Saarbrücker Zoll ermittelte im letzten Jahr 722 Mal gegen Baufirmen
Schwarzarbeit im Visier: Das Hauptzollamt Saarbrücken, das auch für Stadt und Kreis Kaiserslautern zuständig ist, kontrollierte im vergangenen Jahr 345 Bauunternehmen der Region auf illegale Beschäftigung, Sozialbetrug und die Einhaltung von Mindestlöhnen. Das sind 20,5 Prozent weniger Prüfungen als im Vorjahr, wie die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) mitteilt. Die Gewerkschaft beruft sich hierbei auf eine Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Beate Müller-Gemmeke (Grüne). Danach leiteten die Saarbrücker Zöllner 2018 in der gesamten Region 722 Ermittlungsverfahren wegen hinterzogener Steuern oder geprellter Sozialabgaben auf dem Bau ein – das sind 38,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Schaden belief sich auf rund 6,3 Millionen Euro.
„Die Zahlen zeigen: Die Baubranche bleibt ein Hotspot für Wirtschaftskriminelle. Je genauer der Zoll hinschaut, desto häufiger wird er fündig“, sagt Marina Rimkus von der IG BAU Süd-West-Pfalz. Die Entscheidung der Bundesregierung, das Personal der Finanzkontrolle Schwarzarbeit von aktuell 7.900 auf mehr als 10.000 Beamte bis zum Jahr 2026 aufzustocken, sei ein „wichtiges Signal zur Abschreckung“. Die IG BAU habe sich seit Jahren für dieses Ziel starkgemacht. „Illegale Beschäftigung ist kein Kavaliersdelikt und muss konsequent geahndet werden. Sie kostet nämlich reguläre Arbeitsplätze bei sauber arbeitenden Bauunternehmen in Kaiserslautern und drumherum.“
Mehr Kontrollen allein reichten jedoch nicht aus, um betrügerischen Firmen systematisch das Handwerk zu legen, betont Rimkus. „Wir brauchen ein ,Sündenregister‘ für Schwarzarbeit. Es muss eine öffentliche Kartei geben, in der die Betriebe aufgelistet werden, deren Geschäftsmodell auf illegaler Beschäftigung und Lohn-Prellerei beruht.“ So könne es auch der Stadt Kaiserslautern gelingen, schwarze Schafe künftig von der öffentlichen Auftragsvergabe auszuschließen.
Positiv bewertet Rimkus die geplanten zusätzlichen Kompetenzen für die Finanzkontrolle Schwarzarbeit. Ein Gesetzentwurf von Finanzminister Olaf Scholz sieht vor, dass die Beamten künftig bereits beim Verdacht auf illegale Praktiken einschreiten dürfen. Sie sollen dazu insbesondere Tagelöhner-Börsen verstärkt in den Blick nehmen. Im Kampf gegen organisierte Kriminalität wird es den Zöllnern außerdem erleichtert, Telefonate zu überwachen und Briefkastenfirmen im Internet zu verfolgen.
Nach Angaben der Bundesregierung prüfte das Hauptzollamt Saarbrücken im vergangenen Jahr insgesamt 1.552 Unternehmen auf illegale Beschäftigung und die Einhaltung von Mindestlöhnen. Dabei verhängten die Kontrolleure Bußgelder in Höhe von rund 2,7 Millionen Euro und Freiheitsstrafen von 594 Monaten.
Foto: IG BAU
Bild-Unterzeile: „Keine Bauaufträge an Schmutz-Firmen“: Marina Rimkus, Bezirksvorsitzende der IG BAU Süd-West-Pfalz, fordert, dass Baufirmen, die durch Schwarzarbeit oder Lohn-Prellerei aufgefallen sind, von der öffentlichen Auftragsvergabe ausgeschlossen werden.
Quelle Text/Bild:
Industriegewerkschaft
Bauen-Agrar-Umwelt
Bezirksverband Süd-West-Pfalz
Mitgliederbüro Kaiserslautern
Barbarossastr. 5
67655 Kaiserslautern
www.igbau.de
Kaiserslautern, 28.05.2019