John Ironmonger – Der Wal und das Ende der Welt
Joe Haak hat für die Londoner Börse einen Algorithmus geschrieben, mit dem Vorhersagen auch für komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge möglich werden. Nach einer fehlerhaften Prognose flieht er aus der Stadt und landet in Cornwall, im kleinen Dorf St. Piran. Hier findet er freundliche, zum Teil etwas skurrile Menschen, die zusammenhalten – und ihn in ihre Mitte aufnehmen, als er ein großes Rettungsprogramm für einen gestrandeten Wal startet. Dann aber sagt sein Programm eine zerstörerische Epidemie voraus. Joe bereitet das Dorf auf den Zusammenbruch der Zivilisation vor und schottet es von außen ab. Hält die Menschlichkeit auch in großer Not? John Ironmonger hat keine düstere Dystopie geschrieben, sondern spielt quasi eine ganze Reihe von Überlegungen durch, wie der (moderne) Mensch in Ausnahmesituationen reagieren kann. In seiner Version ist das mutmachend und sehr unterhaltsam. (Aus dem Englischen von Tobias Schnettler und Maria Poets)
Roman | S. Fischer | 477 Seiten | 22,00 Euro
Leïla Slimani
All das zu verlieren
Roman | Luchterhand | 224 Seiten | 22,00 Euro
Die erfolgreiche, aber lustlose Journalistin Adèle, 37, verheiratet, bricht aus ihrem vermeintlich langweiligen Leben voller Konventionen aus, indem sie sich ihrer Sexsucht hingibt. Nach jedem Ehebruch überkommt sie Reue, und ihr wird klar, dass sie all das, was sie besitzt, verlieren könnte. Doch sie kann nicht anders, sie braucht Sex in immer brutalerer Form. Dann kommt es zum gewalttätigen Absturz, und ihr Mann erfährt von ihrer Nymphomanie. Beider Leben verändern sich daraufhin entscheidend. – In klarer, harter, bisweilen sentimentaler Sprache lernt der Leser eine einsame Frau kennen, die kaum auf Dauer zu kontrollieren ist und deren weiteres Leben im Unklaren bleibt. – So provokant wie dieser Roman sind auch Leïla Slimanis Essays in Warum so viel Hass? (btb, 64, Seiten, 8 Euro). Die Goncourt-Preisträgerin fragt: Wie verteidigen wir die Werte von Freiheit und Toleranz in Zeiten von zunehmendem Fanatismus? Wie viel Verantwortung trägt jeder von uns? (Aus dem Französischen von Amelie Thoma)
Maarten ‚t Hart
So viele Hähne, so nah beim Haus
Erzählungen | Piper | 288 Seiten | 22,00 Euro
Der große niederländische Autor Maarten ‘t Haart versammelt 18 Kurzgeschichten und Erzählungen in seinem neuen Band – und schreibt sie alle aus der Ich-Perspektive. Ob er die Lesereise nach Stockholm in den 1980er-Jahren so wirklich erlebt hat, spielt für den Lesespaß an der sich anbahnenden Liebesgeschichte keine Rolle. Und auch wenn die Geschichten über den Zuwachs an Hähnen vor seinem Haus oder die nach Liebe suchende Rentnerin im Casino nur der Fantasie des Autors entsprungen sind, so sind sie doch wunderbar pointiert und mit großer Könnerschaft formuliert. Wie übrigens alle Texte in diesem Band, in denen es auch um die Kirche und die Suche nach Gott, dem Orgelspiel oder die Stadt Leiden geht. (Aus dem Niederländischen von Gregor Seferens)
Tony Kent
3 2 1 – Im Kreis der Verschwörer
Thriller | Heyne | 624 Seiten | 14,99 Euro
Ein klassischer Verschwörungsthriller rund um dunkle Machenschaften der Politik, Korruption und den Nordirland-Konflikt: Ein Attentäter erschießt bei einer öffentlichen Veranstaltung einen einflussreichen britischen Politiker und begeht weniger später in Haft Selbstmord. Es wird klar: Er wollte seine Hintermänner schützen. Die Journalistin Sarah, die das Attentat aus nächster Nähe miterlebte und den Fall weiterverfolgen möchte, der Rechtsanwalt Michael Devlin und Sicherheitschef Joe Dempsey, der den Anschlag nicht verhindern konnte, beginnen Ermittlungen auf eigene Faust, denn sie alle haben ein Interesse an der Aufklärung. Sie wissen, dass sie sich in größte Gefahr begeben und bleiben dennoch dran, als sie einer unglaublichen Geschichte auf die Spur kommen. Mit einem Mal scheint die britische Regierung zu wanken … (Aus dem Englischen von Martin Ruf und Wolfgang Thon)
Pierre Lemaitre
Die Farben des Feuers
Hörbuch | Der Audio Verlag | 2 mp3-CDs | 24,00 Euro
Auf der Longlist 2/19 für den „Preis der deutschen Schallplattenkritik“: Im Frankreich der späten 1920er-Jahre wird just der Bankier Marcel Péricourt zu Grabe getragen, als dessen Enkel Paul so schwer stürzt, dass er sein Leben lang gelähmt sein wird. Marcels Tochter und Pauls Mutter, Madeleine, droht darüber zu zerbrechen, eine tiefe Niedergeschlagenheit versperrt ihr den Blick darauf, dass ihr enterbter Onkel Charles sich mit dem zurückgewiesenen Prokuristen Gustave zusammenschließt, um das Péricourt-Vermögen an sich zu reißen. Als es schon zu spät scheint, entschließt sich Madeleine zu einem Gegenangriff auf die Männerwelt, der gleich ganz Paris das Fürchten lehrt … Torben Kessler nimmt sich bei seiner Lesung eher zurück, steigert dadurch aber die Spannung umso mehr; raffiniert und sehr hörenswert! (Aus dem Französischen von Tobias Scheffel)
Simon Mason
Running Girl
Jugendbuch (ab 14) | Rowohlt Rotfuchs | 415 Seiten | 14,99 Euro
Garvie Smith ist 16, unglaublich gutaussehend, wahnsinnig intelligent, unordentlich und gelangweilt – beste Voraussetzungen, um der schlafmützigen Polizei ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Denn das hübscheste Mädchen der Stadt, die unsympathische Chloe, wurde tot aufgefunden, und Inspektor Singh kommt mit seinem Polizeiapparat einfach nicht in Schwung. Mit seiner Vorliebe fürs Knacken schwieriger Rätsel nähert sich der geniale Garvie, immer mal wieder auch mit Joint unterwegs, dem Mörder, was jedoch nicht ohne Folgen bleibt … Auch der zweite Band der frechen, sehr unterhaltsamen und wunderbar überzeichneten Jugend-Krimireihe ist bereits erschienen: Kid Got Shot. (Aus dem Englischen von Karsten Singelmann bzw. Alexandra Ernst)
Quelle Text/Bild:
buchhandlung blaue blume
Richard-Wagner-Str. 46
67655 Kaiserslautern
www.buchhandlung-blaue-blume.de
Kaiserslautern, 30.05.2019