Kaiserslautern besticht durch einen über 60-prozentigen Waldanteil. Diese Wälder besitzen wichtige Funktionen. Hierzu zählen die Filterwirkung von Wasser und Luft, das Angebot an Wildtierlebensraum, die Erholung sowie eine breite Palette an forstlichen Produkten. Das Klima beeinflusst Struktur und Funktion von Waldökosystemen und spielt eine bedeutende Rolle in der Gesundheit des Waldes. Wandelnde Klimabedingungen können diese wertvollen Wirkungen und Leistungen des Waldes gefährden.
„Nach einem Trockenjahr, wie jüngst 2018 und 2019, wird augenscheinlich, wie sich warm-trockene Witterung auf den Wald auswirkt“, erläutert Tobias Stubenazy vom Forstamt Kaiserslautern. Der Forstreferendar redet von „Hitzestress für Bäume“, den er an folgender Rechnung verdeutlicht: „An einem sonnigen Tag benötigt ein gesunder Baum, je nach Art, Alter und Größe, drei Liter Niederschlag pro Quadratmeter. In einem trockenen Sommermonat fallen in Kaiserslautern jedoch nur 40 Liter Niederschlag pro Quadratmeter.“ Hinzu kommen im Hochsommer die häufig geringen Wasservorräte im Boden sowie kurze und heftige Hitzegewitter, bei denen der Boden nur wenig Wasser aufnehmen kann. Für den Baum kann, wie Stubenazy weiter erläutert, ein Wassermangel nicht nur zu einem unterbrochenen Wassernachschub führen, also einem „Verdursten“, sondern auch zu einem „Verhungern“, da Wasser das Beförderungsmittel für die in ihm gelösten Nährsalze ist.
„Die Folgen: Jungbäume vertrocknen. Die Wurzeln reichen nicht weit genug, um auch Wasser aus tieferen Schichten aufzunehmen“, so der Forstreferendar. „Zahlreiche Bäume besaßen bereits zur Jahresmitte braunes Kronenlaub, weil sie ganz massiv unter Hitzestress litten.“ Dadurch verringere der Baum den Wasserverlust über die Blätter, die sonst transpirieren würden. Stubenazy: „Erkennbar war der Stress auch an dem frühzeitigen Abwurf von Samen und Blättern. Der überwiegende Teil der Bäume verringerte zudem das Wachstum. Solch ungünstige Wachstumsbedingungen führen zu einem vergleichsweise engen Jahrring.“
In einem gestressten und geschwächten Zustand sind Bäume besonders anfällig gegenüber Krankheiten, Pilzen und Schadinsekten. Trockenheit reduziert etwa die Fähigkeit von Bäumen zur (Zell-) Saftproduktion, welche sie vor baumzerstörenden Insekten wie dem Buchdrucker schützt. Zudem profitieren zahlreiche Insektenarten von den warm-trockenen Bedingungen, so auch der Eichenprachtkäfer oder der für Menschen gesundheitsgefährdende Eichenprozessionsspinner.
„Einige Trockenjahre haben die Bäume um Kaiserslautern bereits in den letzten Jahrzehnten erlebt“, erklärt der Experte. Durch kühl-feuchtere Folgejahre habe sich der Wald jedoch immer erholen können, was nun nicht mehr der Fall sei. „Über die letzten Jahre kam es zu einer neuen Rasanz der Klimaerwärmung. Die Erholungsphasen bleiben weitgehend aus. Und für die Zukunft werden zunehmende Hitze und Dürreereignisse prognostiziert.“
Um dem entgegenzuwirken, setzt man bei den Landesforsten Rheinland-Pfalz auf Verjüngung und Vielfalt. Wälder müssen frühzeitig verjüngt werden, damit bei einem Ausfall der alten oberen Baumschicht eine jüngere Baumschicht übernehmen kann – die idealerweise aus wärmeliebenden, resistenten Pflanzen besteht. Schon jetzt wird die typische Fichte vielfach von der resistenteren Douglasie oder der tiefwurzelnden Tanne ersetzt. Auch wärmeliebende heimische Bäume wie Esskastanie, Elsbeere oder Hainbuche spielen eine größere Rolle als bisher. Auch schaut man sich nach alternativen Baumarten aus anderen Regionen um, die in ihrer wärmeren und trockeneren Heimat gut zurechtkommen. Bei diesen Überlegungen ist zu berücksichtigen, dass es auch trotz Klimawandels weiterhin Frostperioden geben wird. In Frage kommen etwa die Libanonzeder, die Korsische Schwarzkiefer, die Griechische Tanne oder der Baumhasel, alle aus dem eurasischen Raum.
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Kaiserslautern, 07.10.2019