Wesentlicher Baustein im Umgang mit dem Klimawandel in der City
Mit der Veränderung des Klimas kommt es im Sommer zu immer stärkeren Hitzebelastungen. Die Stadtzentren sind gegenüber dem Umland besonders betroffen. Denn umso dichter die Bebauung, desto intensiver die Speicherung von Hitze in Beton und Stein. Straßen, Wege und Plätze sowie Fassaden und Dächer werden tagsüber durch die Sonneneinstrahlung stark aufgeheizt und strahlen diese Wärme nachts wieder ab. Wenn wasser- und pflanzenbedeckte Flächen fehlen, verstärkt sich dieser Effekt noch mehr.
„Die Begrünung von Dächern kann wesentlich zur Minderung der Hitzebelastung beitragen und ist daher ein wichtiger Baustein in unserem Klimaanpassungskonzept“, erklärt Joachim Wilhelm, der das Referat Stadtentwicklung in der referatsübergreifenden Arbeitsgruppe Klimaanpassung der Stadtverwaltung vertritt. Aus städteplanerischer Sicht bieten Gründächer nicht nur den Vorteil, dass sie das zu starke Aufheizen der Dachfläche verhindern, sondern dass sie in der Lage sind, Niederschlagswasser im Substrat zu speichern. Dieses verdunstet nach und nach und trägt damit zur Kühlung der direkten Umgebung bei. Darüber hinaus bieten Gründächer aber auch einen Lebensraum für Insekten und Vögel und schaffen damit wichtige Biotopinseln in der Stadt. „Und nicht zuletzt sorgt eine Dach- oder Fassadenbegrünung in der City für den ein oder anderen Farbklecks“, so Wilhelm.
Für Hausbesitzer sind Dachbegrünungen aber auch aus anderen Gründen interessant: „Den geringfügigen Mehrkosten bei der Herstellung eines Gründachs steht die höhere Dämmwirkung gegenüber, was geringere Heizkosten bedeutet. Weiterhin eine doppelt so lange Haltbarkeit der Abdichtung und damit geringere Sanierungskosten sowie geringere Entwässerungskosten“, erläutert der Stadtplaner. Ideal sei, so Wilhelm, eine Dachbegrünung vor allem in Kombination mit einer Solaranlage, die durch den Kühlungseffekt der Grünfläche sogar höhere Effektivitätswerte erreichen könne.
„Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Extensivbegrünung und Intensivbegrünung“, erklärt Wilhelm. Bei der Intensivbegrünung wird auf dem Dach eine voll nutzbare Gartenfläche geschaffen – was in den meisten Fällen alleine aus statischen Gründen oder mangels eines Zugangs zum Dach nicht realistisch ist. Eine extensiv begrünte Fläche wiederum verfügt über eine dünne, nährstoffarme, mineralische Substratschicht mit widerstandsfähigen, niedrigwüchsigen Pflanzen und ist daher kostengünstig, leicht und erfordert wenig Pflege. Sie eignet sich besonders für Gebäudetypen mit geringer Tragfähigkeit wie Industriebauten und Gewerbeimmobilien. Da Sonne und Wind auf dem Dach für extreme Standortbedingungen sorgen können, sollte man beim Anlegen auf Pflanzen zurückgreifen, die damit gut zurechtkommen. So bilden etwa Moose, Sedumarten, Kräuter und Gräser schnell geschlossene Pflanzenverbände, die sich ohne Zutun des Menschen selbst erhalten können.
Bei der Ausführung der Dachbegrünung gilt es auf jeden Fall, die Gebäudestatik zu beachten und die fachgerechte Ausführung sicherzustellen.
Eine fachliche Beratung durch qualifizierte Architekten oder Garten- und Landschaftsbaubetriebe hilft, hier Fehler zu vermeiden. Da die Regenwasserrückhaltung bei der Beitragsberechnung eine Rolle spielt, ist eine frühzeitige Abstimmung auch mit der Stadtentwässerung anzuraten. Gegebenenfalls sind die Festsetzungen eines Bebauungsplans einzuhalten. Bei einer Änderung der Gesamthöhe des Gebäudes kann auch eine Abstimmung mit der Baubehörde erforderlich sein.
„Gerade im Stadtzentrum von Kaiserslautern sind viele Gebäude mit Flachdächern vorhanden, die sich für eine Dachbegrünung eignen würden“, ist sich Wilhelm sicher. Bereits seit einigen Jahren versucht die Stadt daher, private Hausbesitzer von den Vorteilen einer Begrünung zu überzeugen. So sind etwa im Städtebaulichen Rahmenplan zum „Aktiven Stadtzentrum Kaiserslautern“ alle entsprechenden Potenzialflächen bereits mit einem Symbol markiert, um Anregungen für die privaten Akteure zu geben. Anlässlich der Überplanung des Pfaff-Geländes wurde von der Verwaltung ein „Solarleitfaden Fotovoltaik und Gründach“ erstellt. Wilhelm: „Wer sich für das Thema interessiert, kann sich jederzeit an das Referat Stadtentwicklung wenden. Wir helfen gerne mit Tipps weiter.“
Dieser Beitrag erscheint im Amtsblatt der Stadt Kaiserslautern in der Reihe „Klimaanpassung vor Ort in Kaiserslautern“.
www.kaiserslautern.de/klimaanpassung
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Pressestelle der Stadtverwaltung Kaiserslautern,
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Kaiserslautern, 16.10.2019