Der Ausschuss für Gedenkarbeit und Demokratieförderung des Bezirksverbands Pfalz unter Vorsitz von Felix Schmidt beschäftigte sich in seiner Sitzung in der Gedenkstätte für NS-Opfer in Neustadt an der Weinstraße unter anderem mit den Planungen für 2020. Ulrich Burkhart, Archivar des Regionalverbands, der die Gedenkarbeit koordiniert, stellte die Gedenkfahrt ins südwestfranzösische Gurs mit Jugendlichen und einer Delegation des Bezirksverbands Pfalz vor, die genau 80 Jahre nach der Deportation der pfälzischen und badischen Juden im Oktober des kommenden Jahres stattfindet. Dies soll 2020, so führte Bezirktagsvorsitzender Theo Wieder aus, „im besonderen Fokus der Gedenkarbeit des Bezirksverbands Pfalz“ liegen. „Unsere Pflicht in der Erinnerungsarbeit liegt darin zu zeigen, wohin Hass, Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit führen können.“ Gerade wenn Zeitzeugen nicht mehr dabei sein können, sei es um so wichtiger, „die Ereignisse wachzuhalten, um daraus zu lernen und vor Anfechtungen gefeit zu sein“. Zum Gurs-Gedenkjahr werde, so Wieder, das Haus der Wannsee-Konferenz in Berlin eine große Wanderausstellung erstellen; dieses Projekt begrüße und unterstütze der Bezirksverband Pfalz ausdrücklich. Die Ausstellung werde im Oktober in Berlin, Karlsruhe und in Kaiserslautern eröffnet und wandere dann zwei bis drei Jahre durch die Pfalz. Dazu gebe es auch ein Begleitprogramm, beispielsweise in Kooperation mit dem Chawwerusch-Theater, das der Regionalverband zusammenstelle. Als Beispiel der Demokratieförderung und Völkerverständigung habe, so Burkhart, der Bezirksverband Pfalz erstmals in diesem Jahr eine Jugendgedenkfahrt zum ehemaligen Westwall in der Südpfalz und zur einstigen Maginot-Linie im Nordelsass durchgeführt; die pädagogische Leitung der zweitägigen Exkursion 80 Jahre nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs, an der 30 Jugendlichen teilgenommen hätten, habe in Händen von dem Historiker und ehemaligen wissenschaftlichen Mitarbeiter des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde, Jürgen Keddigkeit, gelegen.
Eberhard Dittus von der Arbeitsstelle Frieden und Umwelt der Evangelischen Kirche der Pfalz, der der Gedenkstätte in Neustadt vorsteht, stellte den Ausschussmitgliedern die Geschichte des frühen Neustadter Konzentrationslagers im heutigen Quartier Hornbach vor. Ein Förderverein, dem unter anderem er, der Bezirkstagsvorsitzende Theo Wieder und seine Stellvertreterin Ruth Ratter angehörten, habe sich 2009 gebildet, um das ehemalige Gefängnis der Turenne-Kaserne der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Unter Einbeziehung von Schülern und Schülerinnen, die beim Wegräumen von Schutt geholfen hätten, sei 2013 die Gedenkstätte eröffnet worden. Ursprünglich handele es sich bei dem Gebäudekomplex um eine 1920 erbaute französische Garnisonskaserne, den das Unternehmen Hornbach nach dem Zweiten Weltkrieg gekauft habe; durch den Denkmalschutz seien die Räumlichkeiten eingeschränkt nutzbar. Die Nationalsozialisten hätten dort von März bis vermutlich Mai 1933 ein frühes Konzentrationslager betrieben, um die politischen Gegner, vor allem Mitglieder der KPD und SPD, in „Schutzhaft“ zu nehmen und sie damit einzuschüchtern. Nahezu 500 Männer aus mehr als 60 Gemeinden der Pfalz seien hier, so Dittus, gefangen gehalten und misshandelt worden. Die Gedenkstätte im ehemaligen Kasernengefängnis habe als Hauptzielgruppe vor allem Schülerinnen und Schüler aus der ganzen Pfalz im Blick, denn „wichtig ist nicht nur die Geschichtsarbeit, die hier vermittelt wird, sondern auch die Demokratieförderung“. Infos unter www.gedenkstaette-neustadt.de.
Bu: Frühes Konzentrationslager in Neustadt: die Mitglieder des Ausschusses für Gedenkarbeit und Demokratieförderung besichtigen die Gedenkstätte für NS-Opfer, die 2003 im ehemaligen Gefängnis der Turenne-Kaserne eröffnet wurde
Beklemmend: Gang mit Arrestzellen in der Neustadter Gedenkstätte für NS-Opfer
(Fotos: Bezirksverband Pfalz)
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Kaiserslautern, 17.12.2019