Die deutsch-amerikanische Geschichte ist im kollektiven Gedächtnis der heutigen Zeit eher von der militärischen Präsenz seit 1945 geprägt. Kaum erinnert wird, dass die USA in der Folge des Ersten Weltkriegs einige Jahre Teile des Gebiets des heutigen Rheinland-Pfalz besetzt hielten. Hauptquartier war Koblenz, weshalb die derzeitige Ausstellung über Anwesenheit und Wirken der USA-Streitkräfte vor hundert Jahren „Stars and Stripes am Deustchen Eck in Koblenz“ betitelt ist. Noch bis Ende Oktober sind Fotos, Gegenstände, Objekte und Originalschreiben aus jener Zeit in der Kundenhalle der Kreissparkasse Kaiserslautern zu sehen.
Die Beziehung zwischen dem heutigen Gebiet Rheinland-Pfalz und den USA bestehe bereits seit Jahrhunderten, sagte Hartmut Rohden, Vorstand der Kreissparkasse Kaiserslautern, anlässlich der Ausstellungseröffnung. Dabei schlug er einen Bogen von den pfälzischen Auswanderungswellen im 18. und 19. Jahrhundert, über wirtschaftliche Verbindungen wie Niederlassungsgründungen deutscher Unternehmen in den Vereinigten Staaten bis in die Gegenwart wie z.B. der US-Airbase in Ramstein. „Die Pfalz und die Vereinigten Staaten hatten also schon Beziehungen zueinander als es jenen Staat noch gar nicht gab“, führte Rohden aus. Er hoffe, dass die zahlreichen Belege, die nun in der Kundenhalle ausgestellt sind, jene bislang eher gering erinnerte Zeitspanne nach dem ersten Weltkrieg bis Mitte der 1920er Jahre, ins Gedächtnis ruft.
Kaiserslauterns Oberbürgermeister Dr. Klaus Weichel unterstrich die Hoffnung, dass man mit dieser Ausstellung mehr über jene Zeit lerne und meinte, es gebe keinen besser gewählten Ort als Kaiserslautern für eine solche Ausstellung. Schließlich sei Kaiserslautern die amerikanischste Stadt europaweit, jeder in den Vereinigten Staaten kenne Kaiserslautern unter der Abkürzung „K-Town“. Er selbst habe nun aber erst kürzlich lernen müssen, dass auch Koblenz mit demselben Kürzel belegt worden war, was mit der US-Anwesenheit dort nach dem Ersten Weltkrieg entstand.
Andrew Lewis vom Generalkonsulat der USA in Frankfurt betonte das gute und langjährige transatlantische Verhältnis, das sich in politischen, kulturellen und ideologischen Aspekten immer wieder zeige. „Dieses transatlantische Verhältnis hat sich tief in unser gemeinsames kulturelles Verständnis eingegraben“, so Lewis. Dabei hob er besonders die Arbeit der Atlantischen Akademie hervor, die diese Ausstellung organisiert hat und dabei vom Generalkonsulat und den Stadtwerken Kaiserslautern unterstützt wird. Einer der Grundsätze der USA sei es, die Sicherheit zu garantieren, weshalb die USA eine starkes Europa wolle und seine deutschen Partner wertschätze. Investitionen in Sicherheit seien so immer auch Investitionen in ein freies und ökonomisch verbessertes Leben. Mit Blick auf die Ausstellung betonte Lewis den Wert der persönlichen Erfahrung. So habe der „Erfinder“ des europäischen Wiederaufbauprogramms nach dem Zweiten Weltkrieg, General George C. Marshall, mit seinem nach ihm benannten Plan ganz wesentlich auf seine eigenen Beobachtungen und Erfahrungen aus seiner Zeit als Militär im besetzten Landstrich von Trier, Mosel, Hunsrück, Westerwald nach dem Ersten Weltkrieg zurückgreifen können.
Aus keiner anderen Region seien so viele Menschen nach Amerika ausgewandert wie aus dem Südwesten Deutschlands, sagte Dr. David Sirakov, Direktor der Atlantischen Akademie Rheinland-Pfalz e.V. Auch er verwies darauf, dass meistens nur die Zeit ab 1944 in der Betrachtung stehe. So hoffe er, dass mit dieser Ausstellung die oft vergessene, spezielle Facette der deutsch-amerikanischen Geschichte nun wieder entdeckt werde.
Dr. Kai-Michael Sprenger vom Institut für Geschichtliche Landeskunde der Universität Mainz, der in Zusammenarbeit mit rheinland-pfälzischen Ministerien diese Ausstellung zusammengetragen hat, verdeutlichte in seinem Vortrag einige Zusammenhänge und Abhängigkeiten in der vor 100 Jahren besetzten Region um Koblenz. Dabei zeigte er neben politisch-militärischen Folgen des Versailler Vertrages von 1919 besonders auch das Alltagsleben der US-Soldaten und der Zivilisten in der Region an Mosel und Rhein auf. Viele Einblicke seien General Henry T. Allen, der zu jener Zeit das Oberkommando über die am Rhein stationierten US-Truppen hatte, zu verdanken, merkte Sprenger an. General Allen hatte sich ab den 1920er Jahren sehr darum bemüht, „nach dem gewonnen Krieg, nun den Frieden zu gewinnen“ und sich dabei besonders für notleidende Kinder eingesetzt.
Quelle Text:
Kreissparkasse Kaiserslautern
Am Altenhof 12-14
67655 Kaiserslautern
www.kskkl.de
Kaiserslautern, 30.09.2019