Behaglichkeit bei niedrigerem Energieverbrauch: Workshop zu Infrarotheizungen in Fahrzeugen

Mit herkömmlichen Heizungen kommen Elektrofahrzeuge schnell an ihre Grenzen: Müssen Fahrer im Winter stark heizen, sinkt die Reichweite. Anders sieht es bei Infrarotheizungen aus. Sie sind wesentlich energieeffizienter und sorgen schneller als herkömmliche Systeme für Behaglichkeit in der Fahrerkabine. In einem Workshop am Donnerstag, den 4. April, auf dem Campus der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK) stellen Ingenieure um Professor Dr. Roman Teutsch und Dr. Peter Kosack ihre Technik vor. Sie haben eine Infrarotheizung entwickelt, die einfach in Fahrzeugen zum Einsatz kommen kann. Außerdem geht es bei dem Workshop um die Nutzung dieser Heizungssysteme in Gebäuden.

Das Phänomen kennt jeder: Im Winter reichen wenige Sonnenstrahlen aus, damit Menschen Wärme spüren. Im Schatten ist es nach wie vor kalt. Verantwortlich dafür sind Infrarotstrahlen. Sie sorgen für Behaglichkeit, auch wenn die Lufttemperatur gering ist. Dieser Effekt kommt auch bei Infrarotheizungen zum Einsatz. „Im Vergleich zu herkömmlichen Heizsystemen wird nicht die Luft in einem Raum erwärmt, sondern vorwiegend nur die Oberflächen“, sagt Dr. Peter Kosack, der an der Technischen Universität Kaiserslautern den Arbeits-Kreis Infrarot leitet. „Dies reicht aus, um das Wärmeempfinden zu erhöhen.“

Auch für Fahrzeuge ist die Methode interessant. „Vor allem bei Autos und Nutzfahrzeugen mit Elektroantrieb macht sie Sinn, da hier zum Heizen beispielsweise keine Abwärme des Motors genutzt werden kann“, fährt Kosack fort. „Muss der Fahrer in den Wintermonaten stark heizen, sinkt die Reichweite deutlich, teilweise um die Hälfte.“

Am Zentrum für Nutzfahrzeugtechnologie beziehungsweise im Arbeits-Kreis Infrarot forscht ein Team um Dr. Kosack und Professor Dr. Roman Teutsch schon lange an dieser Technik: Es hat eine Infrarot-Heizung entwickelt, die in Fahrerkabinen zum Einsatz kommen kann. Sie besteht aus Matten (Pads) verschiedener Größen. In den Matten befindet sich stromleitendes Material, das die Oberflächen der Pads aufheizt, die dann Infrarotlicht abstrahlen. „Die Pads können punktuell an verschiedenen Stellen in der Fahrerkabine verbaut werden, zum Beispiel an der Innenseite der Türen, im Dach oder in der Armatur“, sagt Professor Teutsch, der das Lehrgebiet für Konstruktion in Maschinenbau und Fahrzeugtechnik leitet und dem Zentrum für Nutzfahrzeugtechnologie vorsteht. Beim Einbau muss man nur darauf achten, dass die Pads nach außen hin gut isoliert sind, damit die Wärme nicht nach außen verloren geht.

Auf dem Campus haben die Ingenieure ihre Technik im Modell einer Fahrerkabine getestet und untersucht, wie das Heizsystem am besten eingebaut wird. Dabei haben sie auch festgestellt, dass ihr System deutlich weniger Energie verbraucht als herkömmliche Methoden. „Klassische Heizungen kommen auf eine Leistung von rund 4.000 bis 6.000 Watt, wir liegen lediglich bei circa 1.200 Watt“, so Teutsch. Auch heizt die Technik wesentlich schneller. „In rund einer Minute strahlen die Pads Wärme ab und sorgen für Behaglichkeit“, nennt Teutsch als Vorteil.

Die Forschung zu diesem Heizsystem steckt gewissermaßen noch in den Kinderschuhen: Die Kaiserslauterer Ingenieure zählen zu den wenigen Wissenschaftlern, die sich mit diesem Forschungsgebiet befassen. Beim Workshop auf dem Campus stellen sie ihr Verfahren vor und zeigen, wie es in Autos und Nutzfahrzeugen sinnvoll zum Einsatz kommen kann. Zugleich geht es bei der Veranstaltung auch darum, wie die Heiztechnik in Gebäuden Verwendung findet. „Sie eignet sich nicht für jeden Gebäudetyp“, sagt Kosack, der sich gemeinsam mit Professor Teutsch auch in der Interessengemeinschaft Infrarot (IG Infrarot) engagiert. Verbrauchern rät er deshalb, sich an die IG Infrarot zu wenden, wenn sie sich für das System interessieren. „Ansonsten kann es teuer werden, wenn die Heizung nicht fachgerecht eingebaut wird.“

Der Workshop „Infrarotheizungen in Fahrzeugen und Gebäuden – Konzepte, Gemeinsamkeiten, Forschungsergebnisse“ findet am 4. April in der „Rotunde“ der TUK in Gebäude 57 statt. Los geht es um 9.30 Uhr.

Es sind noch wenige Plätze frei. Eine Anmeldung per E-Mail an kosack@rhrk.uni-kl.de ist noch möglich.

Den Flyer zum Herunterladen gibt es unter http://www-user.rhrk.uni-kl.de/~kosack/forschung/?Home

Der Arbeits-Kreis Infrarot der TU Kaiserslautern

Im Arbeits-Kreis Infrarot bündeln sich die Ressourcen und Kompetenzen der Technischen Universität Kaiserslautern zum Thema Elektro-Infrarotheizungen. Damit bietet der Arbeits-Kreis Infrarot dem Markt einen zentralen Ansprechpartner für integrale Lösungen zur Konstruktion und zu Prüfverfahren für diese Produkte. Entsprechend umfangreich ist das angebotene Portfolio, das sich sowohl an kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) als auch an Großunternehmen richtet. Ziel ist, gemeinsam mit der Industrie innovative Produkte zu entwickeln, um so den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen zur Energie-Effizienz von Elektro-Infrarotheizungen zu begegnen.

Das Zentrum für Nutzfahrzeugtechnologie an der TU Kaiserslautern

Am Zentrum für Nutzfahrzeugtechnologie (ZNT) arbeiten über 150 Forscher von mehr als 13 Lehrgebieten aus Informatik, Elektro- und Informationstechnik sowie aus dem Maschinenbau interdisziplinär zusammen. Sie entwickeln etwa Techniken für das autonome Fahren und Rechenverfahren, die sicherstellen, dass die Technologien in den Fahrzeugen zuverlässig funktionieren. Ferner arbeiten sie an intelligent vernetzten Fahrzeugen und erforschen, wie Menschen und Fahrzeuge künftig miteinander interagieren. Ein weiteres Forschungsgebiet ist die Steigerung der Energie- und CO2-Effizienz durch Leichtbau, alternative Kraftstoffe, Hybridisierung und Elektromobilität. Das ZNT ist Teil der Commercial Vehicle Alliance Kaiserslautern (CVA) und kooperiert mit vielen der direkt neben dem Uni-Campus angesiedelten Forschungsinstituten. Auch eine enge Zusammenarbeit mit Nutzfahrzeugherstellen und Zuliefern zeichnet das ZNT aus. Mehr unter www.uni-kl.de/znt

Die Technik der Kaiserslauterer Forscher kann einfach in die Fahrerkabine eingebaut werden.
Foto: Koziel/TUK

Quelle Text/Bild:
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Hochschulkommunikation
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Kaiserslautern: 18.03.2019