Viele Menschen möchten auch im hohen Alter zu Hause selbstbestimmt leben. Wollen Angehörige diesem Wunsch entsprechen, stoßen sie im Alltag meist schnell an ihre Grenzen. Dem Wunsch nach Selbstbestimmtheit und dem Gefühl zu Hause zu sein, entspricht ein neues Wohnkonzept der AWO Pfalz für Seniorinnen und Senioren in Kaiserslautern. Zwölf Frauen und Männer können in der Wohn-und Pflegegemeinschaft im Grübentälchen zusammen leben, so selbstständig und selbstbestimmt wie es noch möglich ist. Jeder Bewohner kann entscheiden, wie viel Gemeinschaft er dabei erleben will.
Der große, helle Raum ist Treffpunkt, Esszimmer, Fernseh- und Aufenthaltsraum zugleich. Von hier aus gelangt man ebenerdig auf die geschützte Terrasse. An sonnigen Tagen wird hier draußen gegessen.
Vorbild sind erfolgreiche Wohn-und Pflegegemeinschaften in ganz Deutschland. Irmgard Müller* ist 78 Jahre alt und kommt alleine zu Hause nicht mehr gut zurecht. Sie lebt in einer solchen WG, ihre Möbel hat sie beim Einzug mitgenommen, ihr Zimmer ist eingerichtet wie zu Hause. Frau Müller war es in ihrem bisherigen Leben immer schon gewohnt Beruf und Familie zu vereinbaren, alles zu organisieren und sich um Haushalt und Kinder zu kümmern. Das ist ihr wichtig. So soll es bleiben. Morgens aufstehen, wann man möchte, Wäsche waschen, einkaufen gehen, das Mittagessen kochen, einfach den gewohnten Rhythmus beibehalten. In der Senioren WG braucht es kein Unterhaltungsprogramm. Wenn Langweile aufkommt, wird schon mal Skat gespielt oder gemeinsam ein Kuchen gebacken, während andere Bewohner den Garten in Schuss halten. Abends trifft man sich zum gemeinsamen Fernsehen oder Plaudern- wer das nicht möchte, zieht sich in sein Zimmer zurück.
Die drei Söhne von Irmgard Müller waren anfangs skeptisch. Wie soll das Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlichen Charakteren und Pflegebedarfen funktionieren?
Hierfür gibt es sogenannte Präsenzkräfte in der WG. Das sind speziell geschulte Kräfte, die die Bewohner im Alltag unterstützen und helfen wo Hilfe nötig ist, zum Beispiel beim Schuhe binden. Sie begleiten zum Einkaufen und zeigen den Bewohnern, wie die moderne Waschmaschine funktioniert. Frau Müller vergisst manchmal den Kuchen im Backofen – das Präsenzpersonal stellt sicher, dass nichts anbrennt. Sie ordnen und strukturieren den Tag, ohne zu bevormunden. Getreu dem Motto – so wenig Hilfe wie möglich, so viel Unterstützung wie nötig. Das hält geistig und körperlich fit.
Irmgard Müller sitzt immer am Kopfende des großen Esstisches, das war zu Hause schon so. Darauf legt sie Wert. Jeder Bewohner hat seine Vorlieben und auch Eigenarten, diese sind bekannt und darauf wird Rücksicht genommen. Ein Sohn von Frau Müller kommt sie oft nach Feierabend in ihrem Zimmer besuchen, da er meist lange arbeiten muss. Er hat einen Schlüssel zur Wohnung. Wichtige Entscheidungen, die die gesamte WG betreffen, trifft er gemeinsam mit anderen Angehörigen. Damit das Alltagsleben in einer Wohngemeinschaft gut klappt, müssen die Bewohner zusammen passen, wie in jeder WG. Leben wie zu Hause, in einer Wohn- und Pflegegemeinschaft ist das möglich. * Name geändert
Terminvereinbarung und Informationen zur Besichtigung der AWO Wohn-und Pflegegemeinschaft „Grübentälchen in der Mennonitenstraße 11 a unter 0631 53448292.
Quelle Text/Bild:
AWO Pfalz e. V. Bezirksgeschäftsstelle
Maximilianstraße 31
67433 Neustadt / Weinstraße
www.awo-pfalz.de
Kaiserslautern, 17.07.2019