Sarah Kuttner – Kurt
Kurt, das ist zum einen der Freund der Ich-Erzählerin Lena, mit dem sie gerade in den Berliner Speckgürtel gezogen ist, um dort ihr Glück in einer leicht verspießten Umgebung zu finden. Kurt, so heißt aber auch der Sohn aus der ersten Beziehung von Kurt senior, der nun hin und wieder bei dem Pärchen wohnt. Lena entwickelt eine enge, liebevolle Beziehung zu dem Sechsjährigen. Doch dann verunglückt das Kind tödlich, und Lenas Partner versinkt in tiefer Trauer. Sie erreicht ihn kaum noch, er kapselt sich ab und wird unerreichbar für sie. Scheitert die Beziehung an der Trauer? – Sarah Kuttner macht die Fassungslosigkeit und Hilflosigkeit ihrer Protagonistin spürbar. Wie sprachlos uns Kummer und Trauer anderer machen, stellt die Autorin eindrücklich dar, zeigt aber auch, dass man daran wachsen kann.
Roman | S. Fischer | 240 Seiten | 20,00 Euro
Lukas Lindner – Der Letzte meiner Art
Roman | Kein & Aber | 272 Seiten | 19,00 Euro
Alfred von Ärmel ist der jüngste Spross einer alteingesessenen, reichen, inzwischen dekadenten Berner Familie: Die Mutter ist stark, aber total abgedreht, der Vater wirkt geistig umnachtet, nachdem ein chinesischer Jungunternehmer seine Wimpelfabrik aufgekauft hat, der ältere Bruder gilt als genial und macht sich aus dem Staub – so bleibt es an dem Jüngsten hängen, für neuen Ruhm der Familie zu sorgen. Da ihm die Möglichkeit seines Namensgebers und Vorfahren, bekannt als der Schlächter von Margnano (soll in einer Schlacht vierzig Franzosen mit einer Hellebarde erschlagen haben), nicht zur Verfügung steht, verlegt er sich auf Methoden des 21.Jahrhunderts, um zum Helden zu werden: als Sänger in einem TV-Wettbewerb, als Schauspieler, als Besitzer einer Pizzabude, als Liebhaber … Dabei erweist er sich als sympathischer Held des Scheiterns, der sich selbst als Witzfigur, als Karikatur, als Letzter seiner Art bezeichnet. Man kann in dem Roman einen Abgesang auf das erschlaffte Kulturbürgertum lesen oder ihn als Satire auf den Selbstoptimierungskult verstehen – auf jeden Fall ist er äußerst witzig, voller grotesker Situationen und überraschender Begegnungen der ohnehin skurilen Figuren miteinander. Eine Tragikomödie, ein „Heldenepos“.
Jan-Christoph Nüse – Operation Bird Dog
Krimi | Gmeiner | 420 Seiten | 15,00 Euro
Victor Wrede und seine Frau sterben Anfang der 1950er-Jahre, ihr Sohn Carl wird bewusstlos aufgefunden – hat sich der Bankdirektor wirklich selbst das Leben genommen, wie es offiziell heißt, und Carl nur glücklich überlebt? Das möchte Carl, inzwischen erwachsen, herausfinden. Das Brisante: Sein Vater hatte eine wichtige Funktion bei der Währungsreform 1948, bei der heimlich große Mengen neues Geld nach Westdeutschland gebracht wurde. Auf dieses Geld hatten es aber auch ehemalige SS-Funktionäre abgesehen, die die neue D-Mark für ihre Netzwerke abgreifen wollen. Wie passt da sein Vater ins Spiel? Und was ist mit den US-Amerikanern, die unbedingt die Sowjets übertrumpfen wollen? – Der Journalist Jan-Christoph Nüse hat einen flotten Politthriller über eine riskante Wirtschaftsmaßnahme verfasst. Fundiert, spannend, erhellend.
Simone Kern – Der antiautoritäre Garten
Sachbuch | Kosmos | 127 Seiten | 19,99 Euro
Landschaftsarchitektin Simone Kern möchte mit ihrem Buch Ideen vermitteln, wie in Zeiten des Klimawandels naturnahe Gärten angelegt werden können, die schön, ökologisch und zeitsparend sind. Die Grundidee: Heimische Pflanzen setzen, die sich mit den Jahren selbst vermehren und ideal an die herrschenden Bedingungen angepasst sind. Sie stellt Pflanzideen für Vor-, Kräuter-, Mauer- oder Dachgärten vor, gibt Tipps für die Beetgestaltung und macht Mut, es einmal mit „Vagabunden“ zu probieren. Wer jetzt im Frühjahr damit beginnt, darf darauf hoffen, dass sich sein Garten bald „selbst gestaltet“, wie das Buch im Untertitel verspricht.
Katja Ludwig – Das Mauerschweinchen. Ein Wendebuch
Kinderbuch (ab 9) | cbj | 216 Seiten | 13,00 Euro
Nach einer wahren Geschichte: Nora lebt in Berlin, noch von einer Mauer geteilt, auf der Westseite. Sie wünscht sich heiß und innig ein Haustier, das tatsächlich eines Tages vom Himmel kommt – in einer selbstgebauten Flugmaschine landet ein Meerschweinchen im Baum vor Noras Tür. / Aron lebt auf der Ostseite der Mauer, baut gern fliegende Apparate und will ein Meerschweinchen vor einer Metzgerfamilie retten. Also packt er Bommel ein und schickt ihn über die Mauer in Sicherheit. – Von der einen Seite gelesen, entdeckt man Arons Geschichte und sein Leben in der DDR, bis man in der Mitte des Buches auf eine „Mauer“ stößt. Dreht man das Buch um, kann man Noras Hälfte des Abenteuers entdecken. Eine tolle Art und Weise, diese unglaubliche Geschichte zu lesen (und nebenbei etwas über die deutsch-deutsche Vergangenheit zu erfahren).
Quelle Text/Bild:
buchhandlung blaue blume
Richard-Wagner-Str. 46
67655 Kaiserslautern
www.buchhandlung-blaue-blume.de
Kaiserslautern, 21.03.2019