. Je Erwerbstätigen wurden damit durchschnittlich 1.356 Stunden geleistet, in Deutschland waren es mit 1.386 Stunden 30 Stunden mehr. Im Ländervergleich ist allerdings zu beachten, dass Rheinland-Pfalz den höchsten Anteil an marginal Beschäftigten aufweist. Auch die Teilzeitquote der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten liegt über dem Bundesdurchschnitt.
Arbeitsproduktivität sinkt
Da sich das reale Bruttoinlandsprodukt verringerte und das Arbeitsvolumen stagnierte, ist die Arbeitsproduktivität, gemessen als preisbereinigtes Bruttoinlandsprodukt je Arbeitsstunde, im Berichtsjahr gesunken, und zwar um 1,4 Prozent (Deutschland: unverändert). Je Erwerbstätigenstunde wurden in Rheinland-Pfalz 2019 in jeweiligen Preisen 52,26 Euro erwirtschaftet. In Deutschland war das Bruttoinlandsprodukt je Arbeitsstunde um 2,52 Euro und in den alten Bundesländern ohne Berlin um 4,50 Euro höher.
Die Ergebnisse für 2019 basieren auf ersten vorläufigen Berechnungen des Arbeitskreises „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“, die sich auf Basisstatistiken des Berichtszeitraumes Januar bis Dezember stüt¬zen. Für einzelne Branchen liegen noch keine länderspezifischen Ergebnisse vor. In diesen Wirtschaftszweigen werden einheitlich für alle Länder die Entwicklungen in den nationalen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) unterstellt.
Mit den Ergebnissen der 1. Fortschreibung 2019 legt der Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“ die ersten detaillierten Ergebnisse der Revision 2019 zur Bruttowertschöpfung nach Wirtschaftsbereichen sowie zum Bruttoinlandsprodukts auf Länderebene vor. Die Ergebnisse sind abgestimmt auf den Berechnungsstand des Statistischen Bundesamtes vom Februar 2020.
Weitere Informationen finden Sie im Internetangebot des Arbeitskreises „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“ unter www.vgrdl.de.
Alle weiteren Zahlen für RLP finden Sie hier:
https://www.statistik.rlp.de/no_cache/de/einzelansicht/news/detail/News/2923/
Autorin: Dr. Annette Tennstedt (Referat Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen)
Quelle Text/Bild:
Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz
Mainzer Straße 14-16
56130 Bad Ems
www.statistik.rlp.de
Kaiserslautern, 30.03.2020